Bietigheim Steelers Die Misere in Zahlen

Von Andreas Eberle
Mathew Maione ist mit sieben Treffern und 18 Assists aktuell der Topscorer im Steelers-Team. Keiner seiner Bietigheimer Mitstreiter schießt so oft aufs Tor wie der kanadische Verteidiger. Foto: Avanti//Ralf Poller

In fast allen Kategorien weist das DEL-Schlusslicht Bietigheim Steelers die Werte eines Absteigers aus. Mit Mathew Maione ist ein Verteidiger der Topscorer im Team.

Zahlen lügen nicht“, heißt es im Volksmund. Gerade im Sport sagen Statistiken und Zahlenwerke oft viel über den Zustand und das Leistungsvermögen einer Mannschaft aus. Die Bietigheim Steelers stehen in der Deutschen Eishockey Liga abgeschlagen auf dem letzten Platz und haben nur noch geringe Chancen auf den Klassenerhalt. Die BZ-Analyse vor ihrem 100. DEL-Spiel an diesem Freitag (19.30 Uhr) gegen die Löwen Frankfurt zeigt: Es hapert in allen Belangen – sowohl im Vergleich zur Vorsaison als auch im Vergleich zur Konkurrenz.

• Punkteausbeute

Mit einem Schnitt von knapp 0,7 Punkten fallen die Steelers im Klassement weit ab. Unter Ex-Trainer Daniel Naud war das Team mit 0,77 Zählern pro Partie sogar etwas erfolgreicher unterwegs als bisher unter dessen Nachfolger Pekka Kangasalusta (0,61). Zum Vergleich: In der Vorsaison stiegen die Krefeld Pinguine mit einem Schnitt von 1,05 Punkten als Letzter ab. Bietigheim belegte da mit 1,21 Zählern Platz 13 vor Schwenningen (1,16).

Die zweitschlechteste Ausbeute haben in der aktuellen Runde die Augsburger Panther mit 0,95 Punkten. Die bayerischen Schwaben will der SCB in den restlichen 13 Partien vom 14. Rang verdrängen. Beide Mannschaften stehen sich am 3. Februar in der Fuggerstadt noch direkt gegenüber. Am Mittwochabend hat sich die Situation für die Steelers weiter zugespitzt: Da Augsburg beim Freitagsgegner Frankfurt mit 5:3 triumphierte, beträgt der Bietigheimer Rückstand zum vorletzten Platz jetzt schon zehn Zähler – und die Panther haben noch ein Duell weniger ausgetragen als das Schlusslicht aus dem Ellental. Allerdings ist selbst der vorletzte Platz ein Abstiegsrang, sollte es aus der DEL2 einen Aufsteiger geben. Kassel, Krefeld und Dresden sind die Kandidaten.

• Torverhältnis

Hinten anfällig, vorne harmlos – diese Defizite spiegeln sich auch im Torverhältnis wider. Die Steelers haben mit 86 die wenigsten Treffer erzielt und mit 167 die mit Abstand meisten kassiert, was ein Minus von 81 ergibt. Unter der 100-Tore-Marke befindet sich sonst nur noch Augsburg (96). Im Schnitt trifft der SCB lediglich zweimal pro Spiel und muss 3,9 Gegentore hinnehmen. Die Panther sind in beiden Kategorien die zweitschwächste Mannschaft der Liga: Der Bietigheimer Abstiegsrivale schießt im Schnitt 2,3 Tore und kassiert deren 3,3.

In der Vorsaison sah es aus Steelers-Sicht zumindest in der Offensive noch wesentlich erfreulicher aus: Mit 155 eigenen Treffern stellte der damalige Aufsteiger gleich vier andere Vereine in den Schatten und war genauso durchschlagskräftig wie der Viertelfinalist Kölner Haie. Großen Verdienst daran hatte Riley Sheen. Der seit dieser Saison für den schwedischen Topklub Rögle BK stürmende Kanadier schlug allein 40 Mal zu und bereitete außerdem noch 24 Treffer vor.

Die Abwehr war freilich schon 2021/22 die Bietigheimer Achillesferse gewesen: Die 207 Gegentore – 3,7 pro Begegnung – waren ligaweit der Negativwert. Selbst der Absteiger aus Krefeld kassierte bei der identischen Anzahl von Spielen vier Treffer weniger als die Schwaben.

• Vollstreckerqualitäten

Hatten die Steelers in der Spielzeit 2021/22 mit Riley Sheen den Knipser der Liga in ihren Reihen, so ist in der laufenden Runde genau das Gegenteil der Fall. In der Torschütrzenliste taucht auf Rang 30 der erste SCB-Profi auf – der Kanadier Evan Jasper war bisher 14 Mal erfolgreich. Auf Platz 47 und 48 folgt das US-Duo C.J. Stretch und Chris Wilkie mit jeweils zwölf Treffern. Das Ranking führt der Wolfsburger Spencer Machacek mit 24 Toren an.

Bietigheims Topscorer ist mit Mathew Maione (7 Tore, 18 Vorlagen) bezeichnenderweise ein Verteidiger. Gleichwohl ist auch der kanadische Assistenzkapitän kein geborener Vollstrecker: Laut offizieller DEL-Statistik feuerte Maione bisher 207 Schüsse ab, doch nur siebenmal landete die Scheibe tatsächlich im Netz – eine Erfolgsquote von 3,4 Prozent.

Den Verlust von Sheen, der in der Vorsaison an 41 Prozent der Tore beteiligt war, konnten die Steelers nicht kompensieren, ebenso wenig den Weggang von Offensivverteidiger Jalen Smereck (10 Tore, 24 Assists) und Angreifer Brendan Ranford (13 Tore, 36 Assists). Die neu geholten Kontingentstürmer Teemu Lepaus (bisher 10 Tore), Michael Keränen und Chase Berger (beide 5) blieben bisher deutlich hinten den Erwartungen zurück. Auch Wilkie ist nach einem starken Beginn der Killerinstinkt etwas abhandengekommen. Trotz einer sieben Spiele andauernden Verletzungspause ist er mit seinen bisher zwölf Saisontreffern bei 36 Einsätzen aber wie gehabt der abschlussstärkste Neuzugang im Aufgebot.

• Special Teams

Auch in puncto Unterzahl sind die Steelers im Branchenvergleich das schwächste Team: Nur in 72,7 Prozent der Fälle ist ihr Penaltykilling von Erfolg gekrönt. Den Spitzenwert haben hier die Adler Mannheim mit 84,3 Prozent. Besser sieht es im Powerplay aus: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 17 Prozent erzielt der SCB in Überzahl ein Tor. Das ist zwar beileibe kein Topwert, aber gleich vier Mannschaften sind statistisch schlechter: Iserlohn, Frankfurt, Düsseldorf und Nürnberg. Die Grizzlys Wolfsburg verfügen mit einer Erfolgsquote von 30,6 Prozent über das beste Powerplay. Fünf Shorthander – also Gegentore bei eigener Überzahl – hat Bietigheim bisher hinnehmen müssen. Nur die Iserlohn Roosters sind hier mit sieben Gegentreffern noch anfälliger.

Gegen die Löwen Frankfurt gab’s bisher in der DEL nur Niederlagen

Drei Duelle, drei Niederlagen – so lautet die Saisonbilanz der Bietigheim Steelers gegen die Löwen Frankfurt. Schon zweimal hat es Pekka Kangasalusta bei seinen bisher 18 DEL-Spielen als SCB-Coach mit dem Aufsteiger aus Hessen zu tun bekommen: Bei seiner Premiere an der Bietigheimer Bande gab es im Dezember 2022 eine 3:6-Niederlage am Main. Am zweiten Weihnachtstag folgte eine 3:6-Heimniederlage. Das erste Kräftemessen hatte Frankfurt Anfang November zu Hause knapp mit 5:4 für sich entschieden. Damals hieß der Steelers-Trainer noch Daniel Naud.

 
 
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