Bietigheim-Bissingen Wie das eigene Fahrrad wieder in Schuss kommt

Von Bigna Fink
Erwin Weible, stellvertretender Vorsitzender des ADFC Bietigheim-Bissingen, engagiert sich in der Selbsthilfe-Werkstätte im Aurain seit Anbeginn und legt gern Hand an reparaturbedürftige Gefährte an. Foto: /Martin Kalb

Die Radsaison startet, doch der eigene Drahtesel bremst nicht mehr richtig, klappert und eiert? Hilfe und Hilfe zur Selbsthilfe findet sich in der Region.

Die ersten warmen Tage im März locken auch wieder vermehrt Fahrradfahrer aus dem Haus. Damit der reparaturbedürftige Drahtesel nach dem Winter gut in Schuss kommt, muss am Gefährt Hand angelegt werden. Aber wo finden Radfahrer die passende Hilfe? Die BZ zeigt beispielhaft, welche Möglichkeiten es im Landkreis Ludwigsburg gibt.

Händler auf Distanz zu Billig-E-Bikes aus dem Internet

Fahrradhändler haben meist eine eigene Werkstatt, in der man sein Fahrrad reparieren lassen kann. Bei Fahrrad Imle in Bietigheim etwa muss dazu auf der Webseite ein Termin ausgemacht werden. Allerdings können bei Imle, so eine Mitarbeiterin, aufgrund des Diagnosegeräts nur E-Bikes mit den Motoren Bosch und Yamaha angenommen werden. Auch der Fahrradfachmarkt Armbruster in Bönnigheim kann nur Motoren von E-Bikes reparieren, die er selbst im Sortiment hat. „Nach einem Termin wird das Fahrrad normalerweise in ein bis zwei Tagen repariert“, ergänzt Inhaber Martin Umbach.

Wallner-Zweiräder in Bissingen nimmt, wie viele andere Geschäfte, bevorzugt in der jetzigen Haupt-Reparatur-Saison nach dem Winter Kundenfahrräder. „In der Nebensaison reparieren wir auch andere. Aber jetzt im Frühling will jeder sein Fahrrad reparieren, da müssen wir die Termine für unsere Kunden freihalten,“ sagt Eigentümer Robert Wallner. Das „Fahrrädle by Auto-Schlotterbeck“ in Sachsenheim repariert auch Fremdfahrzeuge aller Art. „Allerdings gehen wir bei Billig-E-Bikes aus dem Internet, meist aus China, sehr auf Distanz. Die sind oft lebensgefährlich gebaut, etwa fehlt die Abdichtung der Elektronik“, warnt Sascha Jung, Chefmechaniker der Werkstatt.

Hilfe zur Selbsthilfe im Aurain in Bietigheim

In einem Nebengebäude der Realschule im Aurrain befindet sich in einem ehemaligen Werkraum eine besondere kleine Werkstatt, die Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstätte. Sie ist hauptsächlich für Geflüchtete gedacht, für Menschen mit kleinem Budget, „aber wir haben bisher niemanden weggeschickt“, sagt Erwin Weiblen.

Der 62-Jährige ist einer der derzeit vier engagierten Ehrenamtlichen vom ADFC Bietigheim-Bissingen, die in der Werkstatt mit Rat und Tat Besitzern reparaturbedürftiger Fahrräder Abhilfe leisten.

Gebrauchtes Fahrradzubehör aller Art zu einem günstigen Preis findet sich in den Regalen und an den Stangen Luftpumpen, Tretkurbeln, Pedale und über dreißig Schlauchreifen. „Die Idee ist, dass die Leute ihr Fahrrad hier selbst mit dem Werkzeug und den Ersatzteilen reparieren. Und wir unterstützen sie dabei“, erklärt Weiblen das Konzept der Werkstatt. Die Realität sehe oft anders aus. „Viele glauben, wir könnten alles für sie ruckzuck reparieren. Das Schöne am Fahrrad ist, dass vieles relativ einfach zu reparieren ist, und man viel selbst daran machen kann“, findet Weiblen, der hauptberuflich Narkosearzt an der Orthopädischen Klinik in Markgröningen ist. Beim Pedelec seien die Grenzen der Reparatur allerdings schnell erreicht.

Schon als Jugendlicher hat der stellvertretende Vorsitzende des ADFC Bietigheim-Bissingen seine Freizeit damit verbracht, an Fahrrädern herumzubasteln und kennt sich somit bestens mit den Gefährten aus. Häufige Reparaturen seien wegen abgefahrenen Bremsen, kaputten Reifen oder „weil irgendetwas klappert oder eiert“. Letzthin habe er einem Geflüchteten gezeigt, was bei einem verbogenen Schaltauge hilft – „klassische Hilfe zur Selbsthilfe“, sagt Weiblen.

Verschiedene Werkstätten mit unterschiedlichen Konzepten

Die Radwerkstatt gibt es seit bald zehn Jahren. 2015 hatte sie Christophe Kugler vom Freundeskreis Asyl ins Leben gerufen. Seither hat die Werkstatt, die sich beim Schulhofeingang gegenüber des Gebäudes Wilhelmstraße 24 befindet, freitags von 17 bis 18 Uhr außer in den Schulferien geöffnet. Die Nachfrage sei weniger geworden, aber weiterhin da, so Weiblen. Hier stehen auch rund 25 gebrauchte Fahrräder, auch Kinderräder, zum Verkauf zu einem meist zweistelligen Preis, E-Bikes gibt es sehr selten. Wer einen ausrangierten, funktionstüchtigen Drahtesel hat, kann diesen der Werkstatt spenden.

Ein ähnliches Konzept verfolgt die Werkstatt „Rad und Tat“ in Asperg. Betrieben vom Kreisdiakonieverband in Kooperation mit dem AK Asyl Asperg werden hier Kinder-, Jugend- und Erwachsenenräder für Menschen mit geringem Einkommen repariert. Es entstehen ausschließlich Materialkosten. In Tamm gibt es die Fahrrad-Garage seit 2021 und sie ist eine professionelle Werkstatt für Reparaturen aller Marken, auch von E-Bikes.

In der Radstation am Bahnhof Ludwigsburg, die vom gemeinnützigen Sozialunternehmen Neue Arbeit gGmbH betrieben wird, können Radfahrer ihre Räder gegen 50 Cent pro Tag sicher einstellen. Fahrradmechaniker übernehmen dort auf Wunsch auch Reparaturen, außer an Wochenenden und Feiertagen, allerdings nicht an Pedelecs.

Der Fahrrad-Reparaturservice in der betreuten Metallwerkstatt der Ludwigsburger Karlshöhe bietet einfache Serviceleistungen rund um das Fahrrad an.

Luftpumpe und Schraubendreher an den Rad-Service-Stationen

Wer sich selbst zu helfen weiß, aber das richtige Werkzeug nicht zur Hand hat, kann an den laut Landratsamt 24 Reparaturstationen im Landkreis Ludwigsburg selbst Hand anlegen. Die sogenannten Rad-Service-Punkte finden sich nach Amtsangaben zum Beispiel am Fahrradparkhaus am Bahnhof in Bietigheim, Im Fischerwörth in Ingersheim oder am Penny-Markt in Freudental. Auf der Webseite des Landratsamtes sind die Stationen unter dem Stichwort „Reparatur-Stationen“ aufgelistet. Die kleinen Rad-Service-Stationen verfügen etwa über eine Luftpumpe, ein Sechskantschlüssel-Set und Schraubendreher.

Lernen, den platten Schlauch eigenständig zu flicken

Für Menschen, die nicht mehr vom Partner oder Fahrradmechaniker abhängig sein wollen, wenn das eigene Zweirad reparaturbedürftig ist, sind Kurse vor Ort oder im Internet eine Möglichkeit. Der nächste Kurs „Platten flicken/Reifen wechseln“ des ADFC Ludwigsburg findet am 22. März in der Gemeinschaftsschule Ludwigsburg statt.

Die Schiller-Volkshochschule des Landkreises Ludwigsburg veranstaltet am 10. Mai einen „Fahrradreparatur- und Pannenkurs in Zusammenarbeit mit dem ADFC in Markgröningen.

 
 
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