Noch vor dem vierten Achtelfinal-Playoff-Spiel zwischen den Bietigheim Steelers und den Saale Bulls Halle spuckt der Hallensprecher der Sachsen-Anhalter große Töne: „Passt auf, die Fläche ist kleiner“ und „Wir haben das Eis extra noch einmal ein paar Zentimeter kleiner gemacht.“ Damit spielt er auf die Aussagen des SCB an, die nach dem ersten Duell in Halle am Freitag noch das kleinere Spielfeld als Mitgrund für die Niederlage nannte.
Bietigheim Steelers Ellentäler packen den Stier bei den Hörnern
Die Bietigheim Steelers stehen im Viertelfinale. Beim 4:1-Sieg in Spiel Vier gegen die Saale Bulls Halle trotzen sie der harten und teils auch überharten Spielweise der Hausherren.
Doch diese Überheblichkeit fällt den Bulls auf die Füße, die Gäste bestrafen die Arroganz. Mit 4:1 gewinnen die Ellentäler das Spiel und somit auch die Serie mit 3:1. Damit stehen die Steelers im Viertelfinale und treffen dort ab Freitag auf die Leipzig Icefighters, die sich in ihrer Achtelfinal-Serie bereits am Freitag gegen den Höchstadter EC durchgesetzt haben.
„Es war ein hartes Stück Arbeit und hat uns gezeigt, dass es nicht einfach wird“, resümiert Bietigheims Coach Alexander Dück nach der Partie. Der Sieg zeichnet sich schon in den ersten Momenten der Begegnung ab, Christoph Kiefersauer und Bastian Eckl testen innerhalb der ersten 180 Sekunden die Torumrandung.
Vollgas auf beiden Seiten
Wie schon in den ersten drei Aufeinandertreffen beginnen die Ellentäler offensiv mutig, suchen den Abschluss, der aber erst nicht den Weg ins Netz finden will. Die Bulls kommen derweil über ihre Körperlichkeit und suchen die Zweikämpfe. So werden gleich mehrere Steelers-Akteure mit harten Checks auf die Bretter geschickt.
Doch davon lassen sich die Gäste nicht beeindrucken und kommen durch Veselý zum frühen 1:0. Nach einem Bully macht Marek Racuk hinter dem Netz die Scheibe fest und findet den von der unsortierten Bulls-Defensive freigelassenen Stürmer direkt im Slot (12.).
Die Hallenser wirken davon angefressen und gefrustet, fahren weiter harte Checks und spielen teilweise wirklich dreckig. So wird Fedor Kolupaylo nach 17 Minuten hart in die Bande getackert, fährt benommen zur Bank – eine Strafe bleibt aus, der Deutsch-Russe sitzt den Rest des Spiels auf der Bank. Spielerisch überzeugen dafür klar die Gäste, die es aber weiterhin verpassen, das zweite Tor nachzulegen. So auch im zweiten Drittel, wo weiterhin beinahe nur die Bietigheimer das Spiel bestimmen.
Die Hausherren kommen nur selten zu gefährlichen Chancen, im Notfall ist Olafr Schmidt im Kasten aber sicher zu Stelle und pariert. Mitte des zweiten Abschnitts stockt den SCB-Fans dann kurz der Atem: Erik Nemec und Veselý kollidieren hinter dem Tor der Hausherren, der Torschütze zum 1:0 bleibt im Anschluss liegen, hält sich die Schulter, kann aber glücklicherweise wieder mitwirken.
Heinzingers Tor als Entlastung
Nachdem die Ellentäler insgesamt drei Überzahl-Situationen nicht nutzen – das benannte Dück bereits als Manko am Sonntag beim 4:1-Sieg vor heimischer Kulisse – ist es Niklas Heinzinger, der endlich erhöht. Der Verteidiger schweißt von der blauen Linie den Puck ein, Goalie Kai Kristian wird noch entscheidend die Sicht genommen (43.). Für Heinzinger ist es das zweite Saisontor, nachdem er in der Hauptrunde gegen Lindau nach 77 Spielen seinen ersten Treffer im SCB-Trikot bejubeln durfte.
Und damit platzt der Knoten bei den Steelers: Chaos vor dem MEC-Kasten nutzt Viktor Buchner aus und erzielt das 3:0 nur drei Minuten später. Die Hausherren lassen sich davon nur noch mehr aufheizen und spielen weiter dreckig. So wird Racuk im Zentrum von einem hohen Stock getroffen, Gegenspieler Tomi Wilenius drückt den auf dem Eis liegenden Tschechen noch zu Boden und sorgt für verständliche Entrüstung im SCB-Lager.
Nemec macht alles klar
Endgültig den Deckel auf die Partie setzt dann Erik Nemec. Mit über vier Minuten auf der Uhr kommt Goalie Kristian vom Eis für einen zusätzlichen Hallenser Feldspieler, doch das geht nach hinten los: Nemec bekommt die Scheibe an der Bande kontrolliert, macht ein paar Meter und schiebt dann locker ins verwaiste Tor ein zum 4:0 (56.). Olafr Schmidt bleibt der Shut-Out allerdings verwehrt, mit noch 90 Sekunden auf der Uhr bekommen die Schwaben das Hartgummi vor dem eigenen Netz nicht geklärt, Patrick Schmid drückt es letztlich über die Linie zum 1:4 – Schmidt ist bedient.
In der Pressekonferenz nach dem Spiel zeigt sich Dück zufrieden, sein Gegenüber Marko Raita hingegen hat Tränen in den Augen und kämpft mit den Worte. „Für so eine Situation habe ich keine Rede vorbereitet“, sagt der sichtlich emotionale Finne am Mikrofon.