Olafr Schmidt muss sich keine Gedanken machen, was er nach der Karriere als Eishockey-Goalie machen will. Er würde bestens als Magier in einer Zaubershow dienen, denn der Schlussmann der Bietigheim Steelers hext am Sonntagabend alles weg, was ihm auf den Kasten kommt. Die Stürmer des ECDC Memmingen bringt er beim Spitzenspiel in der Eishockey-Oberliga reihenweise zur Verzweiflung, pariert insgesamt 36 Schüsse der Gastgeber und sorgt somit für den Shutout beim 2:0-Sieg des SCB über die Memminger. „Großes Lob an Olafr, er hat uns im Spiel gehalten“, sagt Steelers-Coach Alexander Dück nach der Partie. Mit dem Erfolg springen die Ellentäler wieder an die Tabellenspitze und überholen die bayrischen Schwaben.
Bietigheim Steelers Olafr Schmidt lässt Memmingen verzweifeln
Der Goalie der Bietigheim Steelers vernagelt seinen Kasten. Im Top-Spiel gegen den ECDC Memmingen pariert der Schlussmann alles, was ihm vor die Flinte kommt. Christoph Kiefersauer schnürt den Doppelpack beim 2:0-Sieg.
Von Sekunde eins an ist das Spiel schnell, wobei phasenweise auch hektisch. Die erste Chance der Partie hat Markus Lillich nach nicht einmal 30 Sekunden, er scheitert aber an Schmidt. Der Deutsch-Kanadier nimmt nach zweieinhalb Minuten gleich die nächste Chance weg, währenddessen gelingt es dem SCB nicht, einen Abschluss sauber aufs Tor zu ziehen. Zwar setzen sich die Gäste immer wieder im gegnerischen Drittel fest, entschlossen und zielstrebig in Richtung des Netzes von Bastian Flott-Kucis geht es aber nie.
Goalie mehrfach spektakulär
So wird Schmidt weiterhin beschossen wie aus dem Revolver und glänzt aber Mal um Mal. So etwa gegen Dominik Meisinger, als der einen Querpass vor das Tor nicht über die Linie gedrückt bekommt und der Schlussmann sich noch in den Schuss hechtet (9.). Überragend macht es 29-Jährige dann vier Minuten später, erst hält er einen Abschluss von Matej Peka, den kann er aber nur prallen lassen. Die Scheibe landet hinter dem Tor und kommt dann zu Tyler Spurgeon im Slot, der erneut am artistischen Schmidt scheitert – sogar gleich doppelt. Der Goalie schmeißt sich zwei Mal mit vollem Körpereinsatz in den Schuss des Routiniers und vereitelt so die Großchance (13.). „Wir haben uns schwergetan, ins Spiel reinzukommen, vor allem in den ersten zehn Minuten“, erklärt Dück und ergänzt anschließend: „Es war zu erwarten, dass hoher Druck kommt und wir uns befreien müssen.“
Kiefersauers erster Streich
Auch in Unterzahlsituationen ist der Mann, der schon im Abstiegsjahr zwischen den Pfosten stand, zur Stelle und verhindert den Rückstand. Und wie so oft: Wer vorne nicht die Tore macht, wird hinten bestraft. Mit der ersten brandgefährlichen Möglichkeit gehen die Gäste in Führung. Einen Schuss von Sören Sturm kann Flott-Kucis nicht festmachen und der Puck rutscht vom Schoner direkt zu Christoph Kiefersauer. Der Neuzugang steht wenige Zentimeter vor der Linie genau richtig und muss nur noch den Schläger für das 1:0 hinhalten (28.).
Doch auch nach dem Gegentor machen die Hausherren weiter Druck und drängen in Richtung Schmidt. Allerdings machen es der und auch seine Verteidigung bockstark. Sämtliche Versuche werden von Schlägern, Schonern oder Schlittschuhen geblockt, kommt doch mal ein Abschluss durch, ist Schmidt sicher zur Stelle. Auch nach vorne arbeitet der Goalie mit, immer wieder nimmt er Befreiungsschläge gut auf und leitet so den schnellen Gegenangriff ein. Gegen Ende des zweiten Abschnitts werden die Steelers dann aktiver, auch dank der ersten Überzahlsituation eineinhalb Minuten vor der Pause: Dort verpasst Sören Sturm das 2:0, nach einem Abschluss von Kiefersauer verfehlt er den Abpraller nur knapp (39.).
Drothen und Schüle verpassen
Doch so geht es mit dem knappen Vorsprung in die Kabine. Und ebenso wie davor kommt der SCB mit mehr Dampf aus den Katakomben, drückt auf das zweite Tor und damit die Vorentscheidung. Erst lässt aber Marvin Drothen noch die gute Gelegenheit liegen (42.), dann verpasst Tim Schüle das Hartgummi an der blauen Linie für einen One-Timer.
Memmingen muss in der Schlussphase noch mal anrennen, versucht es immer wieder über Solo-Läufe, bleibt damit aber permanent hängen. Die Defensivreihen der Bietigheimer agiert gallig, kämpferisch und aufmerksam, auch die Offensivreihe hält mit aggressivem Forechecking die Gastgeber vom eigenen Netz weg. Lange Scheibenbesitz-Phasen im gegnerischen Drittel – außer in Überzahl – gibt es kaum für den ECDC.
Wilde letzte Minuten
In der Schlussphase geht es dann drunter und drüber: Die Schiedsrichter schauen sich erst Minutenlang eine Szene mit dem Videobeweis an und geben letztlich viereinhalb Minuten vor Schluss eine große Strafe gegen Patrick Kurz wegen Stockstiches. Daher müssen die Hausherren die komplette restliche Spielzeit in Unterzahl klarkommen. Allerdings zieht kassiert Marek Racuk zwei Zeigerumdrehungen später eine Strafe wegen Beinstellens. Dort nehmen die Memminger sogar Flott-Kucis vom Eis für die eigene Überzahl, was den bayrischen Schwaben aber um die Ohren fliegt: Erik Nemec bedient Kiefersauer im Zentrum, der sein wohl leichtestes Tor der Karriere aus wenigen Metern ins verwaiste Netz macht (59.). Nach einer weiteren großen Strafe nach einem Frustfoul von Denis Fominych gegen Alexander Preibisch ist das Spiel vorbei. „Haben heut gezeigt das wir nicht nur offensiv spielen können sondern auch defensiv ein knappes Ergebnis halten können“, resümiert Dück nach der Partie.