Bietigheim-Bissingen „Wir transportieren Wissen“

Von Helga Spannhake
Ein viel breiteres Angebot als es im Regelschulbetrieb möglich ist, bieten die Hector-Kinderakademien im Land. Ein Standort ist in Bissingen. Die dortige Schulleiterin Alexandra von Ostrowski gibt Einblicke in das besondere Angebot der Einrichtung. Foto: /Martin Kalb

Um begabte Schülern und Schülerinnen frühzeitig zu fördern gibt es in Bissingen einen Standort einer besonderen Akademie.

Seit 2010 widmen sich die Hector-Kinderakademien der Begabtenförderung im Grundschulalter. 68 von ihnen gibt es in Baden-Württemberg und vier im Landkreis Ludwigsburg. Neben Marbach, Hemmingen und Ludwigsburg gehört die Schillerschule in Bissingen seit November 2011 als einer der Standorte dazu. Durch ein vielfältiges Kursangebot sollen die Kinder die Möglichkeit erhalten, ihre Interessen und Talente auszuleben.

Pauline, Valentin, Nora und Paul stehen im sonnendurchfluteten Kursraum unter dem Dach der Schillerschule und resümieren ihre Hector-Kinderakademie Kurse: „Voll toll“, lautet das einstimmige Urteil, denn, so die achtjährige Nora weiter: „Wir lernen hier Dinge, die wir in der Schule nicht machen“. Viertklässlerin Pauline hat Seife hergestellt, Nora eine Streuobstwiese mit ihren Bäumen und Tieren studiert und Valentin aus der 4a einen Trickfilm gedreht. Drittklässler Paul gefällt vor allem, dass man da Fahrzeuge bauen kann. Rektorin Alexandra von Ostrowski, die gleichzeitig Geschäftsführerin der Hector-Kinderakademie ist, freut sich über das vielstimmige Lob, denn ihr ist es ein besonderes Anliegen, Kinder zu unterstützen: „Im Unterricht liegt der Fokus der Lehrkräfte oft auf der Förderung der schwächeren Schülerinnen und Schüler“.

Das ist auch wichtig, denn kein Kind soll abgehängt werden, aber im großen Klassenverbund verblasst dadurch leider manch ein Talent. Frustration kann sich breit machen bei den leistungsstarken Schülerinnen und Schülern. Dem will die Hector-Kinderakademie mit ihren spannenden Lektionen entgegenwirken.

Kurse am Nachmittag mit MINT-Schwerpunkt

Zusätzlich zum regulären Schulunterricht wird hochbegabten und begabten Grundschulkindern am Nachmittag ein speziell für sie entwickeltes Förderprogramm angeboten. Anhand von Checklisten finden die Lehrerinnen und Lehrer die geeigneten Grundschulkinder, denn diese besonderen Begabungen lassen sich in jeder Klasse finden: Jährlich nehmen rund 23 000 Grundschulkinder an den Kursangeboten der 68 Standorte in Baden-Württemberg teil, davon im vergangenen Schuljahr 604 aus dem Landkreis Ludwigsburg an der Schillerschule in Bissingen.

Alexandra von Ostrowski lobt in dem Zusammenhang die sehr gute Zusammenarbeit mit der Stadt Bietigheim-Bissingen als Träger der Hector-Kinderakademie sowie mit dem Schulamt Ludwigsburg und auch von den teilnehmenden Kindern ist sie begeistert: „Die Kinder haben eine großartige Arbeitsmoral, die wollen was lernen“, berichtet sie.

In den Kursen der Hector-Kinderakademie finden Gleichgesinnte zusammen und entdecken gemeinsam neue Lernwelten. „Wir transportieren Wissen“, sagt Schulleiterin von Ostrowski.

Der Schwerpunkt liegt auf den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik): „Deutsch ist zu langweilig, Mathematik ist viel spannender und macht mehr Spaß“, da sind sich Pauline und Valentin einig und sie sind beide schon gespannt, was sie in diesem Schuljahr erwartet. Die Hector-Kinderakademie ist gegliedert in Sommer- und Wintersemester. Das aktuelle Semester startet ab November.

Lob für Kursvielfalt und Motivation der Beteiligten

Mehr als 30 Kursleiter, teils seit Anfang dabei, forschen mit den Kindern in unterschiedlichen Bereichen: Da gibt es den Arzt, der erklärt, wie das Röntgen funktioniert, den Schachprofi direkt aus dem Verein und eine Apothekerin für Chemie-Kurse. Oft sind die Fachleute schon pensioniert und haben dadurch die nötige Zeit für die Arbeit mit den Kindern.

Alexandra von Ostrowski wünscht sich aber durchaus noch mehr Kursleiter aus dem MINT-Bereich, denn die Rückmeldungen der Kinder und Eltern sind stets positiv: Gelobt wird die gute Atmosphäre, die große Motivation aller Beteiligten sowie die Kursvielfalt auf hohem Niveau.

Diese Qualität kommt sicher auch daher, dass das gesamte Programm der Hector-Kinderakademie regelmäßig evaluiert und mit wissenschaftlichen Methoden auf seine Wirksamkeit hin untersucht wird. So kommt am Donnerstag, 28. September, auch der Professor für Empirische Bildungsforschung Ulrich Trautwein aus Tübingen für einen internen Vortrag über Hochbegabung in die Schillerschule.

 
 
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