Die Fußballwelt schaut an diesem Wochenende nach Madrid zum „Classico“ zwischen Real und dem FC Barcelona. Doch bei einem Derby dürfte es am Freitagabend mindestens genauso knallen: Eishockey-Deutschland richtet den Blick ins Ellental. Denn nach dreieinhalb Jahren Abstinenz steht eines der heißesten Derbys in der ganzen Republik zum ersten Mal wieder vor der Tür. Das Duell zwischen den Bietigheim Steelers und den Heilbronner Falken. An diesem Freitag reisen 4500 Fans mit dem sprichwörtlichen Messer zwischen den Zähnen in die seit Wochen ausverkaufte Ege-Trans-Arena, um das Spektakel ab 19.30 Uhr zu sehen. „Gegen Heilbronn willst du nicht verlieren, das wäre die größte Schmach, im Derby zu verlieren“, sagt Kapitän Alexander Preibisch.
Bietigheim Steelers „Die Fans heizen sich gegenseitig auf, die Halle wird kochen“
Bei Alexander Preibisch und den Bietigheim Steelers ist die Vorfreude auf das Derby gegen Heilbronn groß.
SCB mit guter Bilanz
Das bis dato letzte Aufeinandertreffen der beiden Rivalen endete mit einem umjubelten Sieg für den SCB. Vom Jubel beim 6:5-Erfolg in der Ferne im April 2021 war jedoch kaum etwas zu hören – zu dem Zeitpunkt waren wegen der Coronapandemie keine Zuschauer in den Eishallen zugelassen. Das jüngste Duell mit Fans auf den Rängen datiert noch einmal über ein Jahr weiter zurück. Im Februar 2020 schossen die Steelers die Falken mit 5:2 wieder zurück ins Unterland.
Preibisch war schon damals in den Begegnungen dabei. „Das ist schon lange her, ich erinnere mich kaum mehr daran“, sagt er. Der Spielführer der Grün-weißen freut sich auf das Duell – und auf ein Wiedersehen mit alten bekannten. Denn mit Frédérik Cabana und Robin Just stehen zwei Ex-Teamkollegen inzwischen auf der anderen Seite: „Mit den Jungs hat man immer noch ab und zu Kontakt, es ist schön, sie wiederzusehen. Aber im Spiel gibt es nie Freunde.“
Für Dück ein Spiel wie jedes andere
Während es für ihn und auch die Fans ein besonderes Spiel ist, will SCB-Trainer Alexander Dück davon nichts wissen. Der Coach geht an die Partie, wie an jede andere sonst. „Wir bereiten uns so vor, wie auf jede Mannschaft, vom Sportlichen her ist es ein Spiel, wie jedes andere“, macht der 44-Jährige klar. Auch sein Kapitän weiß: „Vom Prinzip muss der Matchplan immer sein, dass du 120 Prozent in jedem Spiel gibst.“ Aber: „In so einem Spiel kann man noch mal ganz andere Kräfte freisetzen, weil es auch einfach eine ganz andere Brisanz hat.“
Diese Brisanz von den Rängen überträgt sich laut dem 33-Jährigen auch auf das Eis. „Das muss erst mal jeder auf sich wirken lassen, damit geht jeder anders um. Manche werden nervös, andere finden es geil“, sagt „Speedy“, wie er von den Fans genannt wird, ergänzt aber: „Ich werde da auch nervös, am Anfang gibt das Gänsehaut und ein Kribbeln im Bauch.“ Trotzdem freut er sich auf die Stimmung in der Ege-Trans-Arena: „Die Fans heizen sich gegenseitig auf, die Halle wird kochen.“
Im Vorfeld will der Routinier zusammen mit Tim Schüle und Tyler McNeely selbst den Rest des Teams einheizen. Das Trio kennt die Derbys bereits aus den vergangenen Jahren. Das passiert allerdings erst direkt vor der Partie: „Ich glaube, wenn man direkt vor dem Spiel die Jungs anpeitscht und man auch draußen die Stimmung mitbekommt, hat das eine ganz andere Wirkung.“ Wichtig für Preibisch und das Team ist auch, die eigenen Anhänger nicht zu enttäuschen. „Nach dem letzten Spiel, als wir vor der Kurve standen, haben uns die Jungs eingeheizt und allen gezeigt, wie viel denen daran liegt, das Derby zu gewinnen“, erzählt der Kölner.
Nicht übers Ziel hinaus schießen
Doch warnt er auch davor, nicht zu übermotiviert an die Partie zu gehen. „Dadurch, dass wir viele erfahrene Spieler haben, müssen wir wahrscheinlich schon mal die Bremse reinhauen“, sagt Preibisch und fügt hinzu: „Es muss jedem klar sein, dass das Spiel 60 Minuten geht. Wenn du die ersten 20 Minuten alles rausholst, was in dir drinsteckt und dann die restlichen 40 nur herumkrebst, hilft es auch keinem. Die Mischung macht’s.“
Schon am Tag zuvor sind Vorkehrungen um die Arena zu sehen, Barrikaden und Absperrungen stehen rund um den Spielort schon bereit. „Es gibt ein Sicherheitskonzept, dass die Partie als Hochrisikospiel eingestuft hat. Da gibt es eine genaue Vorgabe, wie viel Sicherheitspersonal wir stellen müssen und wie viel Polizei vor Ort ist“, erklärt Geschäftsführer Gregor Rustige. Auch die Zuschauereingänge für die beiden Fanlager sind klar voneinander getrennt.