Bietigheim Steelers Memmingen fällt in der Schlussphase in sich zusammen

Von Niklas Braiger
Tyler McNeely legt ein Tor auf und macht zwei selbst auf dem Weg zum 6:2-Sieg gegen Memmingen Foto: /Oliver Bürkle

55 Minuten lang ist Memmingen gegen die Steelers auf Augenhöhe, dann kollabieren die Gäste völlig. Die Stimmung in der Ege-Trans-Arena ist überragend.

Es ist ein Spitzenspiel zwischen den Bietigheim Steelers und den ECDC Memmingen Indians, das sämtliche Superlative verdient. Der Fan-Zuspruch von den Rängen ist überragend, die Gäste reisen mit 18 Fanbussen ins Ellental, füllen mit über 1000 Anhängern die Ege-Trans-Arena und machen mächtig Lärm im ausverkauften Stadion. „Für diese Momente arbeiten wir Woche für Woche so hart“, lobt Memmingens Coach Daniel Huhn die Stimmung nach der Partie, sein Gegenüber Alexander Dück stimmt zu: „Danke an alle Fans. Es ist schön bei so einer Kulisse zu spielen.“

Fünf Minuten, vier Tore

Auch auf dem Eis zeigen die beiden Teams einen starken Auftritt, die Indians allen voran im ersten Drittel, danach drehen die Hausherren auf. Sechs Minuten vor Schluss ist der Ausgang noch komplett offen, es steht 2:2, doch dann fällt das Memminger Kartenhaus in sich zusammen. Binnen fünfeinhalb Minuten gelingen den Steelers vier Tore für den wilden 6:2-Sieg, Stadionsprecher Andreas „Pucky“ Lausch kommt mit den Ansagen kaum hinterher.

Dabei beginnt der Torreigen kurios, nach einem Distanzschuss von Leon Schulz wird der Puck abgefälscht, trudelt durch den Torraum wo Tyler McNeely die Scheibe über die Linie drückt. Alle Spieler sind danach bereits in Position für das Bully, als sich ECDC-Goalie Bastian Flott-Kucis vehement bei den Unparteiischen beschwert und den Videobeweis fordert. Die Schiedsrichter lassen sich vom Schlussmann wohl überzeugen und sehen sich die Situation an, doch der Protest des Memmingers bleibt ohne Erfolg, das Tor bleibt bestehen (55.). „Ich glaube er ist von einer Goalie-Behinderung ausgegangen. Ich habe es nicht so wahrgenommen, ich gehe mal davon aus, dass die Schiedsrichter richtig entschieden haben“, sagt Huhn.

Kanyas Jubel sorgt für Ärger

Zwei Minuten später fälscht Tamas Kanya einen weiteren Distanzschuss von Sören Sturm ab und bugsiert das Spielgerät zum 4:2 ins Netz. Anschließend feiert der Deutsch-Ungar direkt vor der Memminger Fankurve, was den Gästen so gar nicht schmeckt. Es kommt zum Handgemenge mit Strafen auf beiden Seiten. Die Schiedsrichter zitieren in der Folge beide Trainer zu sich. „Es wurde gesagt, dass es von beiden Seiten es gutes Spiel gewesen ist und es so bleiben soll. Das Spiel sollte weiter ohne große Strapazen beendet werden“, erklärt Dück im Nachgang.

So wirklich klappt das aber nicht, der Frust der Gäste macht sich auch in den weiteren Schlussminuten bemerkbar: Nachdem SCB-Stürmer Marek Racuk Linus Svedlund an die Bande tackert wird er von Edgars Homvajkovs angegangen. Der Lette wird von den Referees mit einer Spieldauerstrafe frühzeitig zum Duschen geschickt (58.).

Volles Risiko bei den Gästen

Anschließend nehmen die Indians Flott-Kucis vom Eis um noch die Wende zu erzwingen, auch das geht nach hinten los. Alexander Preibisch macht die Scheibe fest, geht auf das verwaiste Tor zu, wird von Svedlund noch zu Fall gebracht doch bekommt das Hartgummi zu McNeely weiter. Der hat vor dem leeren Netz leichtes Spiel und schnürt den Doppelpack zur Vorentscheidung. Das letzte Wort hat dann Alexander Dell, die Gäste stehen hinten vogelwild und haben schon aufgegeben, lassen den jungen Stürmer passieren, der vor Flott-Kucis eiskalt bleibt und den 6:2-Endstand 70 Sekunden vor Schluss erzielt.

„Bietigheim hat es am Ende cleverer gemacht“, resümiert Huhn und ergänzt: „Wir haben unseren Kopf verloren zum Schluss. Schade, dass es am Ende so hoch war, das spiegelt das Spiel nicht wieder.“ Dück auf der anderen Seite sagt: „Ich lobe meine Mannschaft nicht oft, aber Hut ab, wie sie umgestellt haben und es verstanden haben, dass zum Eishockey nicht nur Schönspielerei gehört. Manchmal muss man einfach geradlinig spielen.“

Denn zu Beginn läuft es für seine Männer in grün nicht nach Maß, Homjakovs sorgt mit einem Doppelpack im ersten Drittel für die 2:0-Führung. Nach sechs Minuten wird Matej Pekr mit einem langen Schlag hinter das Tor geschickt, findet im Rückraum den ungedeckten Mitspieler, der frei zum 1:0 einschiebt (6.). Pekr legt auch 30 Sekunden vor der Pause auf Homjakovs vor, dieses Mal geht er mit einem Solo an der gesamten Hintermannschaft vorbei und bedient erneut den Letten zum 2:0.

Kiefersauer verkürzt

Doch davon berappeln sich die Schwaben in Durchgang zwei, spielen schnörkelloser und kommen dank Christoph Kiefersauer nach 28 Minuten zum Anschluss. Nach Strafzeiten auf beiden Seiten ist Platz da, McNeely treibt an und findet im Vier-Gegen-Vier seinen Sturmpartner, der den Puck unter die Latte schweißt. Fünf Minuten später fälscht Dell dann einen Abschluss von Mick Hochreither ab. Im dichten Gedränge verliert Flott-Kucis die Übersicht und die Scheibe findet so zum 2:2 den Weg ins Netz.

Im dritten Abschnitt haben die Indians dann anfangs noch die besseren Chancen, scheitern aber immer wieder am bärenstarken Olafr Schmidt oder dem Pfosten. In der Schlussphase verlieren die Gäste dann nicht nur die Nerven, sondern auch das Spiel.

 
 
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