Mit der Schlusssirene brechen alle Dämme. Die Spieler rennen aufs Eis, der Jubel kennt keine Grenzen. Die Bietigheim Steelers haben es geschafft, der direkte Wiederaufstieg in die DEL2 ist vollbracht. Dank des 2:1-Sieges im alles entscheidenden Spiel Sieben bei den Hannover Scorpions setzen sich die Ellentäler erstmals in der Wedemark durch. Alle wissen, bei wem sie sich nach Spielende bedanken dürfen. Sie suchen den Weg zu Goalie Olafr Schmidt, nicht nur die Spieler, sondern auch die Trainer, Betreuer und alle weiteren beim Team. Denn der Deutsch-Kanadier hält überragende 42 Schüsse, davon zahlreiche Hochkaräter frei vor ihm, hält damit den Sieg fest und macht sich unsterblich. Schmidt wird nach dem Spiel sogar zum MVP des Finals gewählt – wohlverdient.
Bietigheim Steelers Olafr Schmidt wird zum Eishockey-Gott
Die Bietigheim Steelers sind zurück, wo sie hingehören: In der DEL2. Dank des 2:1-Sieges beim siebten und letzten Finalspiel gegen die Hannover Scorpions steigen die Ellentäler nach einem Jahr in der Oberliga direkt wieder auf.
Preibisch trifft erst und verpasst
Dabei ist die Schlussphase an Spannung kaum zu überbieten. Alexander Preibisch frei im Slot macht mit seinem Treffer zum 2:0 mit zwei Minuten und 40 Sekunden auf der Uhr scheinbar den Deckel drauf, doch 13 Sekunden später kommt Stephan Tramm mit einem krummen Ding direkt zum Anschlusstor. Die Scorpions nehmen den Goalie vom Eis, da hat Preibisch sogar die Chance auf dem Empty-Netter, verpasst aber. Als dann auch noch Pawel Dronia mit 48 Sekunden Rest mit einer Strafe vom Eis muss hält es niemanden mehr auf den Sitzen. Doch die Steelers und allen voran Schmidt halten den Sieg und den Aufstieg fest und feiern mit mitgereisten Fans. „Danke an Alle“, sagt Trainer Alexander Dück noch auf dem Eis abschließend.
Dabei hätte es allen Steelers-Fans schon vor der Serie klar sein können, dass es bis in Spiel sieben geht. Bislang haben die Grün-Weiß-Blauen jeden der fünf Zweitliga-Meistertitel in der Fremde geholt (2009 in München, 2013 in Schwenningen, 2015 in Bremerhaven, 2018 in Riessersee und 2021 in Kassel), so nun also auch in der Oberliga. Doch die zahlreichen Fans in der Ege-Trans-Arena und zuhause die die Partie auf Sprade.tv verfolgen schauen Ende des zweiten Abschnitts ins leere. Der Stream stürzt nämlich zwei Minuten vor der Drittelpause ab, bis zum Ende des Durchgangs gibt es kein Bild mehr. Auch während der Pause kommen immer wieder Fehlermeldungen Zum Start des Schlussdrittels ist aber das Bild wieder zu sehen.
In der Begegnung merkt man den beiden Teams von vorneherein an, was auf dem Spiel steht. In den ersten Minuten ist vorsichtiges Abtasten angesagt, die erste nennenswerte Chance haben die Hausherren in Form von Dylan Wruck nach sieben Minuten in Überzahl. Der Deutsch-Kanadier trifft mit seinem Abschluss aber nur den Pfosten, genauso auch Justin Kirsch nur wenige Sekunden später.
Doppelchance für den SCB
Diese ersten Schreckmomente stecken die Gäste aber gut weg. Fedor Kolupaylo und Jesse Roach lassen selbst Hochkaräter liegen, vorne fehlt dem SCB aber noch das letzte Quäntchen Glück und die Genauigkeit. Denn der entscheidende Pass kommt zu oft zu unsauber und landet so bei den Scorpions. Die können sich zwei Minuten vor der ersten Pause glücklich schätzen, dass Brett Cameron nur für zwei Minuten auf die Strafbank muss. Der Stürmer, der die ersten drei Spiele der Serie gesperrt fehlte, holt mit seinem Schläger nach einem Fehlschuss aus und trifft Tamas Kanya mit voller Wucht am Kopf.
Auch deshalb müssen die Steelers-Fans zum Start des zweiten Drittels zittern, als Pascal Aquin und Cameron nur knapp die Führung verpassen, da ist Schmidt aber sicher zur Stelle (23.). Doch auch sein Gegenüber Kristian Hufsky ist dann mal ernsthaft gefragt, erneut bleibt ein Powerplay des SCB aber ungenutzt. Auch in der Folge kommt von den Bietigheimern wenig nach vorne, Hannover gibt den Ton an und schnürt die Gäste hinten ein. Deshalb ist Schmidt Mal um Mal gefragt, nur selten kann ein Konter für Entlastung sorgen. Der 29-Jähriger pariert in Unterzahl gleich zwei Mal Weltklasse, hechtet sich in Richtung Scheibe und vereitelt so doppelt das Gegentor.
Kiefersauer mit dem ersten Tor
Doch die Niedersachsen werden dadurch müde und plötzlich klingelt es auf der Gegenseite. Einen Distanzschuss von Jesse Roach blockt ESC-Verteidiger Stephan Tramm direkt vor dem eigenen Netz, Christoph Kiefersauer reagiert geistesgegenwärtig und staubt kurz vor Hufsky zur Führung ab (37.). Schon zuvor hatte der gebürtige Bayer das 1:0 auf dem Schläger, sowohl er wie auch Tamas Kanya finden aber in Hufsky oder der Torumrandung ihren Meister.
So geht es – zum wiederholten Male in dieser Serie – mit geladener Spannung in den Schlussabschnitt. Kiefersauer bekommt auch gleich nach 30 Sekunden wieder die erste Gelegenheit, wieder steht ihm der Hannoveraner Goalie im Weg. Auf der anderen Seite ist Schmidt gegen Christoph Kabitzky zur Stelle, der 30-Jährige fährt alleine auf den Deutsch-Kanadier zu und hat am Ende auch das Nachsehen (48.).
Und so geht es mit der knappen Führung in die Schlussminuten, Bietigheim konzentriert sich auf das Verteidigen und fährt hier und da mal gelegentlich einen Konter, ansonsten werfen sie vor Schmidt alles rein. Auch das nötige Glück ist aufseiten der Gäste, als Jordan Knackstedt nach einem kuriosen Abpraller plötzlich einen Meter vor dem Schlussmann steht trifft er nur die Latte (54.).
Wilde Schlusssequenz
In den letzten 150 Sekunden ist dann scheinbar alles möglich, Preibisch sorgt für das 2:0, Tramm verkürzt und Schmidt hält den Rest. Nach dem ausgelassenen Jubel auf dem Eis dürfen sich die Spieler dann auch noch über die Medaillen, den Pokal und natürlich die Sektduschen freuen. „Ich habe keine Worte, das ist völlig surreal, das hätten wir nie gedacht“, resümiert Geschäftsführer Gregor Rustige nach der Partie auf dem Eis.