An Ostern wird die zentrale Frohe Botschaft des Christentums verkündet: Jesu ist auferstanden von den Toten. „Die Auferstehung und die damit verbundene Hoffnung für die Menschen auf einen Aufbruch und Neubeginn ist die wohl wichtigste Botschaft des Christentums“, sagt der Bietigheim-Bissinger Pfarrer an der Stadtkirche, Bernhard Ritter, derzeit auch stellvertretender Leiter des Dekanats Besigheim.
Bietigheim-Bissinger Pfarrer zur Osterbotschaft Ostern: Den Neuanfang wagen
Der stellvertretende Leiter des Dekanats Besigheim und Pfarrer der Stadtkirche, Bernhard Ritter, sieht das Fest als Beginn der Bildung der „Hoffnungsgemeinschaft der Christen an.
Zuerst Schrecken und Entsetzen am leeren Grab
Von Fröhlichkeit ist aber am leeren Grab von Jesus erst mal nichts zu spüren, sagt Bernhard Ritter. Die beiden Frauen im Markusevangelium fliehen vor „Schrecken und Entsetzen“ von dem Grab. Selbst die verschiedenen Evangelisten suchen laut ihrer Bibeltexte nach Erklärungen: Wurde der Leichnam entführt, war Jesus nur scheintot? An eine Auferstehung von den Toten will erst mal keiner glauben, auch die Emmaus-Jünger, die auf Jesus treffen, erkennen ihn zuerst nicht.
Das Osterereignis übersteigt alle menschliche Wirklichkeit und alles Begreifen, so Ritter. Im Kern sagt die Osterbotschaft, dass Gott in Jesus Christus den Tod überwunden hat. Durch Ostern wird offenbar, dass mit dem Tod neues Leben beginnt. Die Welt bekommt eine neue Perspektive. „Ostern schafft eine Wirklichkeit, die die menschlichen Horizonte der Angst und der Verzweiflung überschreitet“, sagt auch der Theologe Anselm Grün.
Für Bernhard Ritter ist das Osterfest auch der Beginn der Christengemeinschaft. „Die Erzählung der Auferstehung war der Beginn einer Gemeinschaft der Hoffenden“. Dies sei der Kern der christlichen Religionen: Aus Verzweiflung und Trauer erwachse in der Gemeinschaft Hoffnung. „Es ist nicht an der Zeit zu klagen und zu trauern, sondern in der Gemeinschaft setzen wir auf einen Neubeginn“, so Ritter. Hier schlägt der Theologe auch die Brücke zu einer Interpretation, die an moderne Christen vermittelt werden kann. „In der Gemeinschaft der Christen können wir die Hoffnung mehren und Änderungen herbeiführen, wenn wir nicht in der Verzweiflung verharren.“
Die Botschaft „sät Hoffnung in der Welt“
So bedeutet Jesus’ Auferstehung nicht, dass der Messias derselbe ist wie zuvor und einfach nur nicht mehr tot sei. „Er hat ein neues Leben und er wird auch nicht bei den Menschen bleiben, sondern an Christi Himmelfahrt in den Himmel auffahren“, erklärt Ritter. Jesus’ Auferstehung sei eine Botschaft, dass die Gläubigen sich aufmachen sollen und „Hoffnung in der Welt säen“ sollen.
Zu jeder Zeit gebe es Herausforderungen – persönliche, gesellschaftliche, politische – in der Phase der Verzweiflung zu bleiben, ändere nichts an der Situation, so interpretiert der Pfarrer. „An Ostern wird auch die kirchliche Gemeinschaft immer wieder erneuert. Aus einem hoffnungslosen Häufchen kann eine starke Gemeinschaft werden“, so Ritter.
Nichts müsse bleiben wie es ist, sagt er weiter, es sei immer Zeit und Anlass, neu zu beginnen. „Freundschaften, Beziehungen, Kooperationen, politische Zuständen ändern sich oder zerbrechen. Es ist wichtig, zu verstehen, dass ein Neuanfang immer möglich ist.“ Bernhard Ritter verweist auf die zeitliche Verankerung des Osterfestes im Frühjahr: Auch die Natur mache einen Neuanfang und erwache neu. Die Tulpe ist traditionell die Auferstehungsblume per se, die in ihrem Erdgrab über Herbst und Winter schlafe und im Frühjahr erwache und gerade, stark und schön wachse.
Ostern ist ein Freudensfest
Es sei wichtig, in Bezug auf die Osterbotschaft in Analogien oder Bildern zu sprechen, um die Unbegreiflichkeit einer Auferstehung vom Tod für die Christen zu symbolisieren. „Ostern ist ein Freudensfest, in der die Gemeinschaft von der Hoffnung getragen wird und das Veränderungen sichtbar machen kann“, sagt Pfarrer Ritter. Er wird während des Ostergottesdienstes in der Stadtkirche Bietigheim-Bissingen über Johannes 20,11-18 predigen. Maria begegnet dem auferstandenen Jesus und schöpft daraus neue Hoffnung trotz ihrer Trauer.