Bietigheim Steelers Irrer Schlagabtausch endet erst in der Overtime

Von Niklas Braiger
Jack Dugan (links) legt zwar mal wieder drei Treffer auf, am Ende reicht es jedoch knapp nicht. Foto: Tobias Baur/Eibner-Pressefoto

Die Chancen auf einen Sieg gegen die Krefeld Pinguine waren im wilden Spiel zu Genüge da. Doch die Steelers verlieren erstmals nach vier Siegen in Serie wieder in der DEL2 mit 4:5.

Der Siegeslauf der Bietigheim Steelers ist gestoppt. Nach Außenseiter-Siegen gegen Crimmitschau, Düsseldorf und Landshut sind die Pinguine Krefeld eine Nummer zu viel. Am Freitagabend sind die Gäste vom Rhein erneut der klare Favorit und werden dieser – zumindest ergebnistechnisch – gerecht. Denn beim verrückten 4:5 nach Verlängerung fehlt dem SCB nicht viel, um die Siegesserie vorzuführen. Die Ellentäler belohnen sich jedoch in der Overtime trotz guter Chancen nicht und verpassen so den fünften Sieg in Folge.

In den passenden SCB-Trikots zu Halloween lehren die Gastgeber dem KEV früh in der Partie erst einmal das Fürchten. Nach zwei Minuten und einer Sekunde bringt Cole Fonstad die Scheibe lang auf Jack Dugan, der Goldhelm hat das Auge für den mitgelaufenen Benjamin Zientek. Zientek, bei dem der Knoten nach einem wackligen Saisonstart endlich geplatzt scheint, bleibt cool und erzielt das frühe 1:0. Und die zahlreich mitgereisten Gästefans müssen gleich weiter zittern, denn Sören Sturm hat in seinem 1000. Profispiel keine zwei Minuten später direkt den Hochkaräter auf 2:0 zu stellen. Der Defensiv-Routinier verpasst jedoch nach einem klasse Zuspiel von Zientek das offene kurze Eck.

In der Hektik wird aus 1:0 1:3

Stattdessen erstarken die Gäste, die zwei Mal binnen weniger Minuten das Alu treffen. Kurz darauf sehen die Steelers scheinbar Geister im eigenen Angriff, so geht ein Pass ins Nichts, den die Pinguine für einen Umschaltmoment nutzen. Jonathan Matsumoto ist es letztlich, der vor SCB-Goalie Olafr Schmidt einen kühlen Kopf bewahrt, den Schlussmann umkurvt und zum 1:1 egalisiert (13.). Davon angezündet kommt es erst zum Kampf zwischen Dugan und Krefelds Adam Payerl für den beide Spieler eine kleine Strafe aufgebrummt bekommen – wobei Dugan, der sonst eigentlich für seine Härte bekannt ist, kaum etwas macht. Diese Hektik und Unruhe bekommt den Gastgebern so gar nicht. Innerhalb von 18 Sekunden taucht erst Tim Schütz vor Schmidt auf und dreht die Partie zum 2:1, noch während des ausgelassenen Krefelder Jubels ist Max Newton gedankenschnell und überwindet den Goalie im kurzen Eck sogar zum 3:1 (14.).

Schon gegen Landshut am vergangenen Sonntag lag der SCB nach dem ersten Drittel mit zwei Toren in Rückstand, doch auch da gaben sich die Bietigheimer nicht auf und spielten mutig. Die Steelers-Fans zucken im zweiten Abschnitt jedoch erst einmal zusammen, Grund dafür ist allerdings nicht etwas spielerisches. Goldhelm Dugan, der die Liga in Scorerpunkten anführt, quält sich nach rund einer Viertelstunde vom Eis und geht angeschlagen auf die Bank. Der US-Amerikaner kehrt allerdings zum Glück nach kurzer Behandlung wieder aufs Eis zurück. Sein Ausfall wäre fatal, nicht nur aufgrund seiner Scoring-Outputs. Denn neben Dugan fehlen mit Alex Dostie und Brett Kemp zwei weitere Importspieler. Letzterer fällt kurzfristig aus, sein Knie macht wohl Probleme. Zudem sind weiterhin Bastian Eckl, Joshua Rust und Tyler McNeely außer Gefecht gesetzt.

Fonstad schweißt den Anschluss rein

Weiterhin bleibt die Partie enorm ruppig, Alexander Preibisch bekommt nach 31 Minuten einen klaren hohen Stock ins Gesicht, was von den Unparteiischen allerdings ungeahndet bleibt. Dafür muss Steven Raabe auf die Strafbank nach einem Halten gegen Marek Racuk. In dieser Überzahl schicken die Schiedsrichter sogar noch Oliver Mebus in die Kühlbox, die doppelte Überlegenheit nutzt Cole Fonstad mit einem Strahl aus dem Zentrum direkt in den Winkel zum Anschlusstreffer aus (33.).

Da das 2:3 noch während dem Sechs-gegen-Vier fällt, bleibt der SCB also auch in der Folge noch mit einem Mann mehr auf dem Eis, was jedoch ungenutzt bleibt. Und das rächt sich. Denn in einem Powerplay auf der Gegenseite stellt Zack Dybowski den alten Abstand wieder her. Der Verteidiger bekommt an der blauen Linie ganz viel Zeit und noch mehr Platz und trifft verdeckt durch Schmidts Schoner hindurch zum 4:2 (36.). Von Entspannung ist weiterhin nichts zu sehen, keine Zeigerumdrehung später bekommt Preibisch die Scheibe von Marek Racuk serviert und überlistet Felix Bick im KEV-Netz im kurzen oberen Kreuzeck zur direkten Antwort – 3:4.

Damit geht der SCB dieses Mal mit Momentum in den letzten Spielabschnitt, was ihnen aber auch von den Schiedsrichtern schnell genommen wird. Denn die pfeifen gerade zu Beginn einige strittige Entscheidungen gegen Bietigheim. So geht Dugan elf Minuten vor Schluss durch die Krefelder Defensive, wird von zwei Verteidigern klar gefällt und hätte sonst frei gegen Bick das Eins-gegen-Eins gehabt. Eine Strafe bleibt jedoch aus – zum Unmut des Großteils der 3156 Fans in der Ege-Trans-Arena.

Racuk schickt das Spiel in Overtime

In einem offenen Schlagabtausch bleiben die Hochkaräter allerdings erst einmal aus, beide Teams stehen inzwischen defensiv sattelfest und lassen kaum gefährliche Abschlüsse zu. Auch die im zweiten Drittel noch omnipräsente Härte und Aggressivität ist zwei Stufen heruntergefahren, keine Mannschaft will sich nun eine dumme Strafe erlauben. Die kommt dann fünf Minuten vor Schluss Matsumoto wird für ein Beinstellen vom Eis geschickt. Genau das nutzt der SCB dann auch aus. Wieder ist es Dugan, der mit einem genialen Querpass in den Slot für Racuk zum dritten Mal am Abend der Vorbereiter wird. Sein Sturmkollege muss nur noch die Kelle hinhalten und gleicht wieder zum 4:4 aus (57.).

Mitten in den Jubelstürmen der Enztalkurve rettet Schmidt in höchster Not gegen Mathew Santos, der einen Fehlpass ausnutzt und alleine versucht, den Deutsch-Kanadier zu umkurven. Doch Schmidt macht sich ganz lang, grätscht die Scheibe noch raus und hievt seine Männer damit in die Verlängerung.

Dort schießt sich der KEV selbst ins Bein. Erst leisten sich die Gäste eine Bankstrafe wegen zu vielen Spielern auf dem Eis, dann checkt Payerl Cole Fonstad ohne Bedrängnis von hinten mit dem Stock beinahe in die Bande. Doch anders als noch in der regulären Spielzeit bleibt das Fünf-gegen-Drei dieses Mal ungenutzt. Ausgerechnet Jubilar Sturm verpasst zwei Mal am langen Pfosten den Siegtreffer. Und so sticht ausgerechnet Payerl mit 19,2 Sekunden auf der Overtime-Uhr genau in das Grün-Weiß-Blaue Herz. Einen Schuss von Marcel Müller prallt dem Stürmer auf die Kelle, Schmidt streckt sich vergebens, Payerl versenkt oben zum 5:4-Endstand. Trotzdem werden die Spieler Minutenlang nach dem entscheidenden Tor noch von den Fans gefeiert.

 
 
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