Bietigheim Steelers DEL-Klub und Schoch trennen sich

Von Andreas Eberle
Geschäftsführer Volker Schoch kümmert sich bis zu seinem Ausscheiden zum Saisonende weiter um den administrativen und organisatorischen Bereich. Foto: Pressefoto Baumann/Alexander Keppler

Geschäftsführer Volker Schoch verlässt die Bietigheim Steelers zum Saisonende. Gönner Gerhard Kaufmann erklärt seinen Rückzug aus dem Aufsichtsrat. SCB-Präsident Christoph Heinzmann will die Manpower aus dem Stammverein besser nutzen, um Synergien zu schaffen. Die Verpflichtung eines hauptamtlichen Sportlichen Leiters steht ganz oben auf seiner Agenda.

Zwei Paukenschläge im Ellental: Zum Saisonende trennen sich die Wege von den Bietigheim Steelers und Geschäftsführer Volker Schoch. Der 58-jährige Ochsenbacher, seit 2014 im Amt, verlässt den DEL-Tabellenletzten. Bis dahin leitet er aber weiter das operative Geschäft. Außerdem tritt der langjährige Aufsichtsratschef Gerhard Kaufmann mit Ablauf des Geschäftsjahrs zum 30. April zurück. Am Mittwochnachmittag gaben die Steelers beide Personalien bekannt. Die BZ beleuchtet die Hintergründe und verrät, wie es nun weitergeht.

So läuft der Trennungsprozess ab:

Der Stammverein SC Bietigheim-Bissingen ist zwar hundertprozentiger Gesellschafter der Steelers GmbH, in der der Profispielbetrieb ausgegliedert ist. Formal trifft aber der dreiköpfige Aufsichtsrat die Personalentscheidungen – und da waren Gerhard Kaufmann sowie Carsten Schüler Fürsprecher von Schoch, während Christoph Heinzmann als Vertreter und Präsident des SCB für einen Neuanfang eintrat. Mit seiner Ankündigung am 12. Januar, sein Aufsichtsratsmandat zum 30. April niederzulegen, machte Kaufmann dafür den Weg frei. Fünf Tage später war das Aus von Schoch besiegelt. „Als Aufsichtsrat kann man nicht ständig gegen seinen Hauptverein stimmen“, erklärte Kaufmann in einem Telefonat. Am Mittwochvormittag informierte Schoch die Mannschaft von der Entwicklung und darüber, dass er zur neuen Saison nicht mehr als Ansprechpartner zur Verfügung stehe. Gegenüber der BZ wollte sich der Manager aber nicht zu seinem nahenden Abschied äußern.

Das sagt SCB-Präsident Christoph Heinzmann:

„Im Namen der Steelers danke ich Gerhard Kaufmann und Volker Schoch sehr für ihr besonderes Engagement für den Klub und die langjährige Unterstützung in jeglicher Hinsicht. Beide haben mit ihrer Leidenschaft für die Steelers und ihrem Einsatz einen entscheidenden Teil zu den Erfolgen in den letzten Jahren beigetragen, wofür wir sehr dankbar sind“, würdigte Heinzmann in einer Pressemitteilung die Verdienste der Bietigheimer Galionsfiguren.

Bei seinem Redaktionsbesuch am Mittwoch mahnte der 45-jährige Versicherungskaufmann aus Besigheim aber auch eine Weiterentwicklung an. „Ein Eishockey-Standort ist im ständigen Wandel. Es gibt Differenzen und Punkte, in denen man sich anders entwickeln will. Da geht es darum, Prozesse zu optimieren und neue Wege einzuschlagen“, sagte Heinzmann. Ganz oben auf seiner Prioritätenliste ist die baldige Verpflichtung eines hauptamtlichen Sportlichen Leiters. Angedacht ist ihm zufolge, die bisherige Trennung zwischen dem Stammverein und den Steelers-Profis zu überwinden und Synergien zu nutzen. So sollen zur Unterstützung auch stärker auf die Ehrenamtlichen und die personellen Ressourcen des SCB zurückgegriffen werden. „Manpower haben wir genug. Man muss die Leute nur auch machen lassen. Alle haben Lust, die Ärmel hochzukrempeln, gemeinsam schaffen wir das“, sagte Heinzmann und betonte: „Manche Dinge kosten nicht immer auch gleich Geld.“

Das sagt Aufsichtsratschef Gerhard Kaufmann:

„Der Verein hat die Machtfrage gestellt, jetzt kann er durchregieren“, sagte Kaufmann und sprach von Falschinformationen und Intrigen, mit denen versucht worden sei, Schoch loszuwerden und den Aufsichtsrat entsprechend zu beeinflussen. Aus seinem Ärger über die vermeintlichen Ränkespiele im Hintergrund macht der Geschäftsführende Gesellschafter der Winkels Gruppe und Geschäftsführer der Alwa Mineralbrunnen GmbH keinen Hehl: „Ich habe die Lust verloren und will mir das nicht mehr antun.“

Kritisch sieht er auch die Gesellschafterstruktur und die geplante engere Verzahnung zwischen dem SCB und der Steelers GmbH. „Wir sind der einzige Klub in der DEL, bei dem der Hauptverein hundertprozentiger Gesellschafter ist“, sagte Kaufmann, der sich wie Schoch stets für eine Beteiligung von Sponsoren und Investoren stark gemacht hatte. „Meine Befürchtung ist, dass Gelder vom Profisport abgezogen werden könnten, um Löcher beim Stammverein zu stopfen“, erklärte der 72-jährige Bietigheimer und wies darauf hin, dass der SCB aufgrund einer knappen Kassenlage bereits bei der Mitgliederversammlung im Dezember 2022 eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge und eine Sonderumlage beschlossen habe.

So geht es jetzt weiter:

Bis zu seinem Ausscheiden kümmert sich Schoch wie gehabt um die organisatorischen und administrativen Dinge. Unter anderem wird er bis zum 15. Februar den Antrag für die Zulassung zum Lizenzierungsverfahren zur DEL sowie zur DEL2 mit den verbundenen Bürgschaften abgeben. Die strategischen Weichenstellungen, die Budgetplanung sowie die Kaderzusammenstellung für die neue Saison obliegt dann den künftigen Verantwortlichen.

Bis ein Sportlicher Leiter und ein neuer Geschäftsführer installiert sind, ist der vierköpfige SCB-Vorstand besonders gefordert, unterstützt von den Mitarbeitern der Geschäftsstelle. „Wir schauen uns an, wie wir uns künftig aufstellen wollen und auf welche Bereiche wir uns im Verein noch stärker fokussieren, damit die gesetzten Ziele erreicht werden“, stellte Heinzmann fest.

Er selbst übernimmt die Kontaktpflege mit Sponsoren sowie Partnern und repräsentiert die Steelers. Hanno Höhn kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing, Christoph Melchior um die operativen Themen wie das Beschaffungswesen, die Ausrüstung sowie den Fanshop. Schatzmeister Markus Früh widmet sich derweil den Finanzen und dem Vertragswesen.

Diese Personen sind für eine Schlüsselposition im Gespräch:

Zu Namen wollte Heinzmann am Mittwoch noch keine Stellung beziehen. Fest steht aber, dass die hauptamtlichen SCB-Führungskräfte Gregor Rustige (Geschäftsführer) und Rupert Meister (Sportlicher Leiter des Nachwuchsbereichs) bei den Steelers-Profis eingebunden werden sollen. „Rupert Meister ist mit seinem Wissen und seinem riesigen Eishockey-Netzwerk ein wichtiger Ratgeber für uns. Es wäre fahrlässig, sein Know-how nicht zu nutzen“, sagte Heinzmann. Ein möglicher Nachfolger von Kaufmann im Aufsichtsrat wäre der frühere Vorsitzende und jetzige Beirat und Ehrenpräsident Hans-Günther Neumann. Spekulationen gibt es um Umfeld außerdem um eine Rückkehr von Ex-Coach Daniel Naud in die künftige sportliche Leitung und einen Einstieg dort von Constantin Braun, aktuell Kapitän des DEL-Profiteams.

 
 
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