Bietigheim Steelers Rote Bullen überrennen Schlusslicht

Von Andreas Eberle
Während die Red-Bull-Profis das Tor von Chris DeSousa zum 4:1 bejubeln, schaut Steelers-Kapitän Constantin Braun ernüchtert nach oben auf die Anzeigetafel. Foto: Eibner-Pressefoto/Heike Feiner

Die Bietigheim Steelers kassieren im David-gegen-Goliath-Duell beim DEL-Spitzenreiter Red Bull München eine 1:6-Schlappe. Bereits nach achteinhalb Minuten liegt der SCB mit 0:3 hinten.

Ausnahmeteams wie der EHC Red Bull München sind nicht der Maßstab für die Bietigheim Steelers. Sowohl wirtschaftlich als auch sportlich klaffen zwischen beiden DEL-Standorten Welten. Am Sonntagabend war der SCB in der Olympia-Eishalle weit von einer Überraschung entfernt: Mit 6:1 schoss der mit Nationalspielern gespickte Tabellenführer von der Isar das Schlusslicht vom Eis und baute seinen Vorsprung an der Spitze auf satte 15 Zähler aus. Der Bietigheimer Hoffnungsfunke nach dem 2:1-Derbytriumph am Freitag über die Schwenninger Wild Wings scheint dagegen schon wieder erloschen.

„In unserer Situation erwarte ich, dass jeder alles reinhängt. Heute hat es einfach nicht funktioniert. Wir waren in vielen Situationen einen Schritt zu spät“, sagte Kapitän Constantin Braun nach der 28. Niederlage im 38. Saisonduell und verwies auf das zuletzt hammerharte Programm von sieben Spielen in 14 Tagen. „Aber ich suche keine Ausreden. Wir müssen uns auf jeden Fall besser präsentieren“, so Braun.

Abstand zu Augsburg bleibt gleich

Ein Trost für die Schwaben: Da auch der Vorletzte Augsburger Panther beim Outdoor-Spiel in Köln chancenlos war und mit 2:5 unterlag, trennen beide Kellerkinder weiter „nur“ sieben Punkte. Der drittletzte Rang, der den sicheren Klassenerhalt bedeutet, ist dagegen bereits 16 Zähler weg – und für den SCB in den verbleibenden 18 Partien realistischerweise nicht mehr erreichbar.

Die Steelers mussten erneut auf Josh Atkinson verzichten: Der kanadische Verteidiger hatte am Mittwoch gegen Ingolstadt angeschlagen das Feld verlassen. Auch Stammgoalie Sami Aittokallio, der gegen Schwenningen nach dem ersten Drittel verletzt rausgegangen war, fehlte. Für ihn hütete wie gehabt Cody Brenner den Kasten – und war Bietigheims Bester.

Bereits nach achteinhalb Minuten lag der Außenseiter mit 0:3 hinten. Die roten Bullen überrannten die Gäste in der Anfangsphase förmlich. Nach einem Konter und einem Doppelpass mit Red-Bull-Rückkehrer Andreas Eder gelang Patrick Hager das 1:0 (5.). Die EHC-Treffer zwei und drei fielen innerhalb von 60 Sekunden. Erst spazierte Chris DeSousa von hinter dem Bietigheimer Tor in den Slot und vollstreckte – Chase Berger und Max Renner waren da viel zu passiv (8.). Kurz darauf nahm Yasin Ehliz einen Distanzschuss von Zachary Redmond einfach mit und erhöhte kaltschnäuzig auf 3:0. Wenn man ehrlich ist, war das David-gegen-Goliath-Duell schon zu dem Zeitpunkt entschieden.

Schüle wird im Interview deutlich

SCB-Abwehrmann und Eigengewächs Tim Schüle redete im Pausen-Interview bei Magenta Sport Tacheles: „Wir sind vom ersten bis zum letzten Mann nicht bereit gewesen, haben nicht in die Zweikämpfe gefunden, sind zu spät gewesen und zu langsam im Kopf – alles auf einmal. So dürfen wir nicht auftreten. Fertig, aus.“

Seine Steelers kamen nach dem 0:3-Fehlstart besser in die Begegnung. Das lag freilich weniger an ihrer Spielkunst, sondern vielmehr daran, dass Red Bull zwei Gänge rausnahm. So durfte auch Bietigheim etwas mehr mitspielen und war phasenweise sogar konkurrenzfähig. Der 1:3-Anschlusstreffer resultierte aus einem Missverständnis zwischen Münchens Nationalkeeper Mathias Niederberger und DeSousa, die nach Elias Lindners abgewehrtem Schuss jeweils den Puck beanspruchten. Der nachsetzende Daniel Weiß war lachender Dritte und erzielte seinen achten Saisontreffer (34.). DeSousa bügelte das Malheur aber gleich wieder aus und stellte bei EHC-Überzahl mit einer kernigen Direktabnahme den Drei-Tore-Abstand wieder her (38.).

DEL-reifer Anhang

Mit seinem dritten Tor besorgte der Kanadier, erneut im Powerplay, das 5:1 (44.). Das halbe Dutzend machte Trevor Parkes mit seinem 100. Erstliga-Treffer für München voll (47.). Jeder Steelers-Profi wird froh gewesen sein, als die Schlusssirene ertönte. Während der Münchner Anhang La Ola durch die Halle schwappen ließ, besangen die mitgereisten SCB-Fans bis zum bitteren Ende trotzig ihren Verein. Zumindest sie waren wieder mal DEL-reif.

 
 
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