Bietigheim Steelers Jack Dugan liefert trotz Heimweh

Von Niklas Braiger
Die meisten Tore und Scorerpunkte der DEL2 hat aktuell Jack Dugan geliefert. Beim US-Amerikaner läuft es bisher blendend in seiner ersten Saison außerhalb der USA. Foto: Ralf Poller/Avanti

Der Neuzugang aus den USA spielt das erste Mal außerhalb seiner Heimat. Dennoch performt er aktuell wie kaum ein zweiter in der Liga.

Endlich scheinen die Bietigheim Steelers in der Spur zu sein. Nach dem mehr als holprigen Start in die neue DEL2-Saison hat sich der Aufsteiger nun scheinbar gefangen, schoss in den beiden Spielen am vergangenen Freitag und Sonntag nicht nur insgesamt zwölf Tore, sondern holte auch ein perfektes Sechs-Punkte-Wochenende. Beim 6:1 gegen Weiden und dem 6:4 in Crimmitschau war die Offensive endlich in Gang gesetzt. Nur einer hatte von Saisonbeginn an schon das Zielwasser getrunken: Jack Dugan.

Der US-Amerikaner hat bereits 15 Scorer (zehn Tore, fünf Assists) in den ersten zehn Partien gesammelt und damit nicht nur mannschaftsintern, sondern auch ligaweit die meisten Punkte und Treffer gelandet. Diesen Trend will Dugan auch in den nächsten Partien aufrecht erhalten, doch da geht es gegen die aktuellen Top-Vier der Liga. An diesem Freitag (19.30 Uhr) kommt es zum Auf- gegen Absteiger-Duell mit der Düsseldorfer EG – aktuell Tabellendritte, am Sonntag reist der SCB zum EV Landshut auf Platz zwei. Eine Woche später geht es gegen Krefeld auf Rang vier und den Spitzenreiter Kassel. „Es ist der perfekte Zeitpunkt. Selbstvertrauen getankt zu haben kann viel helfen“, sagt Dugan.

Möglichkeit auf deutschen Pass

Für den 27-Jährigen sind die Steelers die erste Eishockey-Station außerhalb der USA. Deshalb hat der Stürmer ein wenig Heimweh: „Das war zu erwarten, dass ich Heimweh habe. Ich vermisse meine Familie“, erklärt er, verdeutlicht aber auch: „Es ist schon okay. Meine Eltern kommen im Dezember um Weihnachten zu Besuch, meine Schwester kommt in Januar.“ Ganz unbekannt ist Deutschland für den Top-Scorer jedoch nicht. Seine Wurzeln liegen in der Bundesrepublik, weshalb er theoretisch auch einen Antrag auf eine deutsche Staatsbürgerschaft stellen könnte, um einen Kontingentsplatz frei zu machen. „Ich habe mit den Jungs bereits darüber geredet, es wäre allerdings ein langwieriger Prozess. Ich habe noch nicht viel darüber nachgedacht, aber über die nächsten Monate und Jahre wird das sicherlich realistischer“, erklärt er.

Nach zwei Monaten auf deutschem Eis ist Dugan auch bereits der größte Unterschied zum amerikanischen Hockey aufgefallen: Die Schiedsrichter: „Da muss ich mich anpassen. Sie mögen die Physis nicht so sehr, sie mögen es gar nicht, wenn man nach dem Pfiff weitermacht.“ Auch der Trash-Talk, also Sticheleien auf dem Eis in Richtung der Gegenspieler, seien hier nicht gern gesehen. Dabei wurde Dugan vom Team selbst zum größten Trash-Talker gekürt. In einem Video auf den Social-Media-Kanälen der Steelers plauderten die Spieler am Donnerstag aus dem Nähkästchen, wer in diesem Punkt am meisten redet. Dabei bekam Dugan 15 von 20 Stimmen.

Trash-Talk gehört für Dugan dazu

„Das mache ich vor allem auch für mich, auch wenn das seltsam klingt. Wenn du Hockey spielst, brauchst du einen Funken, um ins Spiel zu kommen. Aber anscheinen bin ich damit effektiv“, erzählt der Stürmer. „Die Jungs schauen, dass ich es nicht so viel mache. Aber so wurde mir es beigebracht zu spielen, für mich war das schon immer Teil des Spiels.“ Trotzdem versteht er sich mit seinen neuen Mannschaftskameraden bestens. „Die Jungs haben mir alles gezeigt, was es hier gibt. Sie sind netter, als ich es mir je vorgestellt habe.“

1:5-Klatsche als Weckruf

Doch nicht nur der Trash-Talk und die Physis zeichnen den US-Amerikaner aus. Vor dem Tor war Dugan bislang eiskalt, an beinahe der Hälfte der Tore der Steelers war er beteiligt und ist nun auch froh, dass es beim Rest der Mannschaft Klick gemacht hat. „Die ersten acht Spiele waren wir fast immer nah dran, außer am Sonntag vor zwei Wochen.“ Dort wurden Dugan und Co. mit 1:5 von Regensburg eingeschult. Die Niederlage bezeichnet er als „Tritt in den Hintern“ und als Wendepunkt.

Auch deshalb hat Dugan vor den bevorstehenden Gegnern keine Angst. „Es ist egal, gegen wen wir spielen. Jedes Team in der Liga ist gut, es gibt kaum Unterschiede. Crimmitschau haben wir auch geschlagen, da waren sie Vierter. Ich schaue nicht wirklich auf die Tabelle.“ Allerdings muss gegen die vier Top-Teams nicht nur seine Offensiv-Riege funktionieren, sondern allen voran die Defensive. Mit Düsseldorf, Landshut, Krefeld und Kassel kommen nämlich die vier besten Offensiven der Liga auf den SCB zu. Die Steelers stellen hingegen die drittschwächste Verteidigung mit bereits 37 kassierten Gegentoren.

 
 
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