Bietigheim-Bissingen Wieder Leben im Gemeindehaus

Von Heike Rommel
Von links: Bärbel Frölich, Heidi Jorzick und Volker Frölich haben die neue Küche im Gemeindehaus gleich getestet. Foto: /Oliver Bürkle

Im Bietigheimer Schwätzgässle hat die Evangelische Kirche ihr für 540 000 Euro saniertes Gebäude eingeweiht. Das Geld wurde unter anderem für die Küche, den Brandschutz, neue Fenster und das Dach investiert. Am Sonntag konnten sich nun Gemeindemitglieder bei Maultaschen und Kartoffelsalat von Landfrauen das Ergebnis der Sanierung anschauen.

Das Fest zur Einweihung des renovierten Gemeindehauses der evangelischen Stadtkirchengemeinde im Schwätzgässle machte am Sonntag seiner Adresse alle Ehre: Nach der Kirche bildeten sich Schlangen vor dem Saal, in denen rege darüber diskutiert wurde, was sich wohl verändert hat. Zumindest von der Ausstattung her ist fast alles wieder drin.

Schäden am Dach, am Putz und an den Fenstern waren nicht die einzigen Ursachen für die Renovierung seit März diesen Jahres. Der Brandschutz musste angepasst werden. Und hier, so Pfarrer Bernhard Ritter in seiner Präsentation über die Bauarbeiten, habe Bietigheim von Besigheim gelernt. Besigheim habe zuerst renoviert und dann nach dem Brandschutz geschaut. Bietigheim habe sich zuvor erkundigt und als es hieß, das mit der Schrägverglasung ginge gar nicht, „ist uns erst einmal die Kinnlade herunter gefallen. Aber dann haben wir die Glaser-Firma so lange genervt, bis sie brandschutzsicheres Glas besorgte.“

Landfrauen weihen neue Küche mit Maultaschen ein

So strahlte die Wintersonne in den jetzt größeren und helleren Saal mit viel Glas. Die Landfrauen um Bärbel Frölich weihten mit ihren heiß begehrten Maultaschen und ihrem Kartoffelsalat die strahlend weiße neue Küche ein, welche den Hygienevorschriften mit einer Spülstraße entspricht. Die Haubenspülmaschine kann vom Kinderkirchenkind bis zum Senior jeder ohne größere Körperverrenkungen bedienen.

„Viel hat sich ja nicht verändert“, bemerkten die meisten Besucher als sie ihre Mäntel nicht mehr draußen, sondern an der in den Saal integrierten Garderobe aufhängten. Durch drei Guckfenster ins Foyer konnten sie sehen, wer noch alles draußen steht. Der neue Boden harmoniert mit dem Holzkreuz und den Holzvertäfelungen. Daran, wie das Gemeindehaus im Schwätzgässle vor seinem Neubau im Jahr 1989 aussah, erinnert die erhalten gebliebene Steinmauer. Gruppen, Chöre, Konfirmanden, sie alle können ihre Treffs auch weiterhin ohne Termineinbußen veranstalten, obgleich es keine Trennwand mehr gibt. Diese musste nämlich aus Brandschutzgründen raus.

Zur ersten und zweiten Etage hoch, das bestimmte ebenfalls der Brandschutz, mussten in das früher offene Treppenhaus Türen eingebaut werden, damit vor der diakonischen Bezirksstelle, dem Seminarraum und zwei Wohnungen keine Kaminwirkung entstehen kann.

Verzögerungen wegen Corona und Ukraine-Krieg

„Ja, Vieles hat sich nicht verändert, aber teuer war’s trotzdem“, sagte Bernhard Ritter zu den Kosten von insgesamt rund 540 000 Euro und erklärte den Gästen, warum die Renovierung nach 32 Jahren überhaupt nötig war. Sogar, wie das für das Gemeindehaus abgerissene, alte Haus vom Schreiner Keller einst aussah, konnte er mit einem Foto, das Gerhard Müller aufgehoben hat, zeigen. Dem neuen Gemeindehaus, das mit den aktuellen Vorschriften auch gleich eine neue Heizung bekam, seien die 32 Jahre nicht nur an der Fassade anzusehen gewesen.

Der Saal hat sich vergrößert, die Küche hat sich vergrößert und das nicht mehr ganz zeitgemäße Orange an den Säulen hat sich in ein schickes Grau verwandelt seit dem Beginn der Renovierung nach der Kinderbibelwoche im März. Zum Schuljahresbeginn im September sollte eigentlich alles fertig sein. Dann war da immer noch Corona, es gab Lieferengpässe durch den Ukraine-Krieg und die Handwerker wussten gar nicht mehr, wo sie zuerst weitermachen können.

„Leute mit scharfen Augen“, schmunzelte der Pfarrer am Rednerpult, „sehen natürlich, dass die Sockelleisten noch fehlen“. Noch länger warten habe die Gemeinde jedoch mit der Einweihung nicht warten wollen, damit die Gemeindearbeit wieder „im Hause“ stattfinden kann, wo alles an einem Platz ist.  Heike Rommel

 
 
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