Bietigheim-Bissinger Familie sucht Hilfe für Hunde Gefunden: Pflegestelle für Flüchtlingshunde

Von Rena Weiss
Die Iranerin Lili M. sucht für ihre Hunde (von oben) Fancy, Tedy und Milo, eine Pflegestelle in Bietigheim-Bissingen.⇥ Foto: Martin Kalb

Lili M. und Ali P. flohen mit ihren drei Hunden nach Deutschland. Weil das Paar in Bietigheim-Bissingen in einer Flüchtlingsunterkunft keine Tiere halten darf, mussten die Hunde in ein Tierheim.

Sechs Monate ist es her, dass Lili M. und Ali P. ihre drei Hunde gesehen haben. Das Paar lebt in einer Flüchtlingsunterkunft in Bietigheim-Bissingen, möchte daher ihren vollen Namen nicht nennen. In der Unterkunft sind keine Hunde erlaubt, weswegen sie Fancy, Tedy und Milo bei ihrer Ankunft in Deutschland abgeben mussten. Die drei Chihuahua-Mischlinge leben seitdem in einem Tierheim in Karlsruhe. Doch das ist keine Dauerlösung, weder fürs Tierheim noch für Lili M. und Ali P.. Daher sucht das Paar nun eine Pflegestelle für maximal zwei Jahre in Bietigheim-Bissingen und näherer Umgebung.

Tierschutz im Iran

Die junge Familie hat einen langen Weg hinter sich. Sie nahmen Fancy als kleines Familienmitglied mit als sie den Iran verlassen haben. Dort haben sich Lili und Ali für den Schutz von Tieren eingesetzt. Während ihrer Arbeit traf Lili auf Fancy, die Hilfe in Form von Essen und Medikamenten benötigte. „Ich nahm sie auf und beschützte sie von da an.“ Das Land Iran gehe ganz anders mit Tieren um, als es die Menschen in Deutschland tun. Selbst die Verwaltungen dort töten Straßenhunde. „Wir haben uns um so viele Hunde zu kümmern und sie in andere Länder vermittelt, um sie so in Sicherheit zu bringen“, berichtet die Iranerin. „100 Prozent der Hunde ohne Besitzer und Besitzerinnen sterben oder werden umgebracht.“ Doch Fancy sei ihnen besonders ans Herz gewachsen. So sei es für alle selbstverständlich gewesen, dass auch die vierjährige Hündin mitkommt, als die beiden aus ihrer Heimat flohen. Dasselbe gelte auch für Tedy und Milo, die in Griechenland zur Welt kamen. „Sie sind unsere Kinder, unsere Familie“, sagt das Paar über ihre Hunde. „Es war sehr schwer, Fancy mit nach Griechenland zu bringen und alle drei nach Deutschland“, berichtet Lili M.. Sie wolle nicht aufgeben, bis sie alle wieder zusammenleben können.

Doch auch in Griechenland war dies teils nicht möglich. Zunächst kamen Lili M. mit Tochter, Partner Ali P. und Fancy in ein Flüchtlingscamp, dessen Leiter keine Hunde erlaubte. Er empfahl ihnen ein anderes Camp, in dem Hunde erlaubt waren. Dort jedoch wurde Fancy von einem anderen Hund geschwängert und bekam Nachwuchs. Von vier Welpen konnten die Iraner zwei vermitteln und behielten die Rüden Tedy und Milo.

Keine Arbeit in Griechenland

Drei Jahre später, im Dezember 2020, zog es sie weiter nach Deutschland, weil sie in Griechenland keine Arbeit fanden und sich so keine Wohnung leisten konnten. „Wir wollten arbeiten und haben gehört, dass dies in Deutschland möglich ist und die Menschen respektvoll miteinander umgehen“, erzählt die 39-Jährige über ihre Weg. In Griechenland selbst waren sie anerkannte Flüchtlinge, in Deutschland fing der Prozess von vorne an. Man erzählte ihnen, dass sie hier nicht in einer Flüchtlingsunterkunft leben müssen, sondern in einer Wohnung, in der sie ihre Hunde halten dürfen. „Aber das ist nicht passiert und nun leben wir seit sechs Monaten ohne unsere Kinder“, sagt Lili M. und muss sich dabei die Tränen verkneifen. „Wenn ich andere Hunde sehe, vermisse ich meine Kleinen umso mehr.“

Mittlerweile lebt das Paar in Bietigheim-Bissingen, die Hunde sind in einem Karlsruher Tierheim. Da Lili offiziell Besitzerin der Hunde ist, darf das Tierheim sie nicht vermitteln. Doch beide wollen die Hilfsbereitschaft des Tierheims nicht weiter ausreizen. Das Heim empfiehlt zudem, dass sie die Hunde nicht besuchen kommen, da dies für die Tiere zu aufwühlend sei. Sie würden zwar ihre Besitzer sehen, aber diese würden sie nicht wieder mitnehmen, das verursache mehr Stress, als dass es den Hunden helfe, da sich die Tiere erst ans Heim gewöhnt haben. Für das Paar ist dies jedoch schwer, daher hoffen sie sehr auf eine Pflegestelle in Bietigheim-Bissingen. „Für uns fühlt es sich an, als ob wir einen Teil unserer Familie, unsere Kinder, verloren haben“, sagt Ali, „das ist für die Hunde nicht anders. Sie haben mit uns gelebt, gegessen und so viele gemeinsame Erinnerungen geteilt.“

Als Tierpflegerin arbeiten

Das Paar will nun die deutsche Sprache lernen. Lili würde gerne Tierpflegerin werden. Doch aktuell sei ihre Zukunft in Deutschland unsicher, daher brauchen sie auch eine flexible Pflegestelle. Sie suchen eine oder mehrere Pflegestellen für maximal zwei Jahre. Denn nach zwei Jahren sei es ihnen erlaubt, eine eigene Wohnung zu suchen – unabhängig von einer Anstellung. Ihr Ziel sei es aber so bald als möglich, eine Arbeit zu finden, damit sie bald wieder als eine Familie zusammen leben können.

UPDATE: "Es haben sich direkt zwei tolle Personen gemeldet in Bietigheim", berichtet Helena Dadakou, vom Freundeskreis Asyl. Ein Mann habe Haus und Garten und würde alle drei zu sich nehmen und eine Frau habe Interesse bekundet, ein bis zwei Hunde aufzunehmen. "Also haben wir schonmal zwei gute Orte und sind flexibel was die Aufteilung angeht." Lili M. und Ali P. fällt damit eine Last von den Schultern und sie freuen sich, wenn die Vermittlung schnell stattfinden kann und sie ihre Hunde bald wieder in die Arme schließen können.

 

Das braucht eine künftige Pflegestelle

Fancy, Tedy und Milo sind alle stubenrein, gesund und gut erzogen, sagen Lili M. und Ali P.. Sie haben alle nötigen Impfungen. Die Chihuahua-Mischlinge schmusen, kuscheln und spielen zudem gerne. Der zehn Kilogramm leichte Tedy teile jedoch nicht gerne Essen. Daher sollte man ihn zuerst füttern.

Das Paar wünsche sich ein Zuhause für alle drei Hunde, doch wissen sie, dass dies schwierig sein könnte. Daher wären sie auch über zwei oder drei Pflegestellen glücklich. Tedy und der acht Kilogramm leichte Milo sollten jedoch nicht getrennt werden.

Ideal wäre zudem eine Unterkunft in Bietigheim-Bissingen, sodass Lili M. und Ali P. die Möglichkeit haben, mit ihren Hunden in Kontakt zu bleiben, bei der Pflege zu unterstützen und Gassi zu gehen. „Wir werden die Hunde auf jeden Fall wieder zu uns nehmen, sobald wir Arbeit und ein Zuhause haben.“ Die Kosten für Futter und eventuelle Tierarztbesuche werden von ihnen übernommen. Doch freuen sich Ali P. und Lili M. auch über Spenden.

Unterstützt werden sie unter anderem von Helena Dadakou vom Freundeskreis Asyl in Bietigheim-Bissingen. Sie setzt sich ehrenamtlich für die junge Familie und deren Hunde ein und ist per E-Mail an hundefreunde-bietigheim@web.de zu erreichen.

 
 
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