Bietigheim Steelers Im Saisonendspurt voll konkurrenzfähig

Von Andreas Eberle
Alexander Preibisch hat im DEL-Endspurt zu alter Stärke zurückgefunden. Beim 6:2-Sieg gegen die Eisbären Berlin beendete der „Speedy“ genannte Steelers-Stürmer seine Torflaute. Foto: /Ralf Poller

Trotz eines dünnen Kaders spielen die Bietigheim Steelers momentan wie entfesselt auf. Im Fernduell mit Augsburg sind weitere Siege nötig – am besten an diesem Dienstag auch gegen den DEL-Spitzenreiter Red Bull München.

Wäre doch das DEL-Kellerduell vor elf Tagen bloß nicht so kolossal danebengegangen. Das werden Trainer, Spieler und Fans der Bietigheim Steelers wohl inzwischen schon öfters mit Blick auf die damalige 2:8-Pleite beim Vorletzten, den Augsburger Panthern, gedacht haben. Denn hätte das Schlusslicht aus dem Ellental jenes Sechspunktespiel gewonnen, würde die beiden Abstiegskandidaten jetzt nur noch ein Zähler trennen.

Augsburg ist sieben Punkte weg

Der Konjunktiv hilft im Sport freilich nicht weiter. Es zählt der Status quo. Trotz der jüngsten Heimsiege gegen Iserlohn (6:4) und Berlin (6:2) steht der SCB nach wie vor mit dem Rücken zur Wand. Sieben Punkte beträgt der Rückstand zum vorletzten Platz – bei noch acht ausstehenden Partien ist das immer noch viel Holz. Andererseits glimmt im Ellental zumindest wieder ein Hoffnungsfunke. Schließlich schien das Kapitel Klassenerhalt für Bietigheim nach der Pleite in Augsburg bereits erledigt. 13 Punkte lagen beide Klubs zu dem Zeitpunkt auseinander. An diesem Dienstag (19.30 Uhr) haben die Steelers zu Hause eine weitere Gelegenheit, den Panthern noch näher auf die Pelle zu rücken. Die Voraussetzungen sind eine Überraschung gegen den Spitzenreiter EHC Red Bull München und ein neuerlicher Misserfolg der Augsburger, die zur gleichen Zeit den Playoff-Anwärter Löwen Frankfurt erwarten.

Während die bayerischen Schwaben schwächeln – wie zuletzt gegen Berlin und Wolfsburg –, spielt der SCB plötzlich wie entfesselt auf. Zweimal sechs Tore hintereinander hatte es bisher in der ganzen Hauptrunde noch nicht gegeben. Die Siege gegen Iserlohn und Berlin waren dabei keine Zufallsprodukte, sondern erstklassig herausgespielt – und in allen Belangen war Bietigheim mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar besser als der Gegner.

Im Saisonendspurt zeigt die Mannschaft, dass sie in der Liga doch konkurrenzfähig ist und straft die Kritiker Lügen. Selbst öffentlich häufig kritisierte Profis blühen auf – wie etwa Michael Keränen und Teemu Lepaus. Zum 6:2 gegen Berlin steuerten die beiden finnischen Stürmer drei Treffer bei. „Wir haben uns alle die Seele aus dem Leib gespielt. Jeder hat alles für den anderen gegeben“, berichtete Alexander Preibisch kurz nach dem Spektakel gegen den Meister. Auch bei dem „Speedy“ genannten Assistenzkapitän ist am Sonntag der Knoten geplatzt: Nach vielen torlosen Wochen traf er zum 6:2-Endstand. „Ich musste sehr lange darauf warten, es war bisher nicht meine Saison. Ich bin froh, dass es endlich mal wieder geklappt hat“, stellte Preibisch erleichtert fest.

Kurios ist, dass die Steelers mit einer Rumpftruppe meist erfolgreicher sind als mit voller Kapelle. Jeweils 16 Feldspieler boten Iserlohn und Berlin die Stirn. Am Sonntag meldete sich zwar das Trio Constantin Braun, Jimmy Martinovic und Elias Lindner zurück. Dafür fehlten der zum EC Bad Nauheim in die DEL2 abgewanderte Angreifer Daniel Weiß sowie Guillaume Naud und Fabjon Kuqi (beide Bronchitis) – ganz zu schweigen von den Dauerverletzten Sami Aittokallio, Josh Atkinson, Max Prommersberger und Chris Wilkie, die schon seit Wochen ausfallen. „Die besten Leistungen bringen wir mit einem kleinen Kader. Denn dann müssen wir noch enger zusammenrutschen und noch mehr füreinander spielen. Da zeigt sich der wahre Teamcharakter“, sagte Preibisch.

Bilanz spricht klar für Red Bull

Ob das Bietigheimer Formhoch nun auch gegen das Aushängeschild der Liga anhält, ist die große Frage. Die Münchner dürften mit Wut im Bauch in der Ege-Trans-Arena antreten. Am Sonntag verloren sie ihr Heimduell gegen Köln mit 2:4. „Wir müssen das Spiel abhaken, daraus lernen und in Bietigheim wieder Gas geben“, forderte danach Verteidiger Konrad Abeltshauser. Die bisherige Bilanz spricht ohnehin klar für den Titelanwärter von der Isar: Sechs der sieben Begegnungen im Oberhaus gingen an Red Bull. Darunter war auch das 9:1-Schützenfest vor einem Jahr im Ellental – der bisher höchste Auswärtssieg in der Münchner DEL-Historie. In der laufenden Runde hat das Team von Don Jackson alle drei Kräftemessen gewonnen. Doch da waren die Steelers auch noch nicht so gut drauf wie aktuell. . .

 
 
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