Mitte des Jahres, etwa Juni/Juli, haben wir einen Wasserschaden entdeckt“, berichtet Holger Gubbels im Gespräch mit der BZ. Der zweite Vorsitzende des Waldorfkindergartens Bietigheim-Bissingen e.V. habe sogleich die Versicherung kontaktiert, die auch einen Fachmann geschickt habe. „Gefunden wurde allerdings nichts.“ Es sei die Vermutung geäußert worden, dass es vielleicht etwas mit dem Grundwasser zu tun habe. In diesem Fall hätte die Versicherung den Schaden nicht übernommen. Das wäre ein hartes Los gewesen für den privaten Kindergarten Im Weilerlen im Bietigheim-Bissinger Wohngebiet Sand.
Bietigheim-Bissingen Wasserschaden im Kindergarten
Der Waldorfkindergarten im Bietigheim-Bissinger Wohngebiet Sand sucht für die Dauer der Sanierungsarbeiten wegen des Rohrlecks eine Bleibe. 40 Kinder müssen betreut werden.
Das Leck wurde gefunden
„Wir hatten daraufhin einen Bausachverständigen da“, so Gubbels weiter. Der habe die Leitungen durchgetestet und tatsächlich auch das Leck gefunden – ein Glück, denn in diesem Fall kommt die Versicherung für den Schaden auf. „Vor zwei Wochen war dann der Gutachter da“, sagt Gubbels. Ende gut, alles gut – könnte man meinen. An dieser Stelle aber fängt das ganze Problem erst an.
Der Waschraum musste gesperrt werden, darin wurden Trocknungsgeräte aufgestellt. Es stellte sich jedoch heraus, dass nicht nur der Bodenbelag durchweicht ist und ausgetauscht werden muss, sondern, dass das Wasser auch in das Dämmmaterial (Schafwolle) eingedrungen ist. „Der ganze Flur musste geöffnet werden“, sagt Gubbels. Nun muss noch geklärt werden, ob auch die Bodenkonstruktion (Holzständerbauweise) betroffen ist. Das nämlich würde die Sanierungszeit erheblich in die Länge ziehen.
Sanierungsbeginn ist der 13. Januar, das steht bereits fest. Die Sanierungsdauer jedoch ist noch nicht klar, sie wird auf zwischen zwei und sechs Monate geschätzt. „Wir brauchen für diese Zeit vermutlich eine Ersatzlocation“, sagt das Vorstandsmitglied des Kindergartens. Doch wohin sollen die rund 40 Kinder, die in zwei Gruppen betreut werden?
Man habe die Stadt Bietigheim-Bissingen angefragt, stehe im regen Austausch. Die Stadt habe jedoch keine Unterbringung anbieten können. Sollten sie doch im Waldorfkindergarten bleiben und um die Bauarbeiten herum betreuen? „Zu teuer und zu umständlich“, resümiert Gubbels.
Auch wenn die Stadt dem Betreuungsverein keinen Raum anbieten konnte, habe sie vermitteln können, sagt Anette Hochmuth, Sprecherin der Stadt Bietigheim-Bissingen. So habe sich die Stadt beim Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) für ein unbürokratisches Verfahren eingesetzt. Es handle sich zwar um einen privaten Kindergarten, natürlich habe die Stadt aber ein Interesse daran, dass die 42 Kinder gut betreut werden und versorgt sind. „Die Kinder spontan in anderen Einrichtungen unterzubringen, ist schlichtweg unmöglich“, sagt Hochmuth. Gubbels merkt an, dass es natürlich auch für die Wirtschaft eine Katastrophe wäre, könnten die 42 Kinder nicht betreut werden und die Eltern müssten einspringen, könnten also nicht arbeiten gehen.
Vereinshaus würde sich eignen
Gefunden hat sich nun das sogenannte Siedlerhaus, das Vereinsheim der Siedler- und Gartenfreunde Bietigheim-Sand und Bissingen. Das würde sich gut eignen als Interimsgebäude, so Gubbels.
Denn das Siedlerhaus ist ebenfalls im Wohngebiet Sand, es hat eine Gasthauskonzession sowie eine funktionierende Küche, ausreichend große Sanitäranlagen und rundherum sei sogar Wald und Natur, was gut ins Kindergartenkonzept passe. Einzig die Größe könnte ein Problem darstellen. „2,4 Quadratmeter pro Kind sind die Vorgabe, erklärt Gubbels. Sollte wiederum die Gruppe getrennt werden müssen, würde der vorgegebene Personalschlüssel nicht aufgehen. „Es ist derzeit schwierig, jemanden bei der Versicherung zu erreichen, um das rechtlich abzuklären.“
Derzeit sei der Kindergarten über die Feiertage sowieso geschlossen. Sollte ein Umzug nötig sein, müsse dieser vor Sanierungsbeginn abgeschlossen sein. Auch müssten, sollte der Raum groß genug sein, noch reversible Konzepte, etwa Schallschutz-Trennwände besorgt werden.