Bietigheim-Bissingen Zwischen Schaukampf und Feuershow

Von Jonathan Lung
Gute Stimmung herrschte am Wochenende beim Mittelaltermarkt im Buch. Foto: /Martin Kalb

Der Mittelaltermarkt hat zahlreiche Besucher und Teilnehmer aus dem In- und Ausland in die Stadt gelockt. Dort konnte man nicht nur Kettenhemden und Duelle bewundern.

Wer sich nach überstandenem Duell oder gewonnener Schlacht bei einem Becher Met wärmen wollte, staunte am vergangenen Wochenende nicht schlecht. Auf dem Weg zum Feuer konnte es passieren, dass man einem Totenbeschwörer ausweichen musste, der einem auf mysteriöse Weise rauchende Hände entgegenstreckte und von einer schaurigen Waldhexe begleitet wurde. Beide aus Göppingen angereist, waren sie einer der insgesamt sechs Walking Acts, die dieses Jahr über den Mittelaltermarkt im Buch flanierten.

Schwert und Armbrust

Den Besucherinnen und Besuchern wurde einiges geboten: Von Seifen, Schwertern, Lederwaren, Äxten über Met-Cocktails zu Armbrustschießen und Eierwerfen reihten sich Stände und Attraktionen aneinander.

Insgesamt 81 Teilnehmer waren aus ganz Deutschland und aus Ungarn, Tschechien und Österreich angereist, wie Markus Wiedenhöfer vom Veranstalterteam erklärte. Für ihn, am Samstagabend in Felle und Leder gehüllt, ist das Mittelalter auch privat ein Hobby. Vor inzwischen acht Jahren hatte er den Markt im Buch initiiert, der inzwischen viele Vertreter der Szene anlockt.

So auch die Leitwölfe aus Bondorf, die am Ende der Straße ihr Lager aufgeschlagen haben und am Samstag schon mehrere Schaukämpfe hinter sich hatten. Geschlafen wird in beiden Nächten in den großen Leinenzelten – „wenn man mehrerer Felllagen übereinander schichtet“, gehe es mit der Kälte, erklärte man im Trupp, der zwar nicht 100-prozentig authentisch ist, aber doch das meiste an Kleidung und Ausrüstung selbst fertigt. Auch die Lederschuhe werden selbst geschustert.

Während im Hintergrund schon das Abendessen über dem Feuer des Lagers köchelte, schwärmten sie von den zwei jeweils gut halbstündigen Kämpfen des Tages. Sie führen Freikämpfe vor. „Schwertliches Geschick“ sei notwendig in der Gruppe, die mit Hauptmann und Offizieren nur über eine grobe Hierarchie verfüge. Verletzte gebe es nur selten. Denn die ohnehin stumpfe Klinge wird vor einem Treffer noch abgedreht, sodass die Breitseite trifft.

Helme und Kettenhemden

Eine wahre Waffenkammer war der Stand von Kovex–Ars, die eigens aus Tschechien angereist waren: Äxte, Streithämmer, zweihändige Schwerter, Hellebarden, Dolche, Helme und Kettenhemden stapelten sich in der Auslag, alle originalgetreu aus Spezialstahl geschmiedet und den historischen Originalen nachempfunden.

Mit einem Unterschied: Die Waffen sind nicht scharf, erklärte man am Stand, der schon seit vielen Jahren Teil des Mittelaltermarktes ist. Neu dabei waren in diesem Jahr der Steinmetz und das hölzerne Riesenrad, ebenso die Musikgruppe Schwarz und Schwärzer. Und auch der nun mittelalterlich geschmückte Toilettenwagen war neu. Viele der Teilnehmer kommen seit vielen Jahren. Die Besucher fragten auch gezielt nach, wo einzelne Händler vom vergangenen Jahr seien, wusste Organisator Wiedenhöfer.

„Absolut friedlich“

Das Sicherheitskonzept sei von der Stadt nach den letzten Anschlägen noch einmal verschärft worden. Ein Zehn-Tonner und ein Sprinter blockierten die Zufahrt zum Festbereich. Aber auch abseits von terroristischer Gefahr sei der Markt „absolut friedlich“, stellte Wiedenhöfer klar.

Die Leute seien froh, dass das Fest wieder stattfinde, erklärte er am Samstagabend beim Gang über das Marktgelände. Die Besucherbilanz verzeichnete zu diesem Zeitpunkt schon knapp 4000 Neugierige, ein kleiner Einbruch im Vergleich zu vergangenen Jahren. Vermutlich wegen der Kälte, schätzte der Veranstalter. Doch am Sonntag, dem Familientag, würden traditionell noch mehr Gäste erwartet. Dann würde auch wieder verkaufsoffener Sonntag sein. Dank der Stadtwerke gebe es in diesem Jahr keine Probleme mit der Stromversorgung mehr, lobte Wiedenhöfer.

Zunächst aber endete der Samstag mit Feuer vor dem Nachthimmel: „Majandras Feuershow“ zeigte Feuerfächer, Fackeln, Feuerspucken – und schließlich auch das „brennende Herz“, eine strahlende Feuerfigur.

 
 
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