„Einsamkeit ist die größte Armut, die es gibt“, erkannte schon Mutter Teresa. Und ähnliche Beobachtungen macht man auch bei den Maltesern: Seit 2001 leisten sie neben ihrem Rettungsdienst auch Besuchsdienste bei älteren Menschen: 300 Ehrenamtliche besuchen für sie in Baden-Württemberg rund 1300 ältere und einsame Menschen zuhause – und sind oft der einzige Kontakt, den diese am Tag haben, berichtete der Regional- und Diözesangeschäftsführer der Malteser Klaus Weber. Als „eins der traurigsten Gefühle und spätestens seit Corona eins der drängendsten Themen der Gesellschaft“ beschrieb auch Claudia Frenzel von den Maltesern Einsamkeit, besonders im Alter, die oft auch noch durch Altersarmut verstärkt werde.
Bietigheim-Bissingen Treffpunkt gegen Einsamkeit
Mit Unterstützung der Mutter-Teresa-Stiftung soll in den kommenden drei Jahren eine Reihe von Angeboten realisiert werden.
In dieser gemeinsamen Überzeugung kamen die Malteser und die Mutter-Teresa-Stiftung im „Treffpunkt M“ in der Stuttgarter Straße zusammen: Die Stiftung sichert das neue Projekt der Malteser für die kommenden drei Jahre finanziell: Ziel ist, kostenlose und niedrigschwellige Angebote zur Teilhabe anzubieten – „Treffpunkt M – Mit dabei und Miteinander“ ist Titel und Programm.
Was im Januar startete, stehe nun endlich „auf festen Beinen“, freute sich Projektkoordinatorin Judith de la Vega, seit Jahresbeginn schon laufen die einzelnen Angebote: das „Digitalcafé“, wo Fragen rund um digitale Kommunikation beantwortet werden, der Sitztanz bei eingeschränkter Mobilität ebenso wie das gesellige Tanzen, wenn man ohne Partner kommt, das Gedächtnistraining, der Buchclub, die „musikalische Reise“. Ein Repair-Café ist in Planung.
Seniorennachmittag eingestellt
Den Seniorennachmittag musste man dagegen wegen zu geringer Nachfrage nach drei Monaten einstellen – wahrscheinlich wegen einem zu großen Angebot solcher Veranstaltungen auch von anderen Organisationen. Ein Besuchsdienst soll ebenfalls aufgebaut werden, im Verhältnis 1:1, zum auf den Friedhof gehen oder sich einfach mal auszutauschen. Hierfür werden immer Ehrenamtliche gesucht, machte de la Vega deutlich. Durch die Förderung der Mutter-Teresa-Stiftung können die Projekte nun langfristig geplant werden, Ziel ist es, ein funktionierendes Programm aus Ehrenamtlichen und Angeboten aufzubauen – nach der Förderungszeit soll es eine Fortsetzung geben.
„Hilfe zur Selbsthilfe“ sei ganz wichtig, viele würden herkommen und selbst aktiv werden, keiner solle „als Hilfsempfänger einsortiert“ werden, betonte Michael Leser aus dem Vorstand der Mutter-Teresa-Stiftung, der zusammen mit Jörg Sauter den Scheck übergab. Das Projekt habe ein „Potenzial als Leuchtturmprojekt“.
Mit dem „Treffpunkt M“ haben die Angebote auch einen zentralen Ort: Die Nähe des Bietigheimer Bahnhofs in der Stuttgarter Straße 76 ermöglicht ein einfaches Erreichen, auch wenn man aus dem Umland kommt. „Einen Treffpunkt für alle schaffen – mit oder ohne Geld“, beschreibt Jessica Koch das Ziel, das die Malteser mit dem Café verfolgen. Hier gibt es auch preiswertere, reduzierte Angebote für Besucher mit Tafelberechtigung.
Das Projekt passe ins Thema „soziale Stadt“, das man in Bietigheim-Bissingen verfolge, betonte Bürgermeister Jürgen Kessing, der ebenfalls bei der Vorstellung des Projekts anwesend war. Der Austausch zwischen dem Projekt und dem Familienbüro der Stadt finde statt.
Viel los im Digitalcafé
Im Café des Treffpunkt M konnte man derweil schon einen Eindruck vom Erfolg des Projekts bekommen: Beim Digitalcafé waren die Tische voll besetzt. An jedem stand ein Ehrenamtlicher für Fragen bereit, von denen es offensichtlich viele gab: angeregte Gespräche und Lachen füllten den Raum, mit den 56 Teilnehmern ist man per Du. „Manchmal muss ich auch googeln“, weil er die Antwort nicht direkt wisse, gestand Christoph Rothenberger lachend, der die Veranstaltung leitet. Das Handy einrichten, eine Mail als Spam erkennen, den Status auf Whatsapp ändern, all das wird hier besprochen.
Und nebenbei kommt man ins Gespräch, es habe sich, so die Projektkoordinatorin, eine „muntere Gruppe herausgebildet, die auf die wöchentlichen Treffen im Treffpunkt freuen.“ Jonathan Lung