Zu den größten Rätseln der Menschheit gehören inzwischen nicht nur mathematische Probleme und ethische Fragestellungen sondern wahrscheinlich auch die Bietigheim Steelers. Wie kann ein Team daheim mit 11:0 gewinnen, auswärts dann mit 1:4 die Hucke voll bekommen und im dritten Spiel binnen einer Woche wieder klar gewinnen? Das fragen sich wohl die meisten Fans des SCB, denn beim dritten Playoff-Achtelfinalspiel gegen die Saale Bulls Halle zeigen die Ellentäler wieder eine Bilderbuchvorstellung.
Bietigheim Steelers Gallig, giftig, grün-weiß-blau: SCB erkämpft sich Matchpuck
Gleich mehrere Handgreiflichkeiten gibt es zwischen den Steelers und Halle. Am Ende gewinnen die Ellentäler nicht nur die, sondern auch das Spiel.
Erster Tumult nach Viertelstunde
Dabei fahren sie nicht nur den 4:1-Sieg vor heimischer Kulisse ein und sichern sich damit den Matchpuck für Sonntag, sondern machen das in dominanter Art und Weise. Vom Eröffnungsbully weg sind die Hausherren giftig und attackieren aggressiv gegen die Sachsen-Anhalter. Das zeigt sich auch bereits nach 14 Minuten, als sich Erik Nemec, Marek Racuk und Jan Veselý mit dem halben Hallenser Team anlegen und es zum Faustkampf kommt. Vorausgegangen waren mehrere harte Checks der Steelers, die die Gäste wohl nicht so gerne gesehen haben.
Zu dem Zeitpunkt steht es bereits 2:0 für den SCB, erst staubte Veselý nach einem Scheibengewinn von Nemec ab, der bei seinem Eins-gegen-Eins noch am viel beschäftigten Bulls-Schlussmann Kai Kristian scheitert, sein Landsmann legt locker ins leere Tor (4.). Kurz vor der Keilerei war es dann Tyler McNeely, der mit einem herrlichen Solo über das halbe Feld drei Gegenspieler aussteigen lässt und dann vor Kristian den Alleingang zum 2:0 krönt (13.).
Veselý mit seinem Zweiten
Auch nach der Rauferei geht es nur in eine Richtung weiter, Veselý hat Glück, dass sein Abschluss durch Kristians Schoner hindurch doch noch den Weg über die Linie findet, eigentlich war der Goalie zur Stelle (16.). Olafr Schmidt auf der Gegenseite hat einen weitestgehend ruhigen Freitagabend, auch, weil seine Vorderleute kaum eine Scheibe ins eigene Drittel kommen lassen.
Die Nicklichkeiten auf dem Eis lassen nicht nach, immer wieder stehen zwei Gegenspieler Nase an Nase, Steelers-Coach Alexander Dück und sein Assistent Boris Blank signalisieren auf der Bank aber, einen Gang herunter zu fahren und das Spiel sprechen zu lassen. „Eishockeyhärte gehört dazu, in den Playoffs sowieso. Das Problem war, dass es uns aus der Ruhe gebracht hat“, sagt Dück auch nach der Partie. „Es war ein Signal an die Jungs, strukturiert zu bleiben.“
Wilenius mit dem Ehrentreffer
Nach der Drittelpause werden die Gäste dann selbst aktiver, machen offensiv mehr Druck und kommen in Überzahl sogar zum Anschlusstreffer. Schön herausgespielt steht Tomi Wilenius am zweiten Pfosten nach einem Querpass frei und überwindet Schmidt zum 1:3 (27.).
Davon lassen sich die Gastgeber aber keineswegs beirren, sie schalten wieder einen Gang hoch, müssen aber kurz die Luft anhalten, als Marek Racuk in der gefährlichen Zone hart umgeknockt wird und verletzt liegenbleibt. Eine Strafe bleibt aus, zum Unverständnis der Bietigheimer. Vor dem 1:3 hatten die Unparteiischen noch eine harte Strafe gegen SCB-Kapitän Alexander Preibisch ausgesprochen.
Die Gemüter kochen hoch, nach einer weiteren Schlägerei zwischen Dennis Dietmann und Oskar Siradze (erneut war eine Strafe gegen den Steelers-Verteidiger ausgesprochen worden) provoziert Sirdaze auf der Strafbank sitzend die SCB-Fans hinter ihm, macht sich damit mächtig unbeliebt in der Ege-Trans-Arena. Beide Akteure werden mit einer Spieldauerstrafe vom Eis gestellt (33.).
Nächstes Solo, nächstes Tor
Auf sportliche Highlights müssen die 3950 Zuschauer bis kurz vor der zweiten Pause warten. Da knallt Jesse Roach erst einen Schuss an den Hallenser Pfosten, Fedor Kolupaylo macht es im Schlussabschnitt dann besser. Erneut ist es eine Einzelleistung, der Deutsch-Russe geht durch die Bulls-Verteidigung wie ein heißes Messer durch die Butter und schweißt das 4:1 ein (43.).
Der SCB schaltet nach dem Wiederherstellen des Drei-Tore-Vorsprungs in den Verwaltungsmodus, konzentriert sich auf die Verteidigung, wirkt phasenweise aber etwas passiv. Schmidt ist im Notfall aber zur Stelle. Vorne sind die Schwaben allerdings zu nachlässig und verpassen es sogar, das fünfte Tor ins leere Netz zu machen – die Hallenser nehmen eineinhalb Minuten vor Schluss Kristian vom Eis.
„Spätestens jetzt muss es bei jedem Klick gemacht haben“, macht Dück klar, das knappe Ergebnis könne förderlich sein, dass es nicht wieder zu einem Höhenflug kommt wie nach dem 11:0 im ersten Spiel. Am Sonntag geht es nun wieder nach Halle.