Wie ausgeglichen und umkämpft die Final-Serie in der Eishockey-Oberliga zwischen den Bietigheim Steelers und den Hannover Scorpions ist, sieht man an den Ergebnissen. Drei von vier Malen wurden die Aufeinandertreffen nur mit einem Tor Unterschied entschieden, so auch am Freitagabend in Spiel fünf. Denn zum dritten Mal geht es in der Wedemark in die Overtime. Und zum dritten Mal gewinnen die Gastgeber aus Niedersachsen in dieser und erarbeiten sich damit den Matchpuck. Nach dem 4:3 kann das Team von Kevin Gaudet am Sonntag im Ellental die Serie zumachen.
Bietigheim Steelers Dritte Overtime-Niederlage für den SCB
Bereits bei den ersten beiden Gastspielen der Bietigheim Steelers in Hannover war das Spiel nicht nach 60 Minuten entschieden. Auch in Spiel fünf geht es in die Verlängerung.
Erstes Tor lässt auf sich warten
Dabei ist es ungewöhnlich für die bisherigen Auswärtsspiele der Ellentäler in der Wedemark. Denn zuvor lag der Heimverein immer binnen der ersten drei Minuten in Führung. So kommt es in Spiel vier erstmals nicht, beiden Teams fehlt vor dem Kasten die letzte Genauigkeit. Gefährlich wird es vor Schmidt und seinem Gegenüber Kristian Hufsky (der überraschend anstelle von Kevin Reich bei den Scorpions zwischen den Pfosten steht) dennoch.
So kommen Allan McPherson und Brett Cameron in eigener Unterzahl für die Hannoveraner früh in die Zone der Gäste, doch auch Marek Racuk und Jan Veselý verpassen die Führung nur knapp. Auch Kapitän Alexander Preibisch hat bei einem Breakaway die Großchance auf den ersten Treffer des Abends, scheitert aber völlig frei an Hufsky (17.). Die Effizienz bemängelte SCB-Coach Alexander Dück schon in den vorherigen Spielen, zu oft waren die Offensivkräfte zu verspielt und wollten zu schön spielen. Zu selten kam dabei Zählbares rum.
Sturm mit klarer Ansage
Doch auch für die Gastgeber wirkt der Kasten wie vernagelt, Cameron trifft allein vor Schmidt nur den Pfosten (19.), Dylan Wruck zielt wenig später zu zentral auf den Schlussmann. „Wir haben zu viele Chancen zugelassen“, sagt SCB-Verteidiger Sören Sturm in der ersten Pause. Der Matchplan für den weiteren Spielverlauf ist aber klar: „Wir müssen mehr Druck erzeugen und dann das ein oder andere Tor schießen.“
Und genau das machen die Steelers auch: 56 Sekunden nach Wiederanpfiff knallt erst ein Schuss von Christoph Kiefersauer von der blauen Linie an den Pfosten, von da aus staubt Tyler McNeely den Abpraller ohne Mühe zum 1:0 ab (21.). Die Führung beflügelt die Schwaben, die agieren nun sowohl offensiv mutiger, defensiv aber niemals nachlässig. Auch jeder Stürmer arbeitet selbstlos nach hinten, block Pässe und Schüsse und ist auf Scheibenklau aus.
Kiefersauer erhöht brillant
Von den Hausherren ist derweil wenig zu sehen, Hannover tut sich gegen die emsige Abwehr enorm schwer und taucht kaum mal vor Schmidt auf. Und so bestrafen die Steelers die Nachlässigkeit der Niedersachsen. Dieses Mal macht es Kiefersauer direkt. In Überzahl – die bisher in der Finalserie nur selten gefährlich war – ist er der Schlusspunkt eines schönen Spielzugs, im Zentrum nagelt er die Scheibe über Hufskys Stockhand zum 2:0 (34.). Doch Hannover wacht nach dem zweiten Tor auf und kommt auch vor der zweiten Pause noch zum Anschluss. Einen Distanzschuss von Markus Eberhardt fälscht Jordan Knackstedt artistisch ab, Schmidt ist machtlos (38.).
Und so geht es wie schon am Mittwoch mit voller Spannung ins Schlussdrittel und die heiße Phase. In der konzentrieren sich die Gäste weiterhin auf die Verteidigung, nur selten tauchen sie vor Hufsky auf. Auch in einem erneuten Power-Play strahlt der SCB wenig Gefahr aus (45.). Und das rächt sich dieses Mal. Im Zentrum vor Schmidt ist zu viel Platz, Eberhardt darf unbedrängt auf Arturs Krumisch auflegen, der an Schmidt vorbei den Ausgleich erzielt (47.).
McNeely vom Eis geschickt
Nach dem Ausgleich wirken die Ellentäler geschockt, erneut bleibt ein Powerplay ungenutzt und erneut klingelt es wenig später auf der Gegenseite. Nach zwei Assists ist Eberhardt dieses Mal selbst der Torschütze und hämmert das Hartgummi über die Fanghand hinweg zum ersten Hannoveraner Führung (52.). Als dann auch noch Tyler McNeely eineinhalb Minuten nach dem Treffer für Maulerei mit einer persönlichen Strafe belegt wird, ist die Lage im Lager des SCB endgültig prekär.
Schmidt geht für die Schlussminuten in einem letzten Versuch vom Eis, in den letzten 120 Minuten gibt es sogar ein Sechs-gegen-Vier in dem Marek Racuk die Steelers erlöst. 30 Sekunden vor Schluss knallt der Tscheche aus dem linken Halbfeld mit dem dritten One-Timer in Folge die Scheibe an der Fanghand von Hufsky vorbei zum 3:3, mit dem es zum dritten Mal in die Verlängerung geht.
Dort haben beide Seiten gute Chancen, Preibisch hat erneut mit einem Alleingang den Sieg auf dem Schläger, lässt aber gegen Hufsky liegen. Stattdessen lässt Pascal Aquin den Großteil der 2700 Fans jubeln und bringt die ARS-Arena zum Beben. In einem Umschaltmoment sind die Steelers zu langsam. Knackstedt treibt die Scheibe ein, hat das Auge für den im Zentrum mitgelaufenen Pascal Aquin und der schiebt unter Schmidts Schoner hindurch das 4:3 in die Maschen und entscheidet damit die Partie nach fast 70 Minuten.