Bietigheim Steelers Mannschaft macht Trainer und Fans stolz

Von Andreas Eberle
Guillaume Naud (Mitte) schoss die Steelers mit seinen beiden Treffern im letzten Drittel in die Verlängerung. Hier taucht der Bietigheimer Allrounder gefährlich vor Mannheims Torhüter Felix Brückmann auf, Adler-Linksaußen Tim Wohlgemuth versucht auch noch einzugreifen. Foto: /Ralf Poller

Das DEL-Schlusslicht Bietigheim Steelers bietet dem Titelanwärter Adler Mannheim Paroli und verliert hauchdünn mit 4:5 nach Penaltyschießen. Guillaume Naud trifft doppelt. Der Rückstand zum vorletzten Platz reduziert sich auf zehn Punkte.

Absteiger, Absteiger“ und „Nie mehr, Erste Liga“ skandierten und sangen die Fans der Adler Mannheim nach dem Derby bei den Bietigheim Steelers voller Häme in Richtung Gegner. Der Blick auf die DEL-Tabelle zeigt, dass dieser Fall durchaus wahrscheinlich ist. Allerdings spielte der Tabellenletzte aus dem Ellental im vierten Saisonduell mit den Adlern gar nicht wie ein Absteiger: Nach einer packenden Partie und einem ganz starken Auftritt verloren die Steelers hauchdünn mit 4:5 nach Penaltyschießen. Da der Abstiegsrivale Augsburger Panther zu Hause gegen Ingolstadt mit 0:5 unterging, reduzierte sich der Abstand zum vorletzten Platz auf zehn Punkte. Am Freitagabend treffen die beiden schwäbischen Kellerkinder in Augsburg direkt aufeinander.

Stolzer Trainer

„Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft. Seit ich hier bin, war es das erste Mal, dass sie als richtiges Team aufgetreten ist. Alle sind füreinander eingestanden, jeder hat für den anderen gekämpft. Auch als wir mit zwei Toren zurücklagen, hat das Team nie aufgegeben. Das ist die Mentalität, die ich immer sehen will“, sagte Trainer Pekka Kangasalusta und wollte die Leistung auch als Statement nach außen verstanden wissen: „Heute hat sich das Team den Respekt der Fans erspielt.“

Die 4435 Zuschauer sorgten in der fast ausverkauften Ege-Trans-Arena für eine Gänsehaut-Atmosphäre, die selbst einen alten Hasen wie Adler-Coach Bill Stewart beeindruckte: „Die Stimmung in der Halle war grandios. Dazu haben beide Fanlager beigetragen.“

Dass im Ellental der designierte Absteiger gegen einen Titelanwärter spielte, war in keiner Phase der Begegnung zu sehen. Allein in der Anfangsphase spielte sich der SCB so viele hochkarätige Chancen heraus wie zwei Tage zuvor beim 1:2 gegen Frankfurt im ganzen Spiel. Die Krux an der Sache: Der Puck wollte zunächst wieder mal nicht ins Netz.

Effektiver zeigten sich die Gäste, die mit einem Doppelschlag in Führung gingen. Bei einem vorbildlichen Powerplay traf Matthias Plachta mit einem Distanzschuss zum 0:1 (14.). 53 Sekunden später setzte sich Tim Wohlgemuth vor dem Steelers-Kasten im Clinch gegen C.J. Stretch durch und schob die Scheibe durch Cody Brenners Schoner zum 0:2 – ein Zwischenstand, der dem Favoriten schmeichelte.

Atwal schlägt erneut zu

Besonders frustriert war wohl Arvin Atwal, der es innerhalb kürzester Zeit zu Bietigheims Strafbankkönig gebracht hat. Gegen Schwenningen und Frankfurt hatte er bereits mit zwei Gegenspielern gerauft, diesmal forderte der kanadische Verteidiger seinen Mannheimer Abwehrkollegen Mark Katic zum Fight heraus und erhöhte sein Büßerkonto so auf 29 Strafminuten – nach vier DEL-Einsätzen, wohlgemerkt. Selbst das frühere Steelers-Raubein Shawn Weller ist gegen Atwal und dessen kurze Zündschnur nur ein Waisenknabe.

 Im Mitteldrittel schlugen die Schwaben, die wie schon am Freitag ohne den verletzten Torjäger Chris Wilkie auskommen mussten, auch sportlich zurück. Chase Berger zog mangels Anspielstation einfach mal ab, und der eigentlich unplatzierte Schuss rutschte Felix Brückmann durch die Hosenträger – Evan Jasper und Benjamin Zientek hatten dem Goalie die Sicht genommen (23.). Pech hatte zudem Max Renner, dessen Geschoss an den Innenpfosten krachte. Noch vor der zweiten Pause folgte der nächste Dämpfer, als Markus Eisenschmid mit dem zweiten Überzahltor der Kurpfälzer auf 3:1 erhöhte (38.).

Doch weder die lautstarken Fans auf den Rängen noch ihre Lieblinge auf dem Eis gaben klein bei. Der Außenseiter bot dem Tabellenzweiten weiter keck Paroli. Und endlich schlug sich die bockstarke Leistung auch in Toren nieder. Erst verkürzte der nimmermüde Guillaume Naud auf 2:3 (46.), dann gelang Verteidiger Renner der verdiente 3:3-Ausgleich (48.). Der Favorit wackelte.

Alle Penaltys der Adler sitzen

Tyler Gaudets Tor zum 3:4 (55.), erneut im Powerplay, dämpfte die Bietigheimer Euphorie nur kurzzeitig. Naud schoss die Hausherren mit seinem zweiten Treffer in die Verlängerung (57.), die letztlich torlos blieb. Im Penaltyschießen trafen mit Gaudet, Borna Rendulic und Matchwinner Plachta alle drei Mannheimer Schützen. Auf SCB-Seite waren Geburtstagskind Jasper und Teemu Lepaus erfolgreich. Den sechsten und letzten Penalty schoss Michael Keränen vorbei, und so blieben den Steelers nur viele Komplimente und ein Zähler – obwohl sie nach ihrer Galavorstellung eigentlich drei verdient gehabt hätten.

 
 
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