Für die Entwicklung des Autos von morgen braucht es einen fundamentalen Wandel. Davon sind Derek de Bono, Software Defined Vehicle Product Vice President der Valeo-Gruppe, und Joachim Mathes, Chief Technology Officer von Valeo Comfort and Driving Assistance Systems, überzeugt. Bei einem Webinar haben sie einen Einblick in den Entwicklungsprozess hin zu einem „Sofware-Defined Vehicle“ gegeben.
Bietigheim-Bissingen Valeo: Das Auto der Zukunft
Das „Softwaredefinierte Fahrzeug“ ist laut Valeo nicht nur ein „Smartphone auf Rädern“. Zentral dabei: Die Entkoppelung von Hard- und Software.
Branche an Wegkreuzung
Das „Softwaredefinierte Fahrzeug“ ist kein „Smartphone auf Rädern“, das nur zwei, drei Jahre genutzt werde, sagte de Bono. Die Nutzungsdauer eines Autos sei deutlich länger. Doch auch hier steigen die Erwartungen der Kunden an dessen digitalen Fähigkeiten und damit auch die Kosten, zum Beispiel für Software-Updates. Es reiche nicht aus, nur Batterien in Autos zu verbauen, um den künftigen Anforderungen an die Fahrzeuge gerecht zu werden. „Um diese Kosten zu senken muss das Business-Modell überdacht werden“, sagte Mathes.
Dabei stehe die Branche derzeit an einer Wegkreuzung. Die Software in den Autos müsse schnell, leicht und sicher auf den neuesten Stand gebracht werden. Dazu brauche es unter anderem Offenheit in Bezug auf Innovationen und Kollaboration. Dies ermögliche eine endlose Skalierbarkeit, setze den Austausch von Daten voraus sowie die Entkopplung von Hard- und Software. Denn heute sei die Software noch stark in die Hardware eingebettet, der Lebenszyklus beider eng miteinander verzahnt. Nach einer Entkopplung könnten Software-Feature verbessert, Fehler behoben und neue Features bei Bedarf geladen werden. Valeo sehe sich jedoch nicht als Anbieter eines „App-Shops“ für Endkunden. Die Software-Angebote könnten Autobesitzer dann künftig über die Autobauer beziehen, erläuterte Mathes. „Und hoffentlich wird der Endverbraucher dafür zahlen“, sagte de Bono.
Aus diesem Modell würden sich drei Wege eröffnen: Die Entwicklung und Betreuung neuer Software, neue Features für Kunden auf Anfrage sowie kontinuierliches Upgrade der Software und deren Wartung über die gesamte Lebensdauer.
Neues Design nötig
Um das „Softwaredefinierte Fahrzeug“ umzusetzen, müssten die Fahrzeuge anders als bisher designed werden: Die Basis müsse ein Satz aus standardisierten Komponenten bilden. Die Stromverwaltung müsse zonal aufgebaut, der Computer zentralisiert sein. Außerdem benötigen die Fahrzeuge einen Konnektivitätshub. Um die verschiedenen modularen Elemente umzusetzen, müssten die verschiedenen Player zusammenarbeiten. „Wir müssen neue Dinge ausprobieren und den Kunden eine Auswahl anbieten“, sagte Mathes. Die Herausforderungen der Zukunft seien neben der Cybersicherheit die Kompatibilität, die Wartung während des gesamten Lebenszyklus sowie das Variantenmanagement. Claudia Mocek