Der Unmut nach der Partie bei Frank Petrozza ist groß. Der Trainer der Heilbronner Falken findet nach dem Derby gegen die Bietigheim Steelers klare Worte: „Wenn wir eine Sache heute gesehen haben, dann waren es viele Strafen“, sagt der Coach der Unterländer über die Leistung der Schiedsrichter, die zwischenzeitlich mit Strafen um sich schmeißen, als wäre es Kleingeld.
Bietigheim Steelers Ellentäler gewinnen Derby der vielen Strafen
Ab dem zweiten Drittel vergeht kaum eine längere Phase, ohne dass mal ein Spieler vom Eis gestellt wird. Am Ende behält der SCB aber den kühleren Kopf und gewinnt mit 4:1 bei den Heilbronner Falken.
Auch Gäste-Trainer Alexander Dück ist derselben Meinung: „Heute waren es definitiv zu viele Strafen.“ Insgesamt 36 Minuten verbringen die Spieler auf der Strafbank, drei Tore fallen beim prestigeträchtigen Derby währenddessen. Am Ende ist es ein 4:1-Sieg für die Ellentäler.
Dabei hätte es die große Party bei den Heilbronner Falken werden sollen. Sportlich erweisen sich die Steelers als Partycrasher. Im letzten Hauptrundenspiel bekommen die Falken nämlich die Schale für die Meisterschaft in der Oberliga Süd überreicht. Den Steelers bleibt nur die Silbermedaille. Schon die ersten drei Partien der Erzrivalen waren hart umkämpft und endeten jeweils nur mit einem Ein-Tor-Sieg für die Gastgeber, diese Serie endet am Freitagabend, auch wenn das finale Hauptrundenspiel dennoch nicht weniger intensiv ist.
Stille wegen Notfall
Nach 17 Minuten verstummen beide sonst so lauten und hasserfüllten Fanlager dann allerdings. Ein medizinischer Notfall im Falken-Block ist der Grund, zwei Fans kippen um. Schnell werden die Sanitäter vom Hallensprecher zur Hilfe gerufen, die eilen in die Fan-Massen. Minutenlang bleiben beide Seiten ruhig, erst zum Start des zweiten Drittels nehmen sie den Support wieder auf. Am Ende gibt es glücklicherweise Entwarnung, beiden Personen geht es gut.
Schon lange vor dem Eröffnungsbully ist die kribbelnde Atmosphäre am Neckarstrand spürbar. Mit Pfiffen aus den jeweils anderen Fanlagern werden die Mannschaften zum Warmlaufen empfangen, auch zum Lied „Sweet Caroline“ wird es laut, die Heimfans haben den Song nämlich umgedichtet in „Scheiß Bietigheim“. Auf dem Eis wird ebenfalls schnell es richtig heiß: Obwohl es für beide Teams um nichts mehr geht, außer den Stolz, zeigen sie keine Zeichen von Ruhe und Gelassenheit. Beide Seiten predigten vor dem Spie, dass das wichtigste die Gesundheit der Mannschaften für die bevorstehenden Playoffs ist, dennoch scheut keiner den Zweikampf. So geraten Neuzugang Jan Veselý und Heilbronns Thore Weyrauch nach wenigen Sekunden schon aneinander. Jeder Check wird zu Ende gefahren, es wirkt wie ein aufstiegsentscheidendes Duell.
Schmidt rettet in höchster Not
Besser in die Partie kommen die Gastgeber. SCB-Goalie Olafr Schmidt rettet nach zwei Minuten gegen Calder Anderson mit der Schulter, nachdem der Top-Stürmer einen Abpraller frei im Slot bekommt. Wenig später ist der Deutsch-Kanadier direkt wieder zur Stelle, dieses Mal gegen Weyrauch mit dem Schoner. Die Hausherren befeuern ihn aus allen Lagen, ihnen fehlt aber noch die Genauigkeit bei den Schusssalven. Auf der Gegenseite braucht es sechs Minuten, bis zum ersten Hochkaräter. Alexander Preibisch und Tyler McNeely scheitern gegen den ebenso starken Patrick Berger auf der Gegenseite. Vor dem brennt nach 13 Minuten dann komplett die Hütte, erst ist Veselý nach einem starken Pass in die Gasse zu schnell für die Scheibe und bekommt diese nicht mehr kontrolliert, wenig später testet McNeely das Gestänge nach einem tollen Solo von Christoph Kiefersauer.
So geht es munter hin und her, der Führungstreffer liegt auf beiden Seiten in der Luft, der Führungstreffer will im ersten Abschnitt aber noch nicht fallen. Auch nicht, als Nolan Ritchie für einen harten Bandencheck gegen Marek Racuk mit einer großen Strafe plus Spieldauer frühzeitig zum Duschen geschickt wird. Eine harte Strafe, Racuk kann wenige Minuten später scheinbar unbeeinträchtigt wieder mitwirken.
Strafenparty beginnt
Im zweiten Abschnitt häufen sich dann die zumeist kleinlichen Strafen. In zwei Überzahlsituationen schlägt der SCB dann auch prompt doppelt zu: Erst nagelt Bastian Eckl den Puck mit Gewalt platziert ins kurze Eck zum 1:0 (29.). Eine Minute später erhöht Racuk, Berger im Netz hatte zuvor seinen Schläger verloren und kann nicht mehr eingreifen (30.). Doch die Falken kommen schnell zum Anschluss. Ebenfalls mit einem Mann mehr – McNeely sitzt wegen Meckerns auf der Strafbank – ist der Ex-Steeler Frederik Cabana das Ende einer sauberen Passstafette und verwertet direkt vor Schmidt zum 1:2 (32.).
Bietigheim – davon sichtlich unbeeindruckt – stellt noch vor der zweiten Pause den alten Abstand wieder her. Ausnahmsweise mal im Sechs-gegen-Sechs ist es ein scheinbar ungefährlicher Abschluss von Jesse Roach, der von der blauen Linie aus den Weg ins Netz findet. Berger wird die Sicht genommen, so rutscht die Scheibe ins lange Eck (38.).
Auch das dritte Drittel startet mit einer Bietigheimer Überzahl, die jedoch ungenutzt bleibt. Beide Goalies glänzen Hüben wie Drüben mit starken Paraden und wirken sattelfest. Auch die Ellentäler Defensive steht gut und scheint, die Auswärtsschwäche abgelegt zu haben.
Vier auf einen Streich
Mit dem Strafen-Festival geht es aber munter weiter, zwischenzeitlich ist kaum mehr Platz auf der Anzeigetafel im Eisstadion. Preibisch sitzt eine kleine Strafe ab, ebenso Gunars Skvorcovs und Niklas Jentsch bei den Falken. Erik Nemec wird nach einer baugleichen Szene wie zuvor Ritchie mit einer großen Strafe plus Spieldauer in die Kabine geschickt. In dieser Phase bekommt der SCB sogar einen Penalty, den lässt Jan Veselý aber liegen.
Wer nicht sowieso schon einen Puls von 180 hat, dem schießt er in der Schlussphase endgültig in die Höhe. Die Steelers überleben eine weitere doppelte Unterzahl, Schmidt brilliert gegen jeden HEC-Angreifer und auch seine Vorderleute schmeißen sich uneigennützig in jeden Schuss.
McNeely profitiert
Vorne nutzen die Gäste einen Abwehrfehler gnadenlos aus und bestrafen die Ineffektivität. Paul Mayer verspringt bei der Annahme der Puck und der trudelt so vors eigene Tor. Da steht McNeely noch goldrichtig und bleibt vor Berger eiskalt. Das 4:1 fünf Minuten vor Schluss ist gleichzeitig auch die Vorentscheidung, denn den Falken nimmt das komplett den Wind aus den Segeln.
Die letzten Chancen des Spiels kommen nicht mehr mit derselben Konsequenz, wie noch zu Beginn. So jubelt am Ende der kleinere Teil der 3500 Fans im Unterland. Die Falken-Anhänger müssen sich mit verbitterten Minen die lauten Sprechchöre anhören.
Cabana bekommt die Schale
Dennoch feiern die HEC-Fans ausgelassen die Süddeutsche Meisterschaft und lasse sich nicht von der Niederlage unterkriegen. Die Spieler bekommen auf dem Eis die Medaille und den Pokal überreicht, den darf Cabana entgegennehmen – symbolisch vor den Anhängern und Mitspielern seines Ex-Teams.