Viele verfolgen derzeit die Olympischen Spiele in Paris mit Spannung vor dem Fernseher. Rouven Hoffmann aus Bietigheim-Bissingen ist dagegen mittendrin – der 45-Jährige ist dort vom 25. Juli bis zum 8. August als Volunteer vor Ort und versucht daneben, soviel wie möglich von Olympia mitzubekommen.
Bietigheim-Bissinger bei Olympia Nette Gespräche mit den Boxern
Rouven Hoffmann ist Volontär bei den Olympischen Spielen in Paris. Er ist beeindruckt von den Sportstätten und der Organisation, kritisch sieht er die Ticket- und die Bierpreise.
Beruflich arbeitet Hoffmann als Leitender Angestellter in der Hauptverwaltung bei der Allianz in München – was auch der Ausgangspunkt für seine Bewerbung als freiwilliger Helfer war. Denn die Allianz ist einer der Hauptsponsoren der Olympischen Spiele in Paris, und bereits im Jahr 2022 gab es die Möglichkeit für 20 Allianz-Mitarbeiter aus Deutschland, sich als Volunteer zu bewerben. „Diese Chance habe ich ergriffen und war einer der glücklichen 20“, sagt Hoffmann. Seine Motivation war, dass er als großer Sportfan schon immer einmal bei dem größten Sportereignis dabei sein wollte.
Online-Training absolviert
Zur Vorbereitung musste er neben dem umfangreichen Bewerbungsprozess beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) ein mehrstündiges Online-Training absolvieren. Unterkunft, die An- und Abreise mussten selbst organisiert werden. Die Allianz unterstützte ihre Volontäre aber mit zwei Tagen Sonderurlaub und einem Zuschuss für die Anreise nach Paris.
In Paris hat Hoffmann gemeinsam mit seinem Kollegen Michael Wanner ein Appartement im Norden angemietet. „Uns beiden war es wichtig, dass wir neben dem Volunteering auch insgesamt tolle Erlebnisse in Paris haben und eine gute Zeit zusammen verbringen.“
Einsatz bei den Boxern
Hoffmanns Einsatzbereich als Freiwilliger sind die olympischen Boxwettkämpfe in der Arena Nord. „Dort bin ich für die An- und Abreise der Athleten, Trainer und Betreuer mitverantwortlich gewesen“, erzählt er. Im Kern gehe es darum, die Akkreditierung zu prüfen und bei aufkommenden Fragen oder Problemen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Gerade bei der Ankunft gehe es darum, dass die Athleten zügig und ohne Störung zu ihrer Vorbereitung kommen. Nach den Kämpfen seien die Athleten, gerade wenn sie gewonnen haben, sehr entspannt, und während der Wartezeit auf den Bus in Richtung olympisches Dorf habe es Gelegenheit für einen Plausch gegeben, berichtet Hoffmann. Er habe viele nette Gespräche geführt – sogar mit einem Mitglied der nordkoreanischen Delegation.
Gespräch mit Medaillengewinner
Aber am schönsten seien die Gespräche und Kontakte mit den Boxern gewesen. „Auch mit unserem Medaillengewinner Nelvie Tiafack konnte ich ein paar Sätze vor seinem entscheidenden Kampf um den Einzug ins Halbfinale wechseln und ihm Glück und Erfolg wünschen“, freut sich Hoffmann. Dieser sei „ein toller Typ und netter Kerl“.
Darüber hinaus war für den Bietigheim-Bissinger von Anfang an klar, dass er neben dem Einsatz als Freiwilliger soviel wie möglich von Olympia mitbekommen wollte. „So habe ich versucht, in jeder freien Minute ein Sportevent zu besuchen“, so Hoffmann. Er war neben den Boxkämpfen bisher beim Kanu-Sport, Rudern, Schwimmen, Hockey, 3-gegen-3-Basketball und der Leichtathletik. Dort konnte er auch die Silbermedaille von Leo Neugebauer bejubeln.
Seine Eindrücke von den Spielen? „Die Sportstätten sind teilweise enorm spektakulär, die Arena la Defense beim Schwimmen ist unglaublich, ebenso das Stade de France“, sagt Rouven Hoffmann. „Insgesamt beeindruckt mich, dass hier die ganze Welt zu Gast ist. Das ist wirklich sensationell, und ich habe eine solche Stimmung noch nie erlebt“, sagt der 45-Jährige, der als Dauerkartenbesitzer beim VfB Stadionerfahrung hat. Jeder Sportler erhalte maximale Unterstützung.
Kontakt mit vielen Menschen
Beeindruckend sei auch, dass man mit Menschen aus der ganzen Welt in Kontakt komme und Gespräche führen könne. Egal, ob beim Einsatz als Volunteer oder als Zuschauer bei den Sportwettkämpfen. Das zeige, „dass uns viel mehr verbindet als wir mit Blick auf das Geschehen in der Welt denken“. Positiv findet er auch, dass man, obwohl Paris sehr groß ist, die Sportstätten dank des sehr guten öffentlichen Verkehrssystem sehr gut erreichen könne. „Ich finde die Spiele sehr gut organisiert“, lautet sein Urteil.
Was ihm als Freiwilligem nicht so gut gefalle sei, „dass es teilweise ziemlich langweilig war und man viel Leerlauf hatte“. Als Zuschauer könne man die teilweise sehr hohen Ticketpreise kritisieren. Hoffmann ist der Meinung, dass das auch billiger gehen müsste, damit noch viel mehr Menschen die Möglichkeit hätten, Teil der olympischen Bewegung zu sein. Und als Tourist sehe er ganz klar die Bierpreise kritisch. Bisheriger Rekord: 11,80 Euro für 0,5 Liter Bier.
Jetzt genießt der Bietigheim-Bissinger die letzten Tage in Paris. Zugleich freue er sich aber auch auf seine Familie, „die mir dieses unglaubliche Erlebnis ermöglicht hat“, und natürlich auf Bietigheim. Und dort „gibt es ja zum Glück ebenfalls viel guten Sport zu sehen“.