Bietigheim-Bissingen Was tun, wenn der Akku brennt?

Von Heidi Falk
Bei einem brennenden E-Auto kann der Abrollbehälter Hochvolt zum Einsatz kommen. Das sei jedoch das letzte Mittel. „Danach ist das E-Auto kaputt“, sagt Feuerwehrkommandant Frank Wallesch. Foto: /Martin Kalb

Feuerwehrkommandant Frank Wallesch gibt Antworten auf Fragen rund um E-Autos, E-Bikes, Handys und was wirklich vor einem Akkubrand schützt. 

Die Sonne scheint derzeit ordentlich, das freut die Betreiber von Photovoltaikanlagen. Sinnvoll ist dabei, den überschüssigen Solarstrom in Batterien zu speichern, um ihn auch zeitversetzt nutzen zu können. Oftmals steht der entsprechende Energiespeicher im Keller, der nur über eine schmale Treppe erreicht werden kann. Da fragt sich der ein oder andere: Was passiert eigentlich, wenn der Akku anfangen sollte zu brennen? Viele kennen Horrorgeschichten von kaum zu löschenden Akkubränden, ob bei E-Autos, Handys, E-Zigaretten oder E-Bikes. Im Flugzeug weisen die Flugbegleiterinnen darauf hin, sich sofort zu melden, wenn sich der Handyakku sonderbar verhält. Was hat es auf sich mit der Panik vor dem brennenden Energiespeicher? Die BZ hat bei der Freiwilligen Feuerwehr in Bietigheim-Bissingen nachgefragt.

Ist Brand gleich Brand?

„Grundsätzlich ist ein Brand eines Energiespeichers nicht viel anders als ein anderer Brand“, gibt Frank Wallesch, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Bietigheim-Bissingen, Entwarnung. Zum Brand von E-Autos sagt er: „Mir ist im Landkreis Ludwigsburg kein einziger Fall bekannt, der von einer Batterie ausgegangen ist.“ Er kenne insgesamt keinen Fall, bei dem ein serienmäßiges E-Auto einfach so angefangen habe zu brennen.

Es habe Versuche bei Porsche Engineering in Bietigheim-Bissingen gegeben mit einem Formel-E-Auto, bei dem es zu starker Rauchentwicklung gekommen sei. Ebenso habe es bei AMG in Affalterbach einen Fall gegeben, bei dem sich die Batterie eines E-Autos beim Zusammenbau entzündet habe. Das seien allerdings Vorfälle im Versuch gewesen, nicht bei serienmäßig gebauten E-Autos. Wallesch geht noch weiter und berichtet von einem Verkehrsunfall, bei dem ein Tesla in Vollbrand stand. „Es stand nur noch das Gerippe des Fahrzeugs. Der Akku jedoch, der war vollkommen unbeschädigt.“

Und das sei auch das Entscheidende: „Weist ein Akku äußere Beschädigungen auf, sollte er umgehend aussortiert werden“, so der Feuerwehrkommandant. Selbes gilt, wenn der Akku beim Ladevorgang sehr heiß wird. In solchen Fällen sollte man das defekte Teil ins Freie bringen und beobachten. Passiert nichts, könne man Batteriespeicher dort zurückgeben, wo man neue Akkus kaufen kann. Diese Unternehmen hätten dann sogenannte Havarieplätze, wo Akkus mit Brandgefahr problemlos gelagert und – im Fall der Fälle – gelöscht werden können. Havarieplätze sind zumeist im Freien und gut belüftet. Eine feuerfeste Unterlage, etwa Beton, ist wichtig, damit sich im Brandfall das Feuer nicht ausbreiten kann. Außerdem sollte eine Überwachung gegeben sein.

Komme es allerdings zur Rauchentwicklung, rät der Profi von eigenen Löschversuchen entschieden ab. Dann sollte umgehend die Feuerwehr gerufen werden. Denn auch wenn Akkubrände ähnlich ablaufen wie normale Brände, „ist die unglaubliche Energiedichte erstaunlich“, sagt Wallesch. Ein Akkubrand sei um ein vielfaches heißer und die Energie werde sehr schnell freigesetzt. Außerdem entstehe ein weißer, hochgiftiger Rauch, dem nur mit Atemschutz begegnet werden sollte. Deshalb müsse in so einem Fall auch weitläufiger abgesperrt werden. Für den Löschvorgang an sich werde außerdem deutlich mehr Wasser gebraucht.

Kaltstellen nach Akkubrand

Auch das Vorgehen nach dem Löschvorgang unterscheide sich von einem regulären Feuer. Bei einem normalen Autobrand werde nach der Löschung nochmals die Temperatur gemessen, damit ist der Vorgang dann aber auch abgeschlossen. Brennt ein Akku, muss dieser nach der Löschung über einen längeren Zeitraum kaltgestellt werden und das auf einem Havarieplatz.

Denn ein Akku kann sich nochmals spontan erhitzen, was am „Thermal Runaway“ liege. „Die Zellen im Akku können sich wie bei einem Dominoeffekt gegenseitig anstecken“, erklärt Wallesch. Ein Kurzschluss im Akku kann dazu führen, dass sich die betroffene Stelle stark aufheizt. Die dabei entstehende Hitze kann umliegende Zellbereiche thermisch schädigen und weitere chemische Reaktionen auslösen. Diese setzen zusätzliche Wärme frei, wodurch sich ein selbstverstärkender Prozess entwickelt. Innerhalb kurzer Zeit wird ein Großteil der im Akku gespeicherten Energie freigesetzt, der in einem Brand enden kann.

Die Feuerwehr setzt beim Löschen vor allem auf Wasser, bei kleinen Akku-Geräten können auch Löschdecken oder Feuerlöscher zum Einsatz kommen. Kommt es zum E-Auto-Brand, kann der Abrollbehälter Hochvolt benutzt werden. „Der Container ist das letzte Mittel, danach ist das E-Auto nämlich kaputt“, sagt Wallesch. Der Container hat eine Seilwinde, mit der das Fahrzeug ins Innere gezogen wird. Er kann dann geschlossen und mit Wasser geflutet werden, um eine Wiederentzündung zu verhindern. Dafür gibt es Anschlüsse zum Befüllen und auch zum Ablassen des Wassers.

Untersuchen des Löschwassers

Das Wasser wird vor dem Ablassen untersucht, da es mit Flusssäure verschmutzt sein kann. Die Säure kann bei der Zersetzung von Lithium-Ionen-Batterien entstehen und ist stark ätzend. Das betroffene Auto bleibt rund vier Tage im Container, der in dieser Zeit nicht bewegt wird. Der Abrollbehälter, der der Bietigheimer Wehr seit vier Jahren als Dauerleihgabe der Werksfeuerwehr der Firma Porsche zur Verfügung steht, kam übrigens noch nie zum Einsatz, außer zu Übungszwecken.

Tipps vom Profi: Der Feuerwehrkommandant setzt auf vorbeugenden Brandschutz und verrät, dass er seinen privaten Batteriespeicher für die PV-Anlage absichtlich nicht in den Keller hat bauen lassen, sondern in die Garage. „Man kann vieles verhindern, wenn man sich im Vorfeld Gedanken macht“, sagt er und rät dazu, das Handy nicht auf dem Holznachttisch, sondern lieber auf Fliesen zu laden und den Akku für das E-Bike nicht auf dem Wohnzimmerteppich, sondern auf einer nicht brennbaren Unterlage zu laden. Sollte es für den Tipp mit der Garage zu spät sein, empfiehlt der Experte, das Gerät in einen verschließbaren und idealerweise luftdichten Raum zu stellen und unbedingt Rauchmelder anzubringen.

„Es ist normal, eher vor dem Unbekannten Angst zu haben. Jedoch ist diese Angst unbegründet“, sagt Wallesch zum Akkubrand.

 
 
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