Bietigheim Steelers Demontage beim ersten Heimspiel des Jahres

Von Niklas Braiger
Christoph Kiefersauer (links) macht gegen Füssen zwei Tore und legt einen weiteren Treffer auf. Auch hier lässt er Clemens Wiedemann keine Chance. Foto: Ralf Poller/Avanti

Die Bietigheim Steelers lassen dem EV Füssen keine Chance, mit 9:0 werden die Gäste wieder zurück nach Bayern geschickt. Die Geschichte des Abends ist jedoch das Comeback-Tor von Joshua Rust.

Man könnte es in einem Buch nicht schöner schreiben. Joshua Rust kehrt am Sonntagabend nach über 300 Tagen Leidenszeit wieder für die Bietigheim Steelers zurück auf das Eis in der Ege-Trans-Arena. Der 21-Jährige hatte sich im März 2024 zum zweiten Mal das vordere Kreuzband im linken Knie gerissen und durfte am vergangenen Freitag in Peiting schon erstmals wieder Oberliga-Luft schnuppern. Bei seiner Rückkehr in die Heimat und dem ersten Heimspiel im neuen Jahr – gegen den EV Füssen – darf das Ellentäler Eigengewächs dann gleich jubeln.

Es ist die 16. Minute, nach einem Bully in der Füssener Zone kommt Niklas Heinzinger aus der Distanz zum Abschluss, vor dem Netz der Gäste ist viel Betrieb. Rust, der einen Block stellt, streckt den Allerwertesten aus und fälscht so das Hartgummi zum zwischenzeitlichen 2:0 ab. Die Enztalkurve, die Bank und sämtliche Anhänger, die es mit den Steelers halten brechen in Ekstase aus. Am Ende gewinnen die Schwaben mit 9:0 gegen die Männer von der Österreichischen Grenze.

Extra viel Zeit auf dem Eis

„Ich bin einfach froh, dass ich wieder da bin und mit den Jungs den ersten Sieg in der heimischen Arena feiern kann“, sagt der Torschütze selbst nach der Partie. Auch Trainer Alexander Dück sagt über den Youngster: „Er hat lange darauf gearbeitet. Ich habe versucht, ihm viel Eiszeit zu geben, damit er über seine Grenzen geht, was die Kondition angeht.“

Zum Zeitpunkt seines Tores ist der SCB drückend überlegen, belohnt sich bereits zum zweiten Mal und zerpflückt Füssen nach Strich und Faden. Den ersten Streich setzt Christoph Kiefersauer zehn Minuten zuvor ins EV-Netz, Pawel Dronia knallt einen Versuch an den Pfosten, vom Aluminium aus kommt das Spielgerät zum Stürmer zurück, der schneller als der Rest reagiert und den Torreigen eröffnet.

Dauer-Druck auf das EVF-Netz

Die Bietigheimer Dominanz hält auch nach Rusts Tor weiter an, es wirkt phasenweise wie ein Powerplay, auch wenn mit Sechs gegen Sechs gespielt wird. Entlastung gibt es für die Bayern keine, sie stehen permanent unter höchstem Druck.

Auch im zweiten Drittel geht es genau so weiter. Ein Schuss von Erik Nemec zischt am Kasten vorbei, hinter dem Tor steht Marek Racuk, der die Scheibe zu seinem Landsmann zurückbringt. Nemec bringt den Puck dieses Mal flach auf Clemens Wiedemann und überwindet den Goalie damit zum 3:0 (22.). Doch dabei soll es nicht bleiben, Preibisch fälscht einen Schuss von Dennis Dietmann so ab, dass die Scheibe auf das Eis springt und durch die Schoner des Goalies springt (28.).

Wiedemann – der bis dahin eine unglückliche Figur macht, allerdings auch immer wieder von seinen Vorderleuten alleine gelassen wird – wird von Gäste-Coach Georg Holzmann vom Eis genommen, Benedikt Hötzinger übernimmt den Job im Tor.

Ohne Top-Scorer, ohne Chance

Wird es dadurch besser für die Gäste? Absolut nicht. Die Feldspieler sind ohne Top-Scorer Bauer Neudecker, der nach einer Blutvergiftung noch nicht fit ist, vorne noch immer ungefährlicher als ein Hai ohne Zähne, selbst Überzahlsituationen bleiben ohne Erfolg und gefährlichen Abschluss. Wenn sich doch mal durch Glück ein Puck in Richtung SCB-Kasten verirrt, ist David Zabolotny immer auf seinem Posten und pariert.

Währenddessen lassen es die Schwaben wie ein Trainingsspiel aussehen. Preibisch darf unbedrängt in die Angriffszone, hat das Auge für Kiefersauer, der den hechtenden Hötzinger aussteigen lässt und das 5:0 erzielt (30.). Der Doppelpacker hat dann kurz vor der zweiten Drittelpause die Chance auf den Hattrick, in Unterzahl wird er zum Konter geschickt und verpasst im Eins-gegen-Eins mit dem Schlussmann seinen dritten Streich.

Im letzten Spielabschnitt gibt Trainer Alexander Dück dann der ersten Reihe mehr Pausen, lässt die dritte und vierte Aufstellung länger auf dem Eis und verwaltet die Partie bis zum Schlusspfiff. Hören sie also mit dem Toreschießen auf? Keineswegs. Mit ein wenig Tiki-Taka tänzeln und kombinieren sich die Hausherren durch die Reihen und spielen Füssen schwindelig. Nemec bedankt sich schlussendlich für das 3:0 bei Racuk und legt dieses Mal für ihn auf (48.). Der Top-Scorer der Ellentäler schweißt zum 6:0 ein.

Jeder darf Mal treffen

Der Tscheche revanchiert sich daraufhin wieder bei den Mitspielern, erst findet er Bastian Eckl im Slot zum 7:0 (49.), nach 53 Minuten drückt dann Tyler McNeely einen Racuk-Versuch, der auf der Linie trudelt, über die Linie. Das Ergebnis ist auch in der Höhe absolut gerechtfertigt, Füssen wirkt ideen- und chancenlos und absolut überfordert mit dem Tempo, dass die Ellentäler gehen. Eine herbe Enttäuschung für die rund 20 mitgereisten Fans aus Bayern.

Dreieinhalb Minuten vor Schluss hat der beste Mann des Abends dann auch nochmal selbst Lust, sein zweites Tor zu erzielen und braucht dieses Mal aber keinen Vorlagengeber. Mit einem herrlichen Solo und einem noch herrlicheren Abschluss ins lange obere Kreuzeck erzielt Racuk den 9:0-Endstand und setzt einen sehenswerten Deckel auf die sehenswerte Partie. Der Aufforderung der Fans „Nur noch Eins“, kommt der SCB nicht mehr nach.

Der erste Dank der Spieler geht nach der Schlusssirene jedoch nicht an die Offensivreihen sondern an Goalie Zabolotny, der hinten tadellos die wenigen Aktionen des EV entschärft und somit seinen ersten Shutout der Saison feiern darf.

 
 
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