Bietigheim Steelers 1:6 – Naud-Team bezieht kräftig Prügel

Von Andreas Eberle
Zwischen Wolfsburgs Darren Archibald und Steelers-Verteidiger Joshua Atkinson (rechts) fliegen die Fäuste. Ansonsten hielt sich der Bietigheimer Widerstand aber in Grenzen. Foto: Eibner/Jan-Frederic Helbig

Die ersatzgeschwächten Bietigheim Steelers sind bei den Grizzlys Wolfsburg nur ein Opfer. Youngster Leon Doubrawa springt für den kranken Stammgoalie Sami Aittokallio ein. Verteidiger Max Renner redet Klartext.

Als Bärenbändiger werden die Bietigheim Steelers wohl nicht mehr in die DEL-Geschichte eingehen. Am Sonntagabend verloren sie rundenübergreifend auch ihr fünftes Kräftemessen mit den Grizzlys Wolfsburg im deutschen Eishockey-Oberhaus, diesmal gab’s eine 1:6-Auswärtspleite. Fünf Spiele, null Punkte, ein Torverhältnis von 6:22 – gegen keinen anderen Klub hat der SCB eine schlechtere Bilanz als gegen den Halbfinalisten der Vorsaison aus Niedersachsen.

Die ersatzgeschwächte Steelers-Mannschaft war vor den 2730 Zuschauern in der Eisarena Wolfsburg überfordert und nicht konkurrenzfähig. Im Gegensatz zu den beiden Partien unter der Woche gegen Augsburg und Berlin ließ sie diesmal über weite Strecken auch Galligkeit, Energie und Kampfgeist vermissen.

Max Renner fand im Interview bei Magenta Sport nach der zwölften Niederlage im 17 Saisonspiel deutliche Worte. „Das Ergebnis spiegelt genau unsere Leistung wider. Das war unter alle Kanone. So darfst du dich in der Liga nicht verkaufen“, sagte der 30-jährige Verteidiger aus Rosenheim und mahnte wieder mehr Leidenschaft und Konzentration an: „Wir müssen einfach mal was anderes machen – einen Schuss blocken, einen Check fahren, irgendwas. Wenn es nicht läuft, lassen wir uns einfach abschlachten und ergeben uns.“

Stammgoalie hat Bronchitis

Die geringste Schuld an der Schlappe traf Leon Doubrawa, der trotz der sechs Gegentore noch der beste Bietigheimer war. Der 21-jährige Youngster war ins Gehäuse zurückgekehrt, weil Sami Aittokallio kurzfristig ausfiel – wegen einer akuten Bronchitis, wie Geschäftsführer Volker Schoch auf BZ-Nachfrage erklärte. Erst am Donnerstag hatte der finnische Stammgoalie beim 2:5 gegen die Eisbären Berlin nach wochenlanger Verletzungspause ein Comeback gefeiert. Derweil kuriert sich Aittokallio-Ersatz Cody Brenner nach seinem in Nürnberg erlittenen Kreislaufkollaps momentan noch aus. Obendrein fehlten am Sonntag die verletzten Constantin Braun (Finger), Chase Berger (Unterkörper), Daniel Weiß (Leiste) und Benjamin Zientek (muskuläre Probleme).

Mit 17 Profis, darunter der kompletten jungen Garde, hoffte das Rumpfteam von Trainer Daniel Naud auf eine ähnliche Überraschung wie 16 Tage zuvor, als 15 Feldspieler plus Doubrawa in Berlin eine 4:2-Sensation geschafft hatten. Doch anders als die Eisbären nahmen die Grizzlys den dezimierten Tabellenletzten am Sonntag nicht auf die leichte Schulter. „Mir kommt es so vor: Umso weniger ihr Kader hergibt, desto gefährlicher sind sie. Da müssen wir definitiv aufpassen“, hatte Wolfsburgs Stürmer Laurin Braun kurz vor Spielbeginn bei Magenta Sport über die Steelers gesagt – und bedauert, dass es diesmal nicht zum Familienduell mit seinem älteren Bruder Constantin Braun kommen würde.

Im ersten Drittel hielt der Außenseiter aus dem Ellental den Schaden noch in Grenzen. Dies lag auch an Doubrawa, der mit einigen starken Paraden aufwartete. Das einzige Tor bis zur ersten Pause war Verteidiger-Sache: SCB-Abwehrmann Tim Schüle verlor in der Nähe des eigenen Tores die Scheibe an Dustin Jeffrey. Dessen Querpass veredelte Grizzlys-Verteidiger Jordan Murray, indem er den Puck über Doubrawas rechte Schulter hinweg zum 1:0 ins Netz nagelte (8.).

Ein Tor zum 600. DEL-Spiel

Im Mitteldrittel eilte Wolfsburg innerhalb von 14 Minuten auf 5:0 davon und glänzte dabei mit großer Effektivität. Spencer Machacek (22.), Tyler Morley (30.), Laurin Braun (32.) und Jean-Christophe Beaudin (35.) waren erfolgreich. Für Laurin Braun war der Treffer besonders schön, denn der Flügelstürmer absolvierte am Sonntag sein 600. DEL-Spiel.

Erst im Schlussdrittel, als die Partie längst gelaufen war, muckte Bietigheim noch mal auf. Mit einem kernigen Pfund gelang Teemu Lepaus in Überzahl das Ehrentor zum 1:5 (53.). Richtig Stimmung kam auf den Rängen auf, als sich Steelers-Neuzugang Joshua Atkinson und Darren Archibald in die Haare bekamen. Es passte ins Bild: Auch hier war der Grizzlys-Profi Punktsieger. Den sportlichen Schlusspunkt setzte Fabio Pfohl, der ebenfalls bei einem Powerplay das halbe Wolfsburger Dutzend vollmachte (57.).

Wiedersehen mit Breitkreuz, Ranford und Wenzel

Die Bietigheim Steelers setzen ihre Auswärtstrilogie am Dienstag (19.30 Uhr) fort. Dann tritt das DEL-Schlusslicht bei den Löwen Frankfurt an. Im letzten Spiel vor der Deutschland-Cup-Pause gastiert der SCB am Donnerstag (19.30 Uhr) beim Tabellendritten ERC Ingolstadt. Der Aufsteiger aus Frankfurt schlägt sich bisher achtbar und belegt mit 24 Zählern aus 15 Partien und einem Punkteschnitt von 1,6 den sechsten Rang. Am Sonntagabend verloren die Hessen allerdings ihr Heimduell gegen Schwenningen mit 2:3 nach Verlängerung – trotz drückender Überlegenheit. Am Main kommt es am Dienstagabend zu einem Wiedersehen mit den früheren Steelers-Profis Brett Breitkreuz, Yannick Wenzel und Brendan Ranford.

 
 
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