Bietigheim-Bissinger Autorin Auf dem Weg zur Langstrecke

Von Jörg Palitzsch
Die Bietigheim-Bissinger Dichterin Bärbel Maiberger hat ein Buch veröffentlicht. Foto: Maiberger

Die Dichterin Bärbel Maiberger steht für knappe Textformen. Mit ihrem neuen Buch „Irritiert und amüsiert“ hat sie diese erweitert.

Bislang hat Bärbel Maiberger aus Bietigheim-Bissingen Haikus, Sinnsprüche, Aphorismen und Lyrik in kürzester Form veröffentlicht. Kleine sprachliche und nachdenkliche Kapriolen, selten länger als drei Zeilen. Mit ihrem neuen Buch „Irritiert und amüsiert“ (Hardcover, Lermann Verlag, 12,90 Euro) hat die Dichterin diese knappen Formen erweitert. Es sind, wie es im Untertitel heißt, 100-Wörter-Geschichten aus dem Leben. Auch diese Geschichten sind nicht allzu lang, sie verteilen sich einseitig auf insgesamt rund 60 Seiten.

Diese Geschichten, die oft nur einen Augenblick festhalten, passen auf den ersten Blick in die vor sich hin hastende, schnelllebige Welt, in der zwischen SMS, Facebookeinträgen und der ständig wechselnden Bilderwelt von Instagram scheinbar kein Platz mehr für ausladende Gedanken oder gar lange Geschichten ist. Die Nachrichten- als auch Gefühlswelt verengt sich auf 120 Zeichen und bunte Schnappschüsse.

Genau beobachtet

Auch Maiberger verengt, zieht zusammen, geht aber viele große Schritte weiter. Sie hat für ihr neues Buch genau beobachtet, folgt voller Mitgefühl ausschnittartig einzelnen Lebenswegen und hebt dabei nie anklagend den Finger.

Ihre Geschichten über den ersten Kuss, den Amtseid im Landratsamt, über Zivilcourage und die Abenteuer auf dem Dorf könnten die Geschichten aus jeder Familie, eines jeden Nachbarn, einer jeden Freundin oder Freundes sein.

Maibergers beobachtete Alltäglichkeit steckt keine neuen unentdeckten Realitäten ab, es obliegt allein dem Leser, seine eigenen Schlüsse daraus zu ziehen. Dabei gilt die knappe Prosa-Form als eine der schwierigsten Aufgaben. Kurze Geschichten brauchen einen kurzen Spannungsbogen und ein unvorhersehbares Ende. Sie müssen ein Stück weit die Detailversessenheit hinter sich lassen, ebenso das Schwelgen in Fachsprachen. Es gibt, anders wie im Roman, keine verzweigten Handlungsstränge, und es tauchen auch nicht ständig neue Figuren auf.

Die Figuren von Maiberger handeln in eng beschrieben Situationen und werden in ihrem Tun schnell auserzählt. Die Bruchstückhaftigkeit ihrer Texte tragen dann auch etwas Bremsendes und Bewahrendes in sich.

Preisträgerin bei Wettbewerb

Bärbel Maiberger war 2011 unter anderem Preisträgerin beim Wettbewerb der Bibliothek deutschsprachiger Gedichte. Es mag sein, dass „Irritiert und amüsiert“ ein neuer Ausgangspunkt ist, ein Abschluss ihrer schreibenden Tätigkeit ist es nicht. Mit diesem Buch wird es allerdings für sie auch schwer werden, wieder zur ganz kurzen, dreizeiligen Form zurückzukehren.

Der Weg zur Langstrecke, dem Roman, ist eingeschlagen.

 
 
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