Turbulent waren die letzten Wochen und Monate bei den Bietigheim Steelers. Vom Abstieg im April über die Suche nach einem neuen Kader für die Oberliga bis hin zum Brand in der Kabine der Ege-Trans-Arena mussten die Ellentäler um Geschäftsführer Gregor Rustige und Trainer Alexander Dück einiges stemmen. Jetzt steht die neue Saison endlich vor der Tür und die beiden Männer geben sowohl einen Rück-, wie auch einen Ausblick.
Bietigheim Steelers Gregor Rustige: „Wir sind zum Sparen verurteilt“
Die neue Eishockey-Saison steht kurz bevor. Mitte September startet der Spielbetrieb für die Bietigheim Steelers in der Oberliga Süd. Was hat sich alles in den letzten Wochen und Monaten getan?
Wie hart waren die letzten Monate?
„Es war permanent Arbeit“, beschreibt Alexander Dück die vergangene Zeit. Mit der Planung für die neue Spielzeit waren die Steelers nicht die Ersten, wodurch unter anderem Freundschaftsspiele nicht zustande gekommen sind, da andere Teams bereits verplant waren. „Es war wieder ein brutaler Umbruch. Es war letztes Jahr schon nicht einfach und jetzt gleich schon wieder“, sagt Rustige über die zurückliegenden Monate. Auch den Brand, der nicht nur die Heimkabine, sondern auch zahlreiches Equipment zerstört hat, tituliert der Geschäftsführer als „Kraftakt“, doch macht er auch klar: „Da haben wir von allen Seiten super Unterstützung bekommen, überall wo kurzfristig Not am Mann war.“ Allen voran Equipment-Manager Marco Schwarzer war auf den Beinen und hat sich um die Beschaffung von Ersatzteilen – etwa aus Füssen – gekümmert.
Wie sieht der Kader aus?
Zwei Torhüter, sechs Verteidiger und 13 Stürmer stehen aktuell auf dem Papier bei den Steelers unter Vertrag. Zu wenig, wie Dück findet: „Ein bisschen mehr Tiefe im Kader wäre besser, aber wir haben unsere Möglichkeit ausgeschöpft. Wir sind zufrieden mit dem, was wir haben.“ Auf dem Papier hat der Schlittschuhklub zwar immerhin im Sturm vier volle Reihen, doch in der Praxis sieht das anders aus: Da Joshua Rust (Kreuzbandriss) und Alexander Preibisch (Hüft-OP) noch verletzt sind, und Eigengewächs Justin Scheck vor allem zu Beginn mit der U20 im Einsatz ist, ist auch dort das Personal-Korsett eng gestrickt. Doch trotz des Abstiegs haben sich die Steelers mit bekannten Namen verstärkt. Tyler McNeely und Tim Schüle sind zum SCB zurückgekehrt, zudem kamen mit Fedor Kolupaylo, Bastian Eckl oder Sören Sturm Athleten mit Erstliga-Erfahrung.
Wie wichtig war die Verlängerung des Vertrags von Alexander Dück und Alexander Preibisch?
„Ein Standort wie Bietigheim spricht für sich selbst. Die Lage hier mit dem guten Stadion, den tollen Fans und jahrelangem DEL2-Eishockey“, meint Dück demütig selbst. Rustige hingegen sagt über die beiden Akteure klar: „Für mich war es Elementar, dass beide verlängert haben, auch für mich, dass ich weiter mache. Dücki als Headcoach ist eine sehr wichtige Person. In der Zeit, in der er da war, hat er eine super Arbeit gemacht.“
Was erwartet der Verein von der Oberliga-Saison
„Man sollte die Oberliga nicht unterschätzen. Es ist nicht mehr die Liga, die es früher mal war, wo Spieler gespielt haben, die auf dem absteigenden Ast sind und leichtes Geld wollten“, macht Dück klar. Auch finanziell seien manche Teams besser aufgestellt, als DEL2-Mannschaften. Der Deutsch-Kasache betont: „Man darf keine Mannschaft unterschätzen und gegen keine Mannschaft rausgehen und nur mit 80 Prozent spielen.“ In der Favoritenrolle sieht er in der Südstaffel Deggendorf und Heilbronn. Doch auch der Norden ist stark aufgestellt, allen voran mit den Hannover Scorpions und den Tilburg Trappers.
Was ist das Ziel des SCB?
Einige Spieler haben bereits verkündet, dass sie den direkten Wiederaufstieg als Ziel anstreben. Das möchte der Coach etwas einbremsen: „Der Weg ist das Ziel. Möglich ist alles, aber das ist einfach nicht realistisch. Ich glaube von der Oberliga in die DEL2 aufzusteigen ist um einiges schwieriger, als von der DEL2 in die DEL.“ Doch trotzdem sieht es als richtig, dass jeder das Ziel hat, wieder aufzusteigen. „Es ist klar, dass wir das nicht im ersten oder zweiten Spiel entscheiden, sondern uns kontinuierlich steigern müssen.“
Wie wird sich die Spielweise der Steelers anpassen?
„Wir haben immer noch vor, schnelles Eishockey zu spielen“, sagt Dück klar. Worauf der Trainer aber verstärkt wert legt, sind mehr Scheibengewinne im Forechecking.
Wie groß ist die Vorfreude auf die Derbys mit den Heilbronner Falken?
Bei Dück hält sich das Derby-Fieber noch in Grenzen. „Für mich ist es – Derby hin oder her – ein Spiel. Man geht in jedes Spiel mit einem Plan, strukturiert und um zu gewinnen. Das ist dann mehr für die Leute die zuschauen“, beschreibt er die Rivalität mit den Unterländern.
Wie ist die finanzielle Lage?
Mit 2,3 bis 2,5 Millionen Euro ist der Etat in diesem Jahr geringer, als im Vorjahr, als es noch 3,7 Millionen Euro waren. „Wir sind zum sparen verurteilt. Wir haben viele Einsparungen getroffen“, berichtet Rustige. In der Geschäftsstelle wurden so drei Stellen – eine Vollzeit und zwei 20-Stunden-Stellen – abgebaut, dafür kam eine Duale Studentin mit dazu.
Wie schätzen die Steelers den Zuschauerschnitt ein?
Im Gegensatz zum Etat hat der 37-Jährige bei den Dauerkarten positive Zahlen zu verzeichnen: „Stand jetzt haben wir 766 Dauerkarten verkauft und damit schon jetzt drei mehr, als im Vorjahr.“ Das Ziel hier ist die 1000er-Marke. Insgesamt plant Rustige mit einem Schnitt von 2000 Besuchern pro Spiel, doch „das kommt auf so viele Variablen an. Wir rechnen mit 1200 Tageskarten, aber es kommt drauf an, wie erfolgreich wir sind.“
Wird es noch einen Kooperationspartner in einer höheren Liga geben?
Mit den Adler Mannheim hatten die Steelers in der Vorsaison noch eine Kooperation und unter anderem Paul Mayer immer wieder im Kader. Da aber die Kurpfälzer auch einen Deal mit den Heilbronner Falken haben und nicht mit zwei Teams in der gleichen Liga kooperieren wollen, ist das Bündnis mit dem SCB geplatzt. „Die Meisten haben schon etwas ausgehandelt, bis wir in der Lage waren“, sagt der 44-Jährige, der das aber verschmerzen kann: „Ich weine dem nicht nach. Schön wäre es schon, wenn wir Spieler hätten, aber es nützt alles nicht. Es ist wie es ist, wir sind es gewohnt, dass wir Steine auf unseren Wegen liegen haben. Aber aus den Steinen bauen wir einfach ein Haus.“