Bietigheim-Bissingen Viel Applaus für Musiker-Nachwuchs

Von Dietmar Bastian
Das Jugendblasorchester der Musikschule Stuttgart bestritt den ersten Teil des Konzerts im Bietigheimer Kronenzentrum. Foto: /Oliver Bürkle

Das Jugendblasorchester der Musikschule im Schloss Bietigheim-Bissingen empfing das mit ihm befreundete Stuttgarter Orchester zum Gegenbesuch.

Begegnungen bereichern, eröffnen neue Perspektiven, spornen an und ziehen Freundschaften nach sich – dies gilt in besonderer Weise für musikalische. Es ist ein schöner Zufall, dass die Leiterin des Jugendblasorchesters Bietigheim-Bissingen Sandra Kaltenbrunn und der Leiter des Stuttgarter Orchesters Alexander Beer seit Studienzeiten miteinander befreundet sind und sie im vergangenen Jahr die naheliegende Idee zu einem Begegnungskonzert in der Stuttgarter Liederhalle hatten. Der Gegenbesuch fand nun in dieser Woche am Dienstag im Kronenzentrum statt.

Zwischen den beiden Orchestern, die vom musikalischen Niveau her absolut ebenbürtig, in der Besetzung und Literaturauswahl aber doch etwas unterschiedlich sind, lassen sich schon jetzt, nach nur zwei gemeinsamen Auftritten, neue Freundschaften beobachten.

Die 50 bis 60 Stuttgarter Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter zwischen 14 und 22 Jahren bezeichnen sich als „Sinfonisches“ Jugendblasorchester. Es spielen mehr Holzblasinstrumente mit als im Bietigheim-Bissinger JBO. Auch tritt es überwiegend mit Originalwerken für sinfonische Blasorchester, etwa mit Werken von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Gustav Holst, Ralph Vaughan Williams oder Darius Milhaud, auf.

Gleichermaßen erfolgreich

Sein Bietigheim-Bissinger Pendant hat einen kräftigeren Blechsound und ergänzt sinfonische und konzertante Werke häufiger durch moderne und unterhaltende Kompositionen. Beide Orchester betreiben regelmäßige Austausche, nehmen an Musikfestivals teil und sind bei Orchesterwettbewerben gleichermaßen erfolgreich. Der Kronensaal war am Dienstagabend recht gut besetzt. Es dürften vor allem die Familien und Freunde der insgesamt weit über 100 Mitwirkenden gewesen sein, die das zweigeteilte Konzert mit großem Interesse verfolgten.

Im ersten Teil füllten die Stuttgarter die Kronenbühne weitgehend aus und spielten eine Ouvertüre von Mendelssohn, die „Ukrainische Rhapsodie“ von Franco Cesarini, das vierteilige Stück „Puszta“ von Jan van der Roost und Leonard Bernsteins pfiffiges „Danzon“ aus dem Ballett „France Free“, sowie zwei Zugaben. Es brauchte Mendelssohns „Ouvertüre für Harmoniemusik op. 24“, bis die Stuttgarter sich ganz freigespielt hatten, um danach umso glänzender und klangvoller ihre Klasse unter Beweis zu stellen. Die „Ukrainische Rhapsodie“ war angesichts der aktuellen Weltlage natürlich nicht zufällig Teil des Programms und überraschte mit liedhafter, slawischer Melodik und Harmonik. Die atmosphärisch dichte und virtuose Komposition „Puszta“ erhielt besonders viel Applaus, ebenso Bernsteins „Danzon“ und der Pausenrausschmeißer „Cool“ aus der „West Side Story“.

Bestens vorbereitet

Auch das JBO Bietigheim-Bissingen hatte nach der Pause ein klanggewichtiges Programm im Notenordner: Den Konzertmarsch „Arsenal“ von Jan van der Roost, das fantasievolle „Imagasy“ von Thiemo Kraas, „Pequena Czarda“ von Pedro Iturralde, „Eine kleine jiddische Ragmusik“ von Adam Grob und die „Suite No. 2 Columbiana“ von Victoriano V. Rincon. Das gesamte Repertoire des JBO ging den circa 60 Musikerinnen und Musikern leicht von der Hand beziehungsweise vom Mund. Sandra Kaltenbrunn, die das Ensemble mit einem klaren Dirigat spürbar im Griff behielt, hatte die Jugendlichen und jungen Erwachsenen bestens vorbereitet – und dies bestimmt auch deshalb, weil die Bietigheim-Bissinger in den Pfingstferien mit eben diesem Programm nach Overland Park und Downers Grove reisen werden.

Ein Höhepunkt unter vielen war gewiss das technisch und musikalisch überragende Spiel der Altsaxophonistin und mehrfachen Bundespreisträgerin beim Wettbewerb Jugend musiziert, Jette Schwarz. Viel Applaus für zwei tolle Jugendblasorchester.

 
 
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