Als „eher schlecht“ beschrieb Revierförster Axel Armbruster am Dienstag im Ausschuss für Verwaltung und Finanzen die Gesamtlage im Bietigheim-Bissinger Stadtwald. Es gebe einen hohen Anfall an Schadholz, und das werde sich auch 2021 fortsetzen. Zugleich versicherte er den Stadträten: „Wir versuchen trotzdem Kurs zu halten.“ Denn es finde eine aufwendige Wiederaufforsttung statt.
Bietigheim-Bissinger Stadtwald Auch 2021 fällt viel Schadholz an
Der Gemeinderat hat den Betriebsplan für 2021 in Bietigheim-Bissingen gebilligt. Erwartet wird ein Defizit. Revierförster Axel Armbruster hofft aber auf Fördermittel des Bundes.
Ein Grund für den Waldzustand ist die klimatische Entwicklung der letzten Jahre, in denen es bekanntermaßen zu trocken war. Wie es im Bericht für den Ausschuss heißt, waren die Niederschläge im Jahr 2019 zwar durchschnittlich, die Temperaturen und die Anzahl heißer Tage jedoch überdurchschnittlich hoch.
Die bestehenden Defizite im Bodenwasserhaushalt seien dadurch verschärft worden, und das Absterben von trockengeschädigten Bäumen sei weiter vorangeschritten. Trotz eines regenreichen Februars habe der Wald auch im Jahr 2020 an der Dürre gelitten, die nach aktuellem Stand ein überdurchschnittlich hohes Ausmaß erreicht habe und auch weiterbestehen dürfte.
Pilze bei Eschen und Bergahorn
Hinzu kämen die weiterhin latent hohe Gefahr eines Borkenkäferbefalls bei Nadelbäumen sowie tödliche Pilzerkrankungen bei Eschen – das sogenannte Eschentriebsterben – und bei Bergahorn – hier ist es die Rußrindenkrankheit. Neben den notwendigen Pflegemaßnahmen werde daher auch ein Augenmerk auf die erforderliche Verkehrssicherung entlang von Waldrändern oder Straßen gelegt.
Der Betriebsplan fürs kommende Jahr wurde vom Gremium einstimmig gebilligt, und die Verwaltung wurde mit den Holzverkäufen beauftragt. Der Hiebsatz für den Stadtwald wurde für 2021 auf 1200 Festmeter angesetzt. Laut Armbruster ist das ein normaler Satz, es falle aber innerhalb dieser Menge mehr Schadholz und weniger Nutzholz an.
Der erwartete Erlös aus den Holzverkäufen beläuft sich auf 50 000 Euro. Dazu heißt es in der Ratsvorlage, der derzeitige Holzmarkt lasse keine hohen Holzpreise erwarten, weshalb nur mit moderaten Einnahmen gerechnet werde. Der Preis für das Fichtenholz sei beispielsweise seit 2018 um zwei Drittel gefallen.
Wie Armbruster auf Nachfrage von SPD-Fraktionschef Thomas Reusch-Frey erklärte, wird es auch kein ausgeglichenes Ergebnis geben. Das sei auch dadurch bedingt, dass 15 000 bis 20 000 Euro für die Aufforstung anfallen. Der Revierförster hatte jedoch auch eine gute Nachricht parat: Die Bundesregierung habe ein Investitionsprogramm für den Wald beschlossen, und man werde daraus Fördermittel beantragen. Er hoffe auf einen „deutlich fünfstelligen Betrag“. Damit könne erreicht werden, dass das Defizit nicht ganz so krass ausfalle.
Auch beim Thema Eichenprozessionsspinner, der fast jedes Jahr auftrete, sei die Lage vergleichsweise entspannt. Es gebe gute Erfolge bei der Bekämpfung des Schädlings, im Vergleich zu früher sei nur ein Prozent der Waldfläche betroffen.
Besucherandrang normalisiert
Thomas Wiesbauer, der Fraktionsvorsitzende der CDU, sprach Klagen von Jägern an, wonach in diesem Jahr im Wald viel mehr Menschen als sonst unterwegs seien. Revierförster Armbruster sah es nicht generell als negativ an, dass der Wald als Erholungsraum intensiver genutzt werde. Es gebe allerdings Auswüchse. Etwa bei den Mountainbikern, so der Förster, der selbst ein solches Rad fährt. Es komme aber darauf an, wie man fahre. Insgesamt habe sich, was die Freizeitnutzung angeht, die Lage im Wald im Vergleich zum Frühjahr aber wieder normalisiert.
Info Der Stadtwald Bietigheim-Bissingen ist über 300 Hektar groß. Die Flächen erstrecken sich laut Stadtverwaltung auf Brandholz, Bruchwald, Rotenacker Wald, Oberer Wald, Sommerrain und Brandhalde in Bissingen.