Bietigheim Steelers Als Underdog in die zweite DEL-Runde

Von Andreas Eberle
Die Hausaufgaben sind gemacht, die Saison kann kommen: Steelers-Geschäftsführer Volker Schoch (links) und Trainer Daniel Naud sprachen am Mittwochnachmittag bei einer Pressekonferenz über die zweite DEL-Spielzeit in der Bietigheimer Vereinsgeschichte. Foto: /Martin Kalb

Die Bietigheim Steelers treten in der Eliteklasse mit dem kleinsten Etat aller 15 Klubs an. Ziel ist erneut der Klassenerhalt. Braun bleibt Kapitän, Preibisch und Neuzugang Maione sind seine Assistenten.

Mit einem Gastspiel in Bremerhaven bei den Fischtown Pinguins starten die Bietigheim Steelers am Freitag (19.30 Uhr) in ihre zweite DEL-Spielzeit. Zur Heimpremiere treten am Sonntag (14 Uhr) dann die Straubing Tigers im Ellental an. Am Mittwoch äußerten sich Geschäftsführer Volker Schoch und Trainer Daniel Naud bei einer Pressekonferenz über die Vorbereitung, das Saisonziel, den Kader und die wirtschaftlichen Zwänge.

Die Vorbereitung

„Man wünscht sich immer mehr Siege“, sagt Coach Daniel Naud mit Blick auf die sieben Niederlagen in den zehn Testspielen. Die einzigen drei Erfolge resultierten aus Duellen gegen Zweitligisten. Doch überbewerten will der Coach die Resultate und Leistungen in den vergangenen sieben Wochen nicht. „Als Spieler und Trainer habe ich schon oft erlebt, dass eine Mannschaft alle Vorbereitungsspiele gewonnen hat und dann am Beginn der Saison ein Spiel nach dem anderen verliert – und umgekehrt.“

Das Programm sei hart gewesen, gibt Naud zu. „Die Jungs hatten nicht so viel Zeit, um sich zu erholen.“ Nach dem 1:6 am vergangenen Freitag beim EHC Kloten hat er seinen Profis darum erst mal zwei Tage frei gegeben – und in den Übungseinheiten in dieser Woche prompt den erwünschten Effekt registriert: „Es gab mehr Energie im Training.“ Geschäftsführer Schoch mahnt für dem Liga-Ernstfall dennoch eine Steigerung an: „Jeder Spieler weiß genau, dass er nach der Vorbereitung noch mal eine Schippe drauflegen muss.“

Das Saisonziel 

Wer nach den 56 Spieltagen den letzten Tabellenplatz belegt, steigt ab. Sollte es wie in den vergangenen beiden Spielzeiten erneut einen Aufsteiger aus der DEL2 geben, muss auch der Vorletzte runter. „Wir treten an, um den Klassenerhalt zu schaffen, alles andere wäre vermessen“, sagt Klubchef Schoch. Er sei zuversichtlich, dass die Steelers erneut mindestens zwei Teams hinter sich lassen werden.

Als Motivationsspritze hat er den Profis eine Seite aus dem Saisonvorschau-Sonderheft des Fachblatts „Eishockey News“ vorgelegt. Dort wird der SCB bei den Prognosen als Abstiegskandidat Nummer eins gehandelt. „Es ist schade, dass so wenige an uns glauben“, sagt Schoch und gibt sich trotzig: „Man hat uns in Bietigheim schon oft totgesagt – und komischerweise sind wir immer wieder aufgestanden.“

Naud sieht seine Mannschaft wie gehabt in jeder Partie als Underdog. Der 60-jährige Kanadier weist auf die unterschiedlichen wirtschaftlichen Voraussetzungen hin, unter denen die 15 Klubs operieren. Die Steelers verfügen in der Eliteklasse erneut über das mit Abstand geringste Budget. „Bei jedem Spiel stehen uns drei bis vier Millionen Euro mehr auf dem Eis gegenüber. Das ist für uns eine Riesenherausforderung, die wir aber gerne annehmen. Wir werden alles geben“, sagt Naud und bittet um Realismus im Umfeld: „Ich hoffe, dass jeder im Blick hat, dass wir am Limit sind und am Limit arbeiten.“

Die Mannschaft

Seit dieser Woche stehen der Kapitän und seine beiden Assistenten fest: Die Mannschaft wählte erneut Constantin „Tine“ Braun zu ihrem Anführer – das Amt hatte der 34-jährige Verteidiger bereits in der Spielzeit 2021/22 inne gehabt, damals noch als Leihspieler von den Eisbären Berlin. Stürmer Alexander Preibisch (31), der seit 2017 für die Steelers stürmt, bleibt wie gehabt einer seiner Assistenten. Der kanadische Neuzugang Mathew Maione ist der andere Assistenzkapitän. Der 31-jährige Defensivmann folgt auf seinen Landsmann Matt McKnight, der Anfang April seine Karriere beendet hat. Max Prommersberger (35) steht als Ersatz parat..

Acht Neuzugänge tummeln sich im Bietigheimer Aufgebot. Von den sechs neuen Kontingentspielern bringt nur Maione DEL-Erfahrung mit. Ein schwerer Verlust ist der Weggang von Top-Torjäger Riley Sheen. Der Kanadier, der als bester Spieler und Stürmer der Spielzeit 2021/22 ausgezeichnet wurde, sorgt mittlerweile beim schwedischen Champions-League-Sieger Rögle BK für Furore. „Es bringt jetzt nichts, einem Riley Sheen nachzutrauern. Ob wir wieder einen wie ihn ausgraben, wissen wir nicht. Aber unser Ziel ist es, den Spieler zu ersetzen“, sagt Schoch.

Um Neid und Missgunst intern erst gar nicht aufkommen zu lassen, hat das Management bei der Kaderzusammenstellung auf ein einheitliches Gehaltsniveau geachtet. „Wir brauchen das Kollektiv, wir brauchen die Gruppe. Ich muss alle Lohnzettel ans schwarze Brett hängen können“, sagt der Steelers-Macher. Er ist überzeugt, dass sich diese Lohnpolitik auf dem Eis auszahlt – indem die Spieler füreinander einstehen, Schüsse blocken, zusätzliche Schritte für den Nebenmann machen oder Fehler des Teamkollegen ausbügeln.

Die Auswahl der Neuzugänge

Von der Klasse der Neuzugänge ist Naud überzeugt. Der Trainer verweist darauf, dass diese allesamt in starken Ligen bereits ihre Tauglichkeit bewiesen und bei ihren Auslandsstationen überzeugt haben. Bei den Verstärkungen haben die Steelers allerdings nicht allein auf deren Können geachtet, sondern vor allem auch auf den Charakter. Vor den einzelnen Verpflichtungen hat Naud darum viele Gespräche mit bisherigen Trainern und Mitspielern der potenziellen Neuzugänge geführt. „Wenn da einer eine rote Flagge gehoben hätte, hätten wir wo anders geschaut“, betont der Coach. Er verhehlt aber auch nicht, dass der SCB vom einen oder anderen Wunschkandidaten einen Korb bekommen hat. „Ein Spieler ist lieber in die DEL2 gegangen – nicht zu einer Topmannschaft, sondern zu einer, die im Mittelfeld spielt“, berichtet Naud. „Wir fischen im gleichen Teich wie die DEL2“, bestätigt Schoch.

Der Manager sieht die Steelers als Sprungbrett für Spieler, die sich etablierten wollen – so wie dies auch bei Riley Sheen der Fall war. „Die Jungs wollen sich alle beweisen. Sie wissen ganz genau: Wenn sie in Bietigheim gut sind und sich zeigen, bekommen sie auch woanders gute Jobs.“

Etat, Sponsoring und Zuschauer

Wie in der Vorsaison beträgt der Etat 4,2 Millionen Euro, davon kommen rund zwei Millionen von Sponsoren – Schoch zufolge hat der Klub zwölf neue an Land gezogen, die eine Viertelmillion Euro zusätzlich in die Kasse spülen. Da aber auch der eine oder andere Geldgeber weggefallen ist oder sein Engagement reduziert hat, beziffert der Geschäftsführer das Plus im Sponsoring auf fünf bis acht Prozent.

Ebenfalls noch Luft nach oben gibt es bei den Dauerkarten. Stand Mittwoch hatten die Steelers 1211 abgesetzt. „Das ist okay, hätte aber gerne mehr sein können. Jetzt hoffen wir vor allem auf die Tageskarten“, sagt Schoch und weist auf die Unwägbarkeiten wie die allgemeine Wirtschaftslage und die Corona-Problematik hin. Pro Heimpartie kalkuliert der Klub mit 2800 Fans – 100 mehr als in der ersten DEL-Runde. Für die Heimpremiere gegen Straubing sei er froh, wenn eine Zwei vorne stehen würde, so Schoch.

 
 
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