Bietigheim-Bissingen Wenn Musiker zu Verwandlungskünstlern werden

Von Susanne Yvette Walter
Das Stadtorchester Bietigheimer spielt sich durch die Melodien verschiedener, weltbekannter Musikstücke. Foto: /Martin Kalb

Das Stadtorchester lädt zum Träumen ein bei „Musical and more“ in der Bietigheimer Kelter.

Am frühen Sonntagabend, als die Bietigheimer Kelter schon fast im Dunkeln liegt, startet das Bietigheimer Stadtorchester ein charmantes Konzert mit Blick auf den Zauber der Vorweihnachtszeit. Jetzt, wo auch der letzte Biergarten geschlossen hat, trifft man sich wieder in Bietigheims guter Stube. Die Kelter ist genau der richtige Ort für einen Gang durch die Musical-Literatur.

Dirigent Johannes Stephan hat seine Mannschaft seit vielen Jahren im Griff und ist stolz darauf, auch der Jugend mit Konzerten wie diesem eine Plattform geben zu können. Vieles, was dem Besucher vertraut ist an unsterblichen Musical-Zitaten ist in einem Medley zusammengefasst.

Manchmal greift das Orchester unter der Leitung von Johannes Stephan auch lange Musicalzitate auf. Der Spaß am Musical verbindet Musiker und Publikum. Immer wieder flackern Melodien auf, die jeder schon einmal gehört hat und vielleicht nicht mehr zuordnen kann. Dank der charmanten Inhaltsangaben von Dirigent Johannes Stephan ist der Weg hinein in die Geschichten der Westside Story oder der Weg in die Musical-Märchenwelt von Aladin und der Wunderlampe ein kurzer.

Andrew Lloyd Webber fordert das Orchester heraus

Auch „Jesus Christ Superstar“ bekommt eine Bühne. Und gleich erzeugt es Gänsehaut, wenn die Fanfaren das berühmte Thema schmettern. Dirigent Stephan erinnert daran, dass dieses Rockmusical, entstanden in den 70er-Jahren, für Skandale gesorgt hat, da der Jesus-Verräter Judas anscheinend zu positiv darin beschrieben wurde. Oft sind es diese Details, die wichtig sind, um die Atmosphäre im Musical heute noch nachvollziehen zu können.

Das Stadtorchester Bietigheim wird zum Verwandlungskünstler, um den verschiedenen Strömungen und teils komplizierten Rhythmen gerecht zu werden. Musicalkomponist Andrew LLoyd Webber fordert das Orchester bis aufs Äußerste heraus mit seiner Geschichte über die alten Schrott-Lokomotiven im Starlight-Express und in der Westside-Story, denn hier wie da wird es immer wieder jazzig.

Neu in der Szene: „Greatest Showman“

Die Kontraste vor allem im Rhythmus sind reizvoll, fordern aber höchste Konzentration und Übung. Immer wieder streut Lloyd Webber Geräuscheffekte ein, die auf den Punkt genau kommen müssen. Es sind kleine Lautmalereien, die das Publikum schmunzeln lassen.

In der Zugabe macht der Musicalliebhaber Bekanntschaft mit einem Exemplar, das nicht jeder kennt, mit einem Newcomer in der Musicalszene: „Greatest Showman“ von Michael Gracey. Die US-amerikanische Filmbiografie handelt von einem Zirkuspionier. Sie kam erst 2018 in die deutschen Kinos. Das Bietigheimer Stadtorchester hat seinen eigenen „great Showman“, den Schlagzeuger, der groovt und eine lockere Hand an den Drums hat.

Auch beim Neujahrsempfang und beim Halbmarathon in Bietigheim soll das Stadtorchester Bietigheim zu hören sein. Das Orchester hat einen großen Stamm an treuen Hörern und will diesem mit immer neuen Klangideen begegnen. Der Zeitpunkt für das Musical-Konzert war gut gewählt. Am kommenden Wochenende schon gehören die Bühnen der Adventsmusik.

 
 
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