Hier ein altes Möbelstück, da eine Sportausrüstung, ein paar Kartons mit altem Krempel und schon ist das kleine Kellerabteil voll. Vielen Mietern in Mehrfamilienhäusern dürfte es so oder so ähnlich schon ergangen sein. Wohin also mit dem ganzen Zeug?
Bietigheim-Bissingen Wenn der Platz im Keller knapp wird
Markus und Stefanie Zahner bieten mit ihrem Unternehmen Lagerfant seit wenigen Wochen die erste Self-Storage-Einheit der Stadt an.
Das Geschäftsmodell von Markus und Stefanie Zahner ist deshalb ganz einfach: Platz. Mit ihrem Unternehmen Lagerfant bieten sie in Bietigheim-Bissingen in der Rötestraße 12 bis 14 (ehemalige Druckerei Geiler) seit Kurzem mietbare Lagerräume, ein sogenanntes Self Storage, an. In den USA schon weiter verbreitet, ist die Branche hierzulande noch im Wachstum. Gab es 2016 erst 170 Self-Storage-Einheiten in Deutschland, waren es laut Statista im Jahr 2022 immerhin schon 320. Damit liegt man jedoch (teilweise deutlich) hinter Ländern wie dem Vereinigten Königreich, Frankreich, Spanien oder den Niederlanden.
Heimat für Weingut gesucht
Gründer Markus Zahner sagt, er sei durch Zufall vor rund einem Jahr auf das Gebäude in der Rötestraße aufmerksam geworden, weil er eine Heimat für das eigene Weingut gesucht habe. Inzwischen bietet er dort 55 Boxen – insgesamt 430 Quadratmeter Lagerfläche – an. Und der Bedarf scheint hoch. „Obwohl wir bisher nur auf Facebook geworben haben, erhalten wir täglich ein bis zwei Anfragen“, so Zahner. Aus seiner Sicht liege das an der zunehmenden Verdichtung des Wohnraums. So hätten die meisten Bewohner von Mehrfamilienhäusern nur noch rund zwei bis vier Quadratmeter in ihren Kellern zur Verfügung. Platz, der schnell belegt sei. „Der Wegfall der klassischen Einfamilienhäuser führt zu einem erhöhten Bedarf.“
Das Geschäftsmodell sieht so aus: Kunden können, ihren Bedürfnissen entsprechend, Lagerflächen zwischen einem und 15 Quadratmetern mieten. Die Mindestmietdauer beträgt vier Wochen, allerdings seien auch jahrelange Mietverhältnisse möglich, sagt Zahner. Die kleinste Box wird ab 40 Euro je vier Wochen angeboten, sechs Quadratmeter kosten beispielsweise 190 Euro.
Zu ihm kommen zum Beispiel Kunden, die für einige Monate ins Ausland müssen, sagt Zahner. Die meisten hätten aber schlicht nicht genug Platz zu Hause. Zumal seine Lagerboxen temperiert seien und das Gebäude mit 18 Kameras, einer Zugangskontrolle und Sensorik für Temperatur, Feuchtigkeit und Aerosole ausgestattet sei.
Mit 1000 Euro versichert
Zu den üblichen Lagerinhalten zählen demnach Kleidung, Wohnungsmobiliar, saisonale Dekorationsartikel, etwa für Weihnachten oder Halloween oder Sportutensilien, wie Ski- oder Angelausrüstungen. Auch Vereine könnten eine Box als Lager mieten, auf die jedes Mitglied Zugriff hätte, sagt Zahner. Mieter erhalten rund um die Uhr Zugang zum Gebäude und ihrer Lagerbox.
Nicht erlaubt ist hingegen die Lagerung brennbarer oder verderblicher Gegenstände, ebenfalls verboten sind illegale Substanzen und Fahrzeuge. „Das ist keine Garage.“ Manch einer habe sich auch bereits nach einem Stromanschluss erkundigt, weil er einen 3D-Drucker laufen lassen wollte. „Das ist aber natürlich eine Brandgefahr.“ Jede Lagerfläche ist automatisch mit 1000 Euro versichert, bei höherwertigen Lagerinhalten könne man die Versicherung individuell anpassen.
Auch für das restliche Gebäude hat Zahner noch Pläne. Im ehemaligen Tanzsportclub Manoki soll eine Gastronomie und Eventfläche für bis zu 160 Personen entstehen. Durch seine Lage im Industriegebiet eigne sich der Standort wunderbar für private Feiern. „Solche Locations gibt es in Bietigheim-Bissingen viel zu wenig.“ Mit seinem eigenen Wein will Zahner zudem zweimal pro Jahr einen Besen veranstalten.