Bietigheim Steelers Halbfinal-Einzug ist Prommersbergers Abschiedsgeschenk

Von Niklas Braiger

Zum Karriereende der Steelers-Legende machen die Ellentäler die nächste Runde klar. In Spiel fünf gegen Leipzig gibt es einen 7:3-Erfolg.

Nach zehn Jahren im Trikot der Bietigheim Steelers, drei Meisterschaften und 482 Spielen ist Schluss für Max Prommersberger. Seit 2014 spielte der Verteidiger für Grün-Weiß-Blau, am Sonntagabend wird sein Karriereende bekannt gegeben. Nicht nur die Heimfans geben dem 37-Jährigen lauten Applaus, auch die mitgereisten Sachsen würdigen das Ende einer Ära.

Als Puck-„Kind“ auf dem Eis

Zum Abschied ist Prommersberger nicht nur Puck-„Kind“, er bekommt auch von seinem Team einen Sieg in Spiel fünf in der Viertelfinale-Serie gegen die KSW Icefighters Leipzig geschenkt. Das 7:3 ist gleichzeitig der vierte Erfolg des SCB und gleichbedeutend mit dem Einzug ins Halbfinale, dort warten nun die Tilburg Trappers aus den Niederlanden. „Normalerweise gehen solche Spiele bei uns schief, bei denen wir eine Ehrung haben. Aber für uns war das eine ganz besondere Sache, den Prommi zu ehren“, sagt Kapitän Alexander Preibisch, der sechs Jahre lang mit Prommersberger das Eis teilte – die letzten beiden Spielzeiten konnte der Routinier verletzungsbedingt kein Spiel absolvieren.

Dabei hält der Großteil der 3523 Fans in der Ege-Trans-Arena nach 58 Sekunden bereits die Luft an. Die Leipziger, für die es ein Do-or-Die-Spiel ist, treffen schon in der ersten Minute den Pfosten. Einschüchtern lassen sich die Gastgeber davon nicht: Mick Hochreithers Distanzschuss, der von Erik Nemec noch gefährlich abgefälscht wird, verpasst nur knapp den langen Pfosten (7.).

Bogenlampe wird zur Vorlage

Den ersten Schlag setzen dann aber doch die Gäste. Eine eigentlich schon geklärte Scheibe bringt Steve Hanusch noch einmal vors Tor, von einem Steelers-Schläger abgelenkt wird der Pass zur Bogenlampe und landet direkt bei Jan-Luca Schumacher. Der Stürmer versenkt per Volleyabnahme direkt aus der Luft an Goalie Olafr Schmidt vorbei zum 1:0 (9.).

Auch in der Folge brennt es mehrfach lichterloh vor dem Deutsch-Kanadier, der aber zum Glück für die Schwaben noch die Fanghand in die Schüsse bekommt. Vorne sind die Bietigheimer hingegen zu langsam, ungenau und fehleranfällig. Zu oft prallt die Scheibe von der eigenen Kelle zum Gegner oder der freie Puck wird nicht schnell genug unter Kontrolle genommen.

Nemec mit dem Ausgleich

Erst in einer Überzahlsituation wird es dann auch mal vor Konstantin Kessler heiß, Jan Veselý bringt erst noch eine Hereingabe im Slot an den Pfosten (18.), kurz darauf überlistet Nemec den Schlussmann der Icefighter mit einem platzierten Flachschuss zum 1:1 (19.). Das Momentum des Ausgleichs nimmt der Vizemeister der Südstaffel auch ins zweite Drittel mit. Erneut in einer Überzahl trifft Preibisch nur die Latte (25.), nur Sekunden später gibt es einen Penalty. Zur Verwunderung der meisten Fans läuft Pawel Dronia an und versenkt aber sicher zur Führung.

Allerdings verpassen es die Gastgeber, das dritte Tor nachzulegen, so dreht sich die Partie Mitte des zweiten Abschnitts schon wieder. Einen Schuss aus dem Halbfeld von Daniel Visner kann Schmidt nur prallen lassen, am zweiten Pfosten steht Dennis Reimer gänzlich ungedeckt und schiebt unbehindert ins leere Tor – Goalie Schmidt ist machtlos (29.).

Beide Teams spielen fortan mit offenem Visier. Im Minutentakt gibt es gute Gelegenheiten, die jedoch allesamt ungenutzt bleiben. Kessler und Schmidt liefern sich ein Fernduell über mehr als 50 Meter. Es grenzt an ein Wunder, dass es nur 2:2 steht, es könnte auch gut und gerne 7:6 stehen.

Ping-Pong-Treffer zum 3:2

Vom eigenen Mann wird der Leipziger Goalie dann aber doch überwunden, Tyler McNeely erarbeitet sich mit gutem Forechecking das Hartgummi, sein Querpass vors Tor wird von einem Mann in weiß entgegen Kesslers Laufrichtung abgefälscht und klatscht an das Torgestänge. Den Abpraller staubt Bastian Eckl nach 36 Minuten locker zum 3:2 ab.

Je länger das Spiel dauert, desto hitziger wird es. Immer wieder kommt es zu kleineren Raufereien und Auseinandersetzungen. In der Hektik kommt Leipzig erneut zum Ausgleich, Visner steht drei Sekunden nach einer Strafzeit gegen den SCB blank und nutzt die Gunst der Stunde (46.). Es ist der erste Powerplay-Treffer der Leipziger in den Playoffs, der jedoch 34 Sekunden später auf die direkte Antwort trifft: McNeely hat aus dem Nichts freie Bahn in Richtung Kessler und netzt dieses Mal auch selbst zum 4:3 ein.

Veselý wird zum Matchwinner

Da die Gastgeber nicht mehr offensiv drücken müssen, konzentrieren sie sich auf die Defensive und schlagen den Puck gut aus der eigenen Gefahrenzone. So kommt der KSW nicht mehr zu einer guten Chance, Veselý sorgt schließlich mit einem späten Doppelpack für die Vorentscheidung. Erst profitiert er von einer Schlafmützigkeit der Leipziger Hintermannschaft, die nach einer angezeigten Strafe schon den Weg in Richtung Bank antreten und so den Weg für den Tschechen zum 5:3 frei machen (54.).

Als die Sachsen in einem letzten Versuch Kessler vom Eis nehmen, trifft der Neuzugang zwei Minuten vor Schluss dann auch noch ins leere Tor. Das macht ihm Fedor Kolupaylo mit 13,6 Zeigerumdrehungen auf der Uhr nach, der Deutsch-Russe stellt so den 7:3-Endstand her. „Das ist ein bisschen zu hoch, aber sie mussten All-in gehen und das haben ausgenutzt“, resümiert Preibisch.

 
 
- Anzeige -