Bietigheim Steelers Galaauftritt verhindert Negativrekord

Von Niklas Braiger
Die Steelers feiern Alexander Preibisch, der mitten in der Jubeltraube zum zwischenzeitlichen 2:1 geherzt wird. Foto: /Oliver Bürkle

Nach acht Spielen ohne Dreier begeistern die Bietigheim Steelers die 3440 Fans in der Ege-Trans-Arena am Freitagabend und fegen die Blue Devils Weiden mit 6:1 vom Eis. 

Im neunten Spiel der neuen DEL2-Saison ist es endlich passiert. Die Bietigheim Steelers haben den ersten Dreier der Runde eingefahren. Beim Duell der Aufsteiger (Weiden stieg 2024 aus der Oberliga auf, der SCB im vergangenen Sommer) setzen sich die Ellentäler mit 6:1 durch und wenden damit den Negativ-Startrekord der Liga ab. Denn seit der Gründung der DEL2 2013 war kein Team mit nur zwei Punkten aus den ersten neun Partien in die Saison gestartet. Hätte der SCB nicht gegen die Blue Devils gepunktet, hätten sie die Heilbronner Falken aus der Spielzeit 2015/16 mit dem schlechtesten Start abgelöst (damals drei Punkte).

Maßgeblich zum Sieg beigetragen hat gleich Cole Fonstad. Der Kanadier wechselte aus der zweiten schwedischen Liga an die Enz kam erst am Montag im Ellental an. In seiner Premiere macht der 25-Jährige offensiv Dampf und fährt wie ein Wirbelwind über das Eis. „Der Sieg ist riesig. Es nimmt Druck von den Schultern, wir wollen jetzt so weitermachen“, sagt der Stürmer, der bereits nach 20 Sekunden für einen Traum-Einstand hätte sorgen können. Denn kurz nach dem Eröffnungsbully wird der neue Mann gleich von Jack Dugan bedient, die erste Scheiben-Annahme verspringt ihm aber, sodass Fonstad den Puck nicht kontrollieren kann und nur am Netz vorbei bringt.

Schüle mit Traumvorlage

Ansonsten neutralisieren sich beide Seiten anfangs erst, die Defensivreihen wirken wacklig. Bei schönem Spielfluss und wenigen Unterbrechungen sind es aber die Hausherren, die Mal wieder den ersten Stich setzen. Obwohl Jack Dugan letztlich die Kelle hinhält und nach neun Minuten die 1:0-Führung erzielt, 80 Prozent des Tores gehen auf das Konto von Vorlagengeber Tim Schüle. Der Verteidiger hat nämlich einen Geistesblitz und spielt einen überragenden Pass direkt durch die Gasse in den Slot. Dort bedankt sich Sturmkollege Dugan, der abstaubt.

Noch mitten im Jubel der Schwaben sind allerdings die Oberpfälzer plötzlich da. Hinten passt die Zuteilung beim SCB nicht, einen Schuss von Noah Samanski kann Goalie Olafr Schmidt nur nach vorne prallen lassen. Vor dem Deutsch-Kanadier steht Constantin Vogt völlig blank und drückt die Scheibe zum schnellen Ausgleich über die Linie – keine 60 Sekunden nach der Führung.

Abgefälschte Scheibe zum 2:1

Anders als zuletzt spielen die Hausherren jedoch mutig weiter. Zu Saisonbeginn fiel man nach einer Führung auseinander, jetzt beweist das Team von Coach Alexander Dück Spielwitz. Eine Überzahl bleibt zwar noch ungenutzt – wie so oft – doch dank eines krummen Abprallers kommen die Steelers eineinhalb Minuten vor der Drittelpause zur erneuten Führung. Denn Pawel Dronias Schuss von der blauen Linie mitten ins Getümmel wird vom im Weg stehenden Kapitän Alexander Preibisch abgefälscht, das Hartgummi fliegt aufs kurze Eck und eiert in die Maschen. Gäste-Goalie Simon Wolf, der sein erstes Spiel für die Blue Devils macht, ist auf dem Weg in die andere Ecke.

Und endlich nehmen die Ellentäler dieses Momentum auch nach der Pause mit. Defensiv steht der SCB nun deutlich stabiler, auch kleinere Fehler werden sofort ausgebügelt. Der offensive Zwang fehlt den Schwaben jedoch phasenweise, nennenswerte Torgelegenheiten bleiben zunächst aus. Doch dann schlägt nach 30 Minuten die Stunde von Neuzugang Fonstad. Der Kanadier putzt hinten noch einen Konter aus, leitet dann mit seinem Solo den Gegenangriff ein und bedient Dugan. Der geht mit der Scheibe am Stock an zwei Gegnern vorbei, lässt noch Schlussmann Wolf aussteigen und vollendet herrlich zum 3:1.

Überragende Drangphase belohnt

Von Weiden kommt vorne derweil kaum etwas, die Steelers stehen hinten weiterhin enorm sattelfest. So drückt der SCB weiter auf das vierte Tor und wird in einer überragenden Phase auch für den Aufwand belohnt. Erst verpassen zwei Mal Benjamin Zientek und ein Mal Tyler McNeely am zweiten Pfosten einen einfachen Abstauber und legen den Puck entweder am Gestänge vorbei oder direkt ans Alu. Besser macht es dann Brett Kemp, der nach einem Abschluss von Mike Fischer die abgeprallte Scheibe verwertet (38.).

Mit der 4:1-Führung im Rücken können die Ellentäler auch im Schlussdrittel befreit aufspielen. Mit hoher Disziplin und viel Laufaufwand belohnt sich der SCB nach einer Dreiviertelstunde sogar noch mit dem 5:1, Mike Fischer profitiert von einem Fehler des Gäste-Goalies. Eine Bogenlampe in Richtung Wolf macht der Schlussmann nämlich nicht richtig sicher, so darf Fischer, der direkt vor Wolf steht, den Fehler ausnutzen. Und für die Gäste wird es noch dicker. Dugan kommt nach einer Strafe gerade von der Strafbank, da liefert Goalie Olafr Schmidt einen Steilpass, wie er im Buche steht. Dugan sprintet durch, bleibt vor Wolf cool und vollendet nach einer Finte durch die Schoner zum 6:1 (51.). Mit dem Tor ist der Deckel nicht nur auf der Partie drauf, sondern auch endgültig festgeschraubt. „Ich bin froh, dass wir uns nach vorne bewegen, dass wir Selbstvertrauen getankt haben“, sagt Coach Dück nach dem Sieg in der Pressekonferenz. Am Sonntag geht es für ihn und seine Männer bereits zum Auswärtsspiel nach Crimmitschau (16 Uhr).

 
 
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