Bietigheim Steelers Mit Assistent Dahlem an der Bande zum ersten Heimsieg

Von Andreas Eberle
Steelers-Torjäger Chris Wilkie (Mitte) lässt sich nach seinem 1:1-Ausgleichstreffer gegen Augsburg feiern. Die Mitspieler Teemu Lepaus, Max Renner und Chase Berger gratulieren. Foto: Herbert Schmerbeck/Avanti

Die Bietigheim Steelers gewinnen das DEL-Kellerduell gegen die Augsburger Panther auch ohne ihren kurzfristig erkrankten Cheftrainer Daniel Naud mit 5:3.

So etwas hat es in der 28-jährigen DEL-Geschichte wohl auch noch nicht gegeben: Beim Spiel zwischen den Bietigheim Steelers und den Augsburger Panthern fehlten am Sonntagnachmittag die Cheftrainer gleich beider Mannschaften. Bei den Gästen mussten Peter Russell und dessen Assistent Derek Mayer wegen einer Corona-Infektion passen – für sie sprang Videocoach Simo Vehviläinen ein. Und beim SCB vertrat Assistenzcoach Fabian Dahlem den kurzfristig erkrankten Daniel Naud an der Bande – und schaffte mit den Steelers prompt den ersehnten ersten Heimsieg in dieser Saison. Ein 5:3 leuchtete nach 60 packenden Minuten auf dem Videowürfel.

Keine ungewohnte Situation

„Für mich ist das keine neue Situation. Ich war lange genug Headcoach in verschiedenen Ligen und habe auch schon bei drei DEL-Spielen gecoacht“, sagte Dahlem, der die Chefrolle im Vergleich zum Assistentenjob aber als deutlich nervenaufreibender empfand: „Man muss bei manchen Sachen noch fokussierter sein, und die Last der Verantwortung ist größer.“ Unterstützt wurde der frühere Goalie vor Ort von Rupert Meister, der beim SCB für den Nachwuchsbereich verantwortlich ist und das U20-Juniorenteam trainiert. In den Drittelpausen hatte Dahlem außerdem per Telefon Kontakt mit Naud gehalten.

Mit dem zweiten Saisonerfolg sind die Steelers den drei anderen Kellerkindern aus Straubing, Augsburg und Iserlohn wieder auf die Pelle gerückt. Die Basis für den Triumph über die bayerischen Schwaben war das Mitteldrittel, in dem die schwächste Offensive der Liga dreimal zuschlug.

Im ersten Durchgang hatten noch die auf den drittletzten Platz abgerutschten Panther dominiert. Bietigheims Defensive ging aber konzentriert zur Sache und ließ nur wenig zu – obwohl mit Tim Schüle und Max Prommersberger zwei gestandene Verteidiger ausfielen. Darum vervollständigte das 20-jährige Talent Jimmy Martinovic die Abwehrriege.

Die Augsburger 1:0-Führung resultierte aus einem Fernschuss: Noch vor der blauen Linie zog Verteidiger Henry Haase einfach mal ab und überwand Steelers-Schlussmann Cody Brenner, dem die Sicht verdeckt war (9.). Wie schon gegen Köln (0:2) und Ingolstadt (0:3) fehlten den Hausherren zunächst noch Durchschlagskraft und Zielstrebigkeit. Also musste es die individuelle Klasse eines Chris Wilkie richten: Der US-Amerikaner nutzte seinen Freiraum am rechten Bullykreis und überraschte den früheren deutschen Nationalkeeper Dennis Endras mit einem kernigen Geschoss – Wilkies bereits fünfter Saisontreffer (16.). „Das Tor hat der Mannschaft gutgetan“, sagte Dahlem später.

Der erste Heimtreffer nach zuletzt 129 torlosen Minuten im Ellental wirkte wie eine Befreiung auf sein Team. Plötzlich war das Selbstvertrauen zurück, auch die zwischendurch stiller gewordenen Fans legten stimmlich eine Schippe drauf. Sie witterten den ersten Heimsieg.

Maione feiert seine Torpremiere

Das herausragende Bietigheimer Mitteldrittel nährte diese Hoffnungen. Nun ging es Schlag auf Schlag. Verteidiger Mathew Maione schob aus kurzer Distanz zum 2:1 ein (25.) – das erste Saisontor für den 31-jährigen Kanadier, der bei den Steelers die meisten Schüsse abzugeben pflegt. Verletzungsbedingt ging Endras kurz darauf vom Eis. Sein Vertreter Markus Keller wurde gleich zweimal kalt erwischt. Im Spiel fünf gegen drei erhöhte Evan Jasper auf 3:1 – eine weitere Torpremiere (35.). 98 Sekunden später war Teemu Lepaus zur Stelle – 4:1. Alle Steelers-Treffer waren keine Zufallsproduktionen, sondern hübsch herausgespielt – und stets hatte Center C.J. Stretch als Vorbereiter seine Hände im Spiel.

Jasper beendet Zitterpartie

Im letzten Spielabschnitt drängte Augsburg auf den Anschluss. Ryan Kuffner (47.) und Andrew LeBlanc (58.) machten das Duell wieder spannend. 32 Sekunden vor Schluss beendete Jasper mit einem Empty-Net-Treffer die Bietigheimer Zitterpartie, der erste Heimsieg war endgültig im Sack.

„Wir haben in den letzten 20 Minuten bis aufs Messer gekämpft“, lobte Dahlem sein Team für den nimmermüden Einsatz. Auch Steelers-Boss Volker Schoch schnaufte tief durch: „Das war eine Zangengeburt.“

Stimmen zum Spiel

Fabian Dahlem, Assistenztrainer der Bietigheim Steelers: Wir haben sehr konzentriert angefangen, vielleicht sogar ein bisschen zu konzentriert. Wir wollten den Fokus auf die Defensive legen und wenig zulassen. In den ersten vier, fünf Minuten waren wir deswegen zu passiv. Dann sind wir aber immer besser ins Spiel gekommen. Nach dem Ausgleich von Wilkie haben wir das Momentum kreiert. Im zweiten Drittel haben wir sehr, sehr gut gespielt. Am Ende haben wir nur noch mit vier Verteidigern gespielt. Einige unserer Jungs haben in den zwei Spielen am Wochenende 60 Minuten Eiszeit gesammelt. Das ist unglaublich und nicht auf Dauer so durchzuhalten.

Simo Vehviläinen, Videocoach der Augsburger Panther, der für das erkrankte Trainerteam einsprang: Das war ein großer Sieg für die Heimmannschaft. Wir haben es nicht geschafft, über 60 Minuten ein gutes Spiel zu machen. Wir haben okay angefangen und waren bereit. Im zweiten Drittel wechselte das Momentan. Da denke ich vor allem an das Fünf-gegen-Drei-Powerplay, das zum Gegentreffer geführt hat. Zufrieden war ich, wie wir im letzten Drittel aufgetreten sind. Da haben wir nicht aufgegeben. Wir haben uns gute Chancen herausgespielt, permanent gedrückt und hätten noch mehr Tore erzielen müssen. Das war eine bittere Niederlage für uns.

 
 
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