Ein Großprojekt im Herzen Bissingens wird die energetische Sanierung des dortigen Rathauses wohl werden. Baubürgermeister Michael Wolf hat dort seinen Dienstsitz. „Aber nicht nur deshalb macht eine Sanierung Sinn“, sagte Wolf in der jüngste Gemeinderatssitzung.
Bietigheim-Bissingen Zwölf Millionen Euro für die Sanierung
Das Rathaus Bissingen soll energetisch und technisch erneuert werden. In der Zwischenzeit wird die Stadtverwaltung wohl im bisherigen Firmensitz der Bietigheimer Wohnbau unterkommen.
Das Gebäude, das 1964 bis 1968 nach Entwürfen des Architekten Roland Ostertag für die damals noch selbstständige Gemeinde Bissingen entstand, ist aufgrund seiner kulturhistorischen Bedeutung seit 2013 ein Kulturdenkmal gemäß des Denkmalschutzgesetzes. Nach fünf Jahrzehnten intensiver Nutzung habe sich im Rathaus ein spürbarer baulicher und technischer Handlungsbedarf ergeben, heißt es in der Gemeinderatsvorlage. Eine Machbarkeitsstudie hatte gezeigt, dass das Gebäude einen hohen Energieverbrauch aufweist und „seine in die Jahre gekommen Gebäudetechnik sowie seine dem Baujahr entsprechende Gebäudehülle dringend einer energetischen Sanierung und technischer Erneuerung bedarf“. Im Zuge der Dekarbonisierung des kommunalen Gebäudebestands nehme das Bissinger Rathaus eine wichtige Rolle ein, erläuterte Wolf. So müsse man die Geschossdecken inklusive der Tiefgarage, die Verglasung, die Außen- und Innendämmung sowie die Energieversorgung auf den neuesten Stand bringen.
Zweistelliger Millionenbetrag
Der Durchführung der VgV-Verfahren – einer EU-weiten Ausschreibung – der Planungsleistungen für 56.000 Euro stimmte das Gremium einstimmig zu. Das Büro Kubus aus Stuttgart wurde mit der Durchführung beauftragt. Mit Ergebnissen sei erfahrungsgemäß im vierten Quartal 2024 zu rechnen, heißt es in der Vorlage weiter. Die Vergabevorschläge werden dem Gemeinderat anschließend erneut zur Zustimmung vorgelegt.
Die dann beauftragten Büros werden schließlich eine vollständige Entwurfsplanung erstellen, inklusive einer genauen belastbaren Kostenberechnung und eines Terminplans. Ausgehend von der Machbarkeitsstudie, die eine Kostenschätzung von rund 8,4 Millionen Euro ermittelte, geht die Stadtverwaltung aufgrund der Baupreisentwicklungen bis 2026 von Gesamtkosten von rund zwölf Millionen Euro aus. Wobei Oberbürgermeister Jürgen Kessing gleich einwarf, dass man selbst diese Zahl wohl kaum halten werde können.
Für die Dauer der Sanierung wird das Rathaus vollständig geräumt. Als Interimsgebäude für die Stadtverwaltung soll der bisherige Firmensitz der Bietigheimer Wohnbau in der Berliner Straße dienen. Für die Bücherei, die möglichst in Bissingen bleiben soll, wird derzeit nach einer Lösung gesucht.
Freiflächen mit Potenzial
Werner Kiemle (SPD) unterstrich den energetischen Handlungsbedarf, wobei das Bissinger Rathaus ein „großer Brocken“ für die kommunale Wärmewende darstelle. Stephan Muck (Freie Wähler) sprach sich dafür aus, auch die Freiflächen um das Rathaus in die Planungen mitaufzunehmen. „Der Platz ist prädestiniert dafür Leben nach Bissingen zu bringen, was aktuell nicht stattfindet.“ Er könne sich etwa ein gastronomisches Angebot vorstellen. Oberbürgermeister Jürgen Kessing sagte, er sehe den Bedarf im Umfeld des Rathauses ebenfalls, allerdings müsse man sich zunächst „von innen nach außen“ vorarbeiten.