Nach einer eher turbulenten Zeit in den vergangenen Jahren habe die Jugendarbeit in Bietigheim-Bissingen jetzt „ein stabiles, qualifiziertes und hoch motiviertes Team für die nächsten Jahre“. Dieses Fazit zog Harald Finkbeiner-Loreth, der Leiter der Jugendförderung „Das Netz“, im aktuellen Jahresbericht, der am Mittwoch im Jugendausschuss vorgestellt wurde. Es war sein letzter Bericht: Nach 37 Jahren hat Finkbeiner-Loreth am 11. April 2025 seinen letzten Arbeitstag und geht in die passive Phase der Altersteilzeit. Er hoffe, dass bis dahin ein geeigneter Nachfolger gefunden werde, sagte er im Ausschuss.
Bietigheim-Bissingen Täglich rund 50 Besucher im Jugendtreff
Harald Finkbeiner-Loreth und Frank Schneider stellten im Ausschuss den Jahresbericht der Jugendarbeit in der Stadt vor. Die Polizei verhinderte das Eindringen von Jugendbanden.
Neue Räume bezogen
Die Mobile Jugendarbeit in Bietigheim-Bissingen legte laut Finkbeiner-Loreth in der vergangenen Saison 2023/2024 einen erfolgreichen Neustart hin. Beide Personalstellen wurden neu besetzt und die Einrichtung zog von der Ulrichstraße an den Bahnhofsplatz 4. Die Räume dort seien ideal, aufgrund der zentralen Lage könne die Erreichbarkeit für junge Menschen nicht besser sein. Es sei „ein Sechser im Lotto“, so der Leiter der Jugendförderung. die gleichen geblieben, schilderte Finkbeiner-Loreth. Dazu gehören unter anderem Themen rund um den Übergang von der Schule in die Berufswelt, Unterstützung beim Schreiben von Bewerbungen, Überschuldung und der Umgang mit Geld, Drogensucht, Alkoholsucht, Glückspiel- und
Rückgang seit der Pandemie
Zur Offenen Kinder- und Jugendarbeit erklärte Finkbeiner-Loreth, in den letzten Jahren sei die Grenze der Belastbarkeit des Jugendhausteams mit bis zu 150 Besuchern am Tag erreicht worden. Nun nähere man sich wieder einer Normalisierung der Besucherzahlen. Es gebe circa 50 Stammbesucher im Jugendtreff. Ein Grund sei „die intensive schulische Inanspruchnahme“ der Jugendlichen. Das Jugendhaus sei dennoch nahezu voll ausgelastet, denn dort fänden auch viele Aktivitäten der Schulsozialarbeit statt, sagte er.
Der Leiter der Jugendförderung nannte zahlreiche Aktivitäten im Jugendhaus. Dazu gehören unter anderem Gartenarbeit, die „Rettung“ von Lebensmitteln, die Veranstaltung einer Kleider- und Pflanzentauschbörse, ein Mädchentheater oder eine selbstorganisierte Zirkusgruppe. 200 bis 300 Jugendliche würden über Projekte erreicht, so Finkbeiner-Loreth. Ziel sei es, möglichst viele positive Erlebnisse für die Jugendlichen zu schaffen. „Die Bedeutung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in ihrer Funktion als Raum, in dem Jugendliche Schutz und Ansprache finden, ist nach unserem Ermessen seit der Pandemie deutlich gestiegen“, so Finkbeiner-Loreth. Eine offene Stelle gelte es noch zu besetzen.
Für die Schulsozialarbeit in der Stadt zog Frank Schneider Bilanz. Diese habe sich „als unverzichtbarer Bestandteil der Schulgemeinschaft“ etabliert und biete essenzielle Unterstützung für Schüler, Lehrer und Eltern. Er registrierte eine wachsende Nachfrage „nach intensiver und zum Teil therapeutischer Einzelfallhilfe“. Dabei sei es aber schwer, Therapieplätze zu finden (die BZ berichtete).
Interkulturelle Probleme
Aus dem Ausschuss gab es viel Anerkennung für die Arbeit der Jugendförderung. Auf Nachfrage von Claus Stöckle (CDU) zum Auftreten ortsfremder Jugendbanden im April erklärte Harald Finkbeiner-Loreth, durch das schnelle und massive Einschreiten der Polizei habe deren Ausbreitung und Festsetzen im Stadtgebiet erfolgreich verhindert werden können. Bandenkriminalität sei inzwischen aber bundesweit ein Thema. „Wir müssen um jedes Kind kämpfen“, so seine Schlussfolgerung.
Bernd Holsten (Dachverband Natur) wollte wissen, ob es auch interkulturelle Probleme gebe, die im Bericht nicht erwähnt wurden. Das sei inzwischen „Tagesgeschäft“ und allgegenwärtig, so Finkbeiner-Loreth und Schneider. Dagegen habe sich beim Thema Cannabis durch die Legalisierung im Vergleich zur früheren Situation nichts geändert, so die Antwort auf die Nachfrage von Ines Brodbeck (SPD).