Statt graue Theorie zu büffeln, arbeiten die Zehntklässler der Ellental-Gymnasien derzeit im Unterricht für Naturwissenschaft und Technik (NwT) auf ein ganz konkretes Ziel hin: Sie wollen zwei Wetterballone in die Stratosphäre schicken. Mehrere Arbeitsgruppen sind derzeit dabei, den Flug bis zum Rand des Weltalls vorzubereiten.
Bietigheim-Bissingen Zehntklässler im Ellental wollen hoch hinaus
Im Unterricht für Naturwissenschaft und Technik wird derzeit ein Ballonflug in die Stratosphäre vorbereitet.
Kompetenzen vermitteln
Es ist nicht das erste Projekt dieser Art. Vor zwei Jahren sei die Idee aufgekommen, etwas Neues auszuprobieren, um die Schüler an die Technik heranzuführen, sagt Lehrer Marco Heinzmann, der die Schüler zusammen mit zwei Kolleginnen betreut und unterstützt. Der Gedanke sei, auf diese Weise verschiedene Kompetenzen zu schulen: von der Kommunikation, die bei der Abstimmung zwischen den Arbeitsgruppen, die für das Vorhaben gebildet wurden, notwendig ist, bis zur Kreativität beim Zusammenbauen des Wetterballons. Begonnen wurde mit Impulsvorträgen in der Aula, gefolgt von einem Theorieteil in den Klassenzimmern. Seit etwa zwei Wochen läuft der praktische Teil, zu dem Arbeitsgruppen für Start- und Flugplanung, Experimente, Bauen, Programmierung, für die Gestaltung eines Fotobuchs, für die Anfertigung von Videos und für Öffentlichkeitsarbeit gebildet wurden – manche davon doppelt besetzt. Gearbeitet wird an dem Projekt immer im NwT-Unterricht, der an vier Stunden in der Woche zu jeweils zwei Doppelstunden stattfindet.
Kein Feuerwerk möglich
Am Anfang habe man die Idee gehabt, Feuerwerkskörper am Wetterballon anzubringen, die dann in der Stratosphäre gezündet werden sollten, erzählt Amelie Steinmetz, die zur Experimente-Gruppe gehört. Deren Auftrag ist es, Experimente in bis zu 40 Kilometer Höhe durchzuführen. Vom Feuerwerk habe man dann aber wieder abgesehen, unter anderem deshalb, weil dadurch die Laufbahn des Ballons gestört werden würde. Stattdessen soll nun ein Schokokuss mit in die Stratosphäre fliegen, um zu sehen, was mit diesem unter den dortigen Bedingungen mit sehr niedrigem Druck passiert, verrät Amelie Steinmetz. Ebenso wird getestet, wie sich das auf Butanol und Ethanol auswirkt.
Experimente und Messungen
Wie diese „Mitbringsel“ an der Sonde angebracht werden, ist Sache der Baugruppe. Die Experimente-Gruppe sage ihnen, was hochgebracht werden soll, und sie kümmern sich dann um die bauliche Umsetzung, berichten Mio Pschierer und Max Ruckenbrod über die Tätigkeit dieser Gruppe. Unter anderem kommt dabei auch der 3-D-Drucker zum Einsatz.
Zentrales Thema bei dem Flug in die obere Erdatmosphäre sind Messungen. Dazu werden am Wetterprogramm Sensoren angebracht. Für die Programmierung sorgt die entsprechende Arbeitsgruppe. Bisher habe man Sensoren für Luft- und Temperaturmessungen vorbereitet, erzählt Julian Schneider, der in dieser Gruppe mitarbeitet und dabei auf die seit der 8. Klasse erlernten Kenntnisse im Programmieren zurückgreifen kann. Weitere Sensoren, etwa für Höhen- und Druckmessung, könnten noch folgen.
Dokumentiert wird alles in einem Fotobuch. Die Mitglieder der Fotogruppe machten von jedem Fortschritt und von den beteiligten Schülern und Lehrern Fotos, sagt Julia Neubauer von der Fotogruppe. Diese können dann auch von den Schülern der nächsten Klassenstufe genutzt werden.
Bereits jetzt profitiere man von zurückliegenden Erfahrungen, sagt Lehrer Marco Heinzmann. Der diesjährige Start, welcher mit der Luftfahrtbehörde abgesprochen werden muss, ist für den 21. Juli geplant, mit einem Ausweichtermin am 25. Juli. Abflugort ist der Sportplatz im Bietigheim-Bissinger Stadtteil Metterzimmern.