Es sind noch 71 Sekunden auf der Uhr, da entscheidet Alexander Preibisch das Spiel gegen Bad Tölz vermeintlich. Mit seinem Schuss ins leere Tor markiert der Kapitän das 4:2 und sorgt für die Vorentscheidung – oder doch nicht? Denn eine halbe Minute danach erzielt Niklas Hörmann noch den Anschlusstreffer für den EC, dann überschlagen sich die Ereignisse: Die Hausherren nehmen Goalie Simon Wolf vom Eis, Sandro Schönberger macht mit wenigen Bruchteilen auf der Uhr noch einmal die Scheibe scharf. David Zabolotny kann diese nicht festhalten wodurch Topi Piipponen den Puck zum 4:4 über die Linie drückt.
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Eine Minute vor Ende führt der SCB noch mit 4:2, am Ende geht es allerdings doch noch in die Verlängerung. Eine Fehlentscheidung bringt die Niederlage.
Videobeweis gibt Klarheit
Doch war die Zeit schon abgelaufen? Die Frage stellen sich nicht nur die Zuschauer und Fans in der Arena, sondern auch die Schiedsrichter. Im Livestream auf sprade.tv ist die Uhr bereits abgelaufen, doch die Unparteiischen geben den Treffer, er war wohl eine Sekunde vor Schluss über die Linie getrudelt.
So geht es beim Spiel am Nikolausabend in die Verlängerung, in der die Löwen nach rund zwei Minuten wieder jubeln und wieder vom Videobeweis eingebremst werden. Denn nach einer Hereingabe von Piipponen erwischt Christoph Fischhaber den Puck klar mit dem Schlittschuh und leitet das Spielgerät damit an Zabolotny vorbei über die Linie. Die Schiedsrichter überprüfen auch hier auf einen irregulären Treffer und geben das Tor dann doch – eine Fehlentscheidung. Denn Fischhaber lenkt klar mit seinem Fuß den Puck ab und bringt mit einer aktiven Kickbewegung das Hartgummi ins Netz. So verlieren die Steelers das bereits gewonnen geglaubte Spiel doch noch mit 4:5. „Zum Schluss war einfach da war kein Teamgedanke dahinter, nur der Gedanke nach vorne und im Eishockey geht das schnell“ resümiert SCB-Coach Alexander Dück.
Eckl eröffnet den Tor-Reigen
Doch nicht nur die Schlussphase des Matches ist ein nikolaus-entsprechendes Eishockey-Geschenk: In Durchgang zwei werden die Steelers nach einem ungefährlichen ersten Drittel konsequenter, das spiegelt sich auch gleich auf der Anzeigetafel wider: Bastian Eckl geht mit einem herrlichen Alleingang über die rechte Seite, wird nicht angegangen und nagelt vor Wolf den Puck eiskalt ins lange obere Eck (26.).
Doch Tölz wird vom SCB eingeladen, wieder in die Partie zurückzukommen und nimmt zwei Mal binnen neun Sekunden gute Möglichkeiten dankend an. Erst ist es Mick Hochreither, dessen Schuss von Kästele abgeblockt wird und der Tölzer den Abpraller direkt zum Solo in Richtung Zabolotny nutzt und das 1:1 erzielt (29.). Nur neun Sekunden danach verpackt Jesse Roach ein vorweihnachtliches Geschenk für die Löwen, unmittelbar nach dem Bully bringt der gebürtige Kanadier einen Querpass vors eigene Tor. Dort setzt sich aber kein Mann in grün-weiß durch, sondern Maximilian Spöttl und dreht die Partie auf den Kopf. Dück beschreibt diese Phase als „Verantwortungslos.“ Der 44-Jährige kritisiert klar: „Da dürfen wir nicht aus der Reihe fallen.“
Verteidiger drehen das Spiel
Doch das soll noch nicht alles in dieser Minute gewesen sein, nachdem die Zuschauer und Teams im Powerbreak durchatmen können, gewinnt der SCB das Bully in der gegnerischen Zone, nach einem Querpass von Sören Sturm lädt Pawel Dronia nahtlos von der blauen Linie ab und schweißt durch Freund und Feind hinweg über Wolfs Schulter drüber den Puck zum 2:2 ins Netz.
Auch im weiteren Verlauf bleiben beide Seiten offensiv umtriebig und spielen mit offenem Visier nach vorne und Anfang des Schlussdrittels belohnt Sören Sturm die Bemühungen der Gäste: McNeelys Querpass in den Rückraum findet den Offensivverteidiger, der per One-Timer nicht lange fackelt und ins Kreuzeck zum 3:2 versenkt (42.). Nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“ halten die Schwaben die Bayern weg vom eigenen Netz und halten den Puck im Tölzer Spieldrittel. Doch die Schlussphase wird dann vogelwild und Tölz dreht die irre Partie doch noch.