Bislang war es wie verhext für Alexander Preibisch. Der Kapitän der Bietigheim Steelers hatte in der Final-Serie der Eishockey-Oberliga gegen die Hannover Scorpions noch Ladehemmungen, vor dem Tor klappte es für den Publikumsliebling nicht. Doch sein erstes Tor in dieser Serie ist vielleicht gleich das wichtigste der gesamten Saison. Denn beim 4:3-Sieg am Sonntagabend in der Ege-Trans-Arena schweißt es in der Verlängerung den Siegtreffer ein, der Jubel kennt nicht nur auf der Tribüne keine Grenzen.
Bietigheim Steelers Preibischs Hammer erzwingt Spiel Sieben
Das Playoff-Finale geht über die volle Distanz. Nach der dritten Overtime-Niederlage am Freitag bestehen die Bietigheimer im Do-Or-Die-Spiel sechs gegen Hannover und erzwingen so das Finale.
Auch auf dem Eis merkt man dem 33-Jährigen die Erleichterung an. „Das Finale war bisher noch nicht so mein Ding. Das Tor war wie zugemeißelt bis jetzt und dann war das Tor jetzt umso schöner“, sagt die Vereinslegende nach der Partie. Denn mit seinem Treffer beendet er nicht nur die eigene Torflaute sondern auch das „Overtime-Dilemma“, wie er es selbst beschreibt. Zuvor hatten die Steelers drei Mal in der Overtime gegen Hannover verloren, nun gibt es den ersten Erfolg in der Verlängerung für den SCB.
Die Decke hebt ab
Doch seine Erlösung hat der Kapitän nicht einmal wirklich gesehen, wie er nach dem Spiel beschreibt: „Ich habe es gar nicht gesehen, dass mein Schuss reingegangen ist. Ich habe nur gehört wie die Decke abgehoben ist und dann habe ich mir gedacht, so schlecht kann das nicht gewesen sein.“ Auch Trainer Alexander Dück stärkt seinem Spielführer nach der Partie den Rücken: „Es freut mich sehr für Alex. Er hat sich tatsächlich ein bisschen verrückt gemacht, er hatte einen Haufen Chancen in dieser Serie gehabt. Aber es freut mich, dass der Knoten geplatzt ist.“
Gemeinsam mit dem gesamten Team feiert Preibisch anschließend den Sieg, es ist der 32. Heimsieg im 34. Heimspiel in dieser Spielzeit. „Ich war kurz davor ohnmächtig zu werden, mir war kurz schwarz vor Augen“, sagt er. Die Fans heizt er dabei noch einmal richtig an und macht sie heiß für das alles entscheidende Spiel Sieben am Dienstagabend in Hannover. Unter den Fans sind auch duzende Anhänger der Tilburg Trappers, die auch vor dem Spiel mit lautem Jubel begrüßt werden. Die Halbfinal-Serie mit den Niederländern hat bleibenden Eindruck hinterlassen und wohl auch eine Fanfreundschaft. Selbst Hallensprecher Andreas „Pucki“ Lausch steht mit Trappers-Fanschal auf dem Eis.
Dabei hätten es die Ellentäler schon früh deutlich gestalten könne, doch wie schon in den vorherigen Partien betreiben sie Chancenwucher. Erik Nemec verpasst eine Hereingabe von Marek Racuk nur um ein paar Zentimeter am zweiten Pfosten (4.), wenig später sind die beiden Tschechen dann zu verspielt. Direkt vor Kristian Hufsky schauen beide, wie viele Querpässe sie im Slot spielen können, ehe der Goalie eingreift. Die Antwort: Drei. Denn nach dem dritten Pass der beiden auf engstem Raum schmeißt sich der Schlussmann der Niedersachsen dazwischen.
Knackstedt eiskalt
Stattdessen gehen die Gäste mit der ersten Chance in Front. Ein Querpass von Tyler McNeely wird abgefangen, im Express geht es in Richtung Olafr Schmidt. Vor dem Goalie bekommt Hannovers Jordan Knackstedt den Querpass, mit dem ersten Versuch scheitert er noch am Deutsch-Kanadier, den Abpraller drückt er dann über die Linie (13.).
Von Knackstedts Führungstor wirken die Hausherren geschockt, gleich mehrfach muss Schmidt im Kasten eingreifen, die Verteidigung wird regelrecht eingeschnürt. Erst nach einer angezeigten Strafe gegen die Gäste gibt es Entlastung und auch prompt den Ausgleich. Ohne Schmidt auf dem Eis und dafür mit einem zusätzlichen Feldspieler haut Sören Sturm von der blauen Linie drauf, Tyler McNeely hält entscheidend die Kelle dazwischen und fälscht so 51 Sekunden vor der Pause zum Ausgleich ab.
Mit diesem frischen Wind kommen die Gastgeber auch aus der Kabine. Nach einem gefährlichen Vorstoß von McNeely, Tim Schüle und Christoph Kiefersauer bekommt letzterer die Scheibe im rechten Halbfeld und zeiht einfach mal ab. Markus Eberhardt fälscht das Spielgerät mit seinem hohen Schläger noch ab, so fliegt es in hohem Bogen über Hufsky hinweg an den langen Pfosten und rein ins Netz (26.).
McNeely schnürt den Doppelpack
Auch nach der Führung bleiben die Steelers auf dem Gaspedal und nutzen gleich den nächsten Umschaltmoment. Wieder sieht es erst aus, als würde sich der Angriff versanden, weil man ihn zu schön ausspielen will, dann bedient aber Jesse Roach McNeely am zweiten Pfosten der komplett ungedeckt locker zum 3:1 einschieben kann (32.). Das Momentum schwenkt um, nun brennt es bei den Scorpions lichterloh. Denn Racuk hat in einem Alleingang in Unterzahl sogar das vierte Tor auf dem Schläger, scheitert aber an Hufsky.
So bleibt die Spannung aufrecht, auch, weil der SCB im Schlussdrittel es zum wiederholten Male verpasst, den Deckel drauf zu machen. Nach einer Zwei-gegen-Eins-Situation, bei der Jan Veselý Kraft über Präzision wählt und so das Hartgummi einen Meter über den Kasten nagelt bestrafen die Gäste es auf der Gegenseite. Im direkten Gegenzug bekommt Marcus Götz im Rückraum zu viel Zeit und Platz und schießt überlegt flach ins rechte Eck zum 2:3 (49.). Als zwei Minuten später Patrick Klöpper mit einem herrlichen Solo die gesamte Steelers-Hintermannschaft stehen lässt und dann auch noch über Schmidts Stockhand hinweg das 3:3 einschweißt wird es in der Ege-Trans-Arena schlagartig ruhig, nur die Fankurve der Gäste eskaliert. Genau andersherum ist es letztlich in der Overtime nach Preibischs Knaller.