Die Vorrunde ist vorbei und Deutschland steht im Achtelfinale der Fußball Europameisterschaft im eigenen Land. Das sorgt für viel Euphorie. Ein Metterzimmerer freut sich gerade besonders darüber. Alexander Peppel hilft bei der EM als Freiwilliger im medizinischen Bereich in Dortmund (die BZ berichtete). Er ist während der Spiele im Stadion und betreut dort die Sanitätsteam vor Ort.
Bietigheim-Bissingen Wenig Aussicht, aber jede Menge Spaß
Der Metterzimmerer Alexander Peppel ist als freiwilliger Helfer für die EM in Dortmund unterwegs. Er unterstützt die Sanitätsteams auf den Tribünen und genießt den Kontakt zu den Fans.
„Das war die richtige Entscheidung. Ich würde das immer wieder machen“, sagt der 43-Jährige, der sich extra für die EM eine dreimonatige Auszeit von der Arbeit genommen hat. Wegen des Fankontakts habe er sich für diese Freiwilligen-Aufgabe entschieden und dieser war bisher „super“.
Bereits vier Stunden vor dem Spiel beginnt der Dienst für das Freiwilligen (Volunteer)-Team. Er und acht weitere unterstützten die Sanitätsteams, die sich um die Zuschauer auf den Tribünen kümmern. „Ich bin mit einem weiteren Volunteer für die Südtribüne zuständig. Da stehen sonst immer die Dortmund-Fans“, freut sich Peppel. Vom Spiel selbst bekommt er währenddessen gar nicht so viel mit. „Zum einen, weil wir ja nicht auf einem Sitzplatz mit bester Aussicht sitzen, zum anderen, weil wir auch immer wieder helfen müssen und unterwegs sind.“
Viel medizinisches Wissen
Wenn ein Sanitätsteam gebraucht wird, hilft Peppel dabei, die Rettungskräfte zu den Personen zu bringen, er unterstützt bei sprachlichen Barrieren und betreut Angehörige. „Bei unserem Volunteer-Stadion-Team haben eigentlich alle einen medizinischen Hintergrund. Von Krankenpflegern, über Medizinstudenten bis hin zu Rettungssanitätern ist alles dabei. Daher können wir den Leuten dann auch erklären, was jetzt warum gemacht werden muss und so ein wenig die Sorgen nehmen.“ Peppel ist selbst ausgebildeter Sanitäter. Bisher haben sich die Einsätze in Grenzen gehalten. Beim Spiel Frankreich gegen Polen gab es auf Grund der Hitze etwas mehr zu tun.
„Wir haben uns dann einfach als Team überlegt, wie wir noch unterstützen können und waren auch abseits des Sanitätsraums auf der Tribüne unterwegs, um Wegbeschreibungen zu geben, oder mal etwas zu übersetzen, wenn die Fans etwas nicht verstehen.“ Es kam auch schon vor, dass der 43-Jährige sich während eines Spiels auf die Suche nach Sonnencreme gemacht hat. „Solche Botengänge sind dann auch mal ganz lustig“, sagt Peppel.
Sprachkenntnisse gefragt
Eigentlich sprechen die Frewilligen die Fans immer auf Englisch an, doch manchmal kommt man damit nicht weiter. „Ich habe für einen französischen Fan dann meine Schulkenntnisse herausgekratzt. Das hat überraschend gut geklappt und er war so im Glück, dass er uns immer wieder zugewunken und Kusshändchen zugeworfen hat.“ Einem georgischen Fan konnte er dann auf Niederländisch weiterhelfen, das habe den Fan sehr überrascht und unheimlich gefreut.
Genau das sei die Atmosphäre, die er bei seiner Arbeit erleben wollte. Vor jedem Einsatz im Stadion läuft Peppel vom Hauptbahnhof durch die Dortmunder Innenstadt zu seinem Einsatzort. Dabei kann er die Fans erleben und die Atmosphäre aufsaugen. „Als 30.000 türkische Fans zum Stadion gezogen sind, das war was. Die hatten schon sehr gute Laune.“ Bei den Franzosen sei es vor dem Spiel eher „gesellig“ zugegangen. Man hatte das Gefühl, auf einem „Picknickfest“ gelandet zu sein, erzählt der 43-Jährige. Die Feierlaune der Albaner beim Spiel gegen Italien sei unglaublich gewesen. Jede Nationalität habe ihn auf ihre Weise mitgerissen.
Viele Fanzonen erleben
Doch nicht nur in Dortmund erlebt Peppel die EM. Am 24. Juni sei er spontan nach Stuttgart gefahren, um sich dort die Fanzone anzusehen und auch Berlin und Düsseldorf stehen noch auf seiner Wunschliste. Er verfolgt auch, was an anderen EM-Orten so passiert. Die Kritik des ungarischen Kapitäns, dass die Sanitäter zu langsam auf den Platz gekommen sein, um den verletzen Spieler Barnabas Varga vom Feld zutragen, versteht Peppel nicht so ganz. Er selbst habe als Sanitäter auch schon am Spielfeldrand gestanden. „Da gehst du erst hinauf, wenn der Schiri dich hinzu winkt. Zuerst gehen ja die Mannschaftsbetreuer aufs Feld.“ Hinrennen sei wenig sinnvoll, da man dann völlig außer Atem beim Sportler ankommt.
Heute steht das Achtelfinale Deutschland gegen Dänemark an, bei dem Peppel mit seinen Volunteer-Kollegen im Dortmunder Stadion vor Ort sein wird. Sein Tipp: „Drei zu eins für Deutschland natürlich.“ Das Halbfinale am 10. Juli ist das letzte Spiel, dass Peppel betreuen wird. Danach gibt es noch eine Abschlussparty für die freiwilligen Helfer im Dortmunder Fußballmuseum, die er noch besuchen möchte. Ab dem 15. Juli lässt Peppel dann den Fußball hinter sich und schwingt sich aufs Rad. Sein Ziel: Norwegen.