Bietigheim Steelers Die Hintergründe zum Trainerwechsel

Von Andreas Eberle
Daniel Naud am Freitagabend gegen Mannheim bei seinem letzten Spiel als Steelers-Trainer. Vom bereits beschlossenen Rauswurf ahnte er zu diesem Zeitpunkt noch nichts. Foto: Baumann/Alexander Keppler

Die Bietigheim Steelers beenden die Zusammenarbeit mit Daniel Naud und wollen damit bei der Mannschaft einen Impuls setzen. Der Aufstiegscoach reagiert enttäuscht auf die Entscheidung. Die Nachfolge ist noch offen. Allein am Samstag werfen 20 Trainer ihren Hut in den Ring.

Der bittere Moment kam für Daniel Naud am späten Freitagabend: Unmittelbar nach der Pressekonferenz zum Heimspiel der Bietigheim Steelers gegen Mannheim suchte Geschäftsführer Volker Schoch den Trainer in der Kabine auf und teilte ihm dessen Freistellung mit. Kurz zuvor hatte Adler-Coach Bill Stewart seinen Bietigheimer Kollegen noch für die Arbeit beim DEL-Schlusslicht gelobt. Doch weder die anerkennenden Worte von Stewart noch die starke Leistung der Steelers gegen den Titelanwärter beim 4:5 nach Verlängerung konnten Naud letztlich noch den Job retten.

Im Gespräch mit der BZ zeigte sich der geschasste Naud enttäuscht. „Mit der Entscheidung muss ich leben“, sagte der 60-jährige Kanadier. „Ich glaube, ich habe in den letzten Jahren bewiesen, dass ich ein guter Trainer bin. Wenn eine Mannschaft schlecht gecoacht wäre, würde sie gegen Mannheim sicher nicht erst in der Overtime verlieren oder mit 13 oder 15 Mann in Berlin und Ingolstadt gewinnen.“

Team erfährt am Samstagvormittag von Entscheidung

Die Trennung vom Trainer hatte die Klubführung allerdings schon vor dem Baden-Württemberg-Duell beschlossen. Noch am Spieltag waren Schoch und der Aufsichtsrat zu einer Sitzung zusammengekommen, um über die sportliche Krise und Nauds Zukunft zu beraten – mit dem Ergebnis, am Wochenende einen Wechsel an der Bande zu vollziehen. „Wir wollen einen neuen Impuls setzen, um der Mannschaft die Chance zu geben, sich neu auszurichten“, hieß es in einer am Samstagnachmittag verbreiteten Pressemitteilung zur Begründung. Das Team selbst war bereits am Vormittag von der Entwicklung unterrichtet worden.

„Dieses Jahr sind wir in vielen Bereichen nicht da, wo wir sein sollten – unabhängig von den Ergebnissen und dem Tabellenstand. Wir haben lange gehofft und gewartet, doch Hoffnung ist keine Strategie“, sagt Schoch. Die Trennung von Naud sei ihm gerade mit Blick auf dessen Verdienste um den Klub schwer gefallen: „Die Entscheidung ändert nichts an der Dankbarkeit und unserem Respekt für das, was Danny bei den Steelers geleistet hat.“

Naud: „Alle haben am Limit gespielt“

Naud war zur DEL2-Spielzeit 2020/21 als Coach ins Ellental zurückgekehrt und hatte den Verein zum erstmaligen Aufstieg in die DEL geführt. Trotz bescheidener finanzieller Mittel schaffte er dort mit dem Neuling wider Erwarten den Klassenerhalt. In der laufenden Runde holte er mit dem Team allerdings nur noch 0,77 Punkte im Schnitt, womit der SCB den letzten Platz belegt. „Die Mannschaft hat in jedem Spiel 100 Prozent gegeben. Alle haben am Limit gespielt. Das Team ist fit, war immer gut vorbereitet, und das System hat auch gestimmt“, beteuert Naud. Die SCB-Verantwortlichen sind dagegen überzeugt, dass mehr Potenzial im Kader steckt. „Wir glauben an die Mannschaft und haben Vertrauen in unsere Spieler. Keiner von ihnen will einen Abstieg in seiner Vita stehen haben, jeder wird bis zum Schluss alles für Bietigheim geben“, stellt Schoch fest.

20 Trainer bieten sich an

Dem Klubchef zufolge haben sich allein am Samstag schon 20 Übungsleiter bei den Steelers gemeldet und ihr Interesse am Trainerjob bekundet. „Trainer gibt es auf dem Markt genug. Aber es gibt auch Gründe, warum sie auf dem Markt sind“, sagt Schoch, der nun gewissenhaft sondieren will. Eines aber stellt er klar: „Wir wollen niemanden haben, der mit einer Wunschliste kommt, auch wenn jetzt bald Weihnachten ist. Der Trainer muss mit der bestehenden Mannschaft arbeiten und alles aus ihr herauskitzeln.“

Bei der 1:4-Niederlage am Sonntagabend in Nürnberg coachte Fabian Dahlem, der bisherige Assistenztrainer, interimsweise das Team – und das soll er auch noch so lange tun, bis die Naud-Nachfolge geklärt ist. Schoch: „Wir stehen nicht unter dem Druck, am Montag unbedingt einen Nachfolger präsentieren zu müssen. Wenn wir bis zum nächsten Wochenende noch keinen haben, steht Fabian Dahlem erneut in der Verantwortung.“

 
 
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