Bietigheim Steelers SCB gewinnt dank Olafr Schmidt den Derby-Fight

Von Niklas Braiger

Im ersten Pflichtspiel seit dreieinhalb Jahren gegen die Heilbronner Falken setzen sich die Ellentäler am Ende mit 2:1 durch. Matchwinner wird Goalie Olafr Schmidt, der die Gäste zur Verzweiflung bringt.

Derbysieger, Derbysieger“ schallt es um kurz vor 22 Uhr durch die Ege-Trans-Arena. Dass die nach dem hitzigen und hart umkämpften Duell der Bietigheim Steelers mit den Heilbronner Falken noch ein Dach hat, grenzt an ein Wunder. Denn beide Fanlager und die insgesamt 4500 Zuschauer in der Eishalle nehmen beim ersten Aufeinandertreffen nach dreieinhalb Jahren die Hütte auseinander. Am Ende behalten die Gastgeber die Oberhand und gewinnen mit 2:1. Der gefeierte Held des SCB ist hierbei Goalie Olafr Schmidt. Der Schlussmann bringt die Gäste reihenweise zur Verzweiflung, nimmt mit einigen Glanztaten den Wind aus den Unterländer Segeln und wird von der Enztalkurve nach der Schlusssirene zurecht bejubelt.

Großes Lob von den Teamkollegen

„Da müssen wir einen ganzen Getränkeladen aufkaufen“, sagt Alexander Preibisch nach der Partie über den Hexer im Netz. „Ich glaube, was Schmiddi heute über 60 Minuten gehalten hat, war brutal. Wir wissen, dass wir uns auf ihn verlassen können, aber das war herausragend“, lobt der Kapitän und ergänzt: „Ohne ihn hätten wir nicht gewonnen.“ Auch Trainer Alexander Dück hebt die Leistung des Keepers hervor: „Wenn Schmiddi heute nicht die Leistung des Abends gebracht hätte, hätte das Ergebnis anders ausgesehen.“

Die Hasstiraden beginnen schon vor dem Eröffnungsbully, beim Einlauf beider Teams wird es laut, Mittelfinger fliegen in die andere Fankurve, Beleidigungen und Pfiffe gleich hinterher. Diese Energie überträgt sich auch auf die Spieler, mehrfach kommt es zu Handgreiflichkeiten. So dürfen Marvin Drothen und Calder Anderson nach einem Faustkampf eine Viertelstunde vor Schluss für fünf Minuten in die Kühlbox, um sich zu beruhigen. „Es war geil“, beschreibt Preibisch im Nachgang die Kulisse kurz und knapp. „Eishockey vor ausverkauftem Haus zuhause zu spielen, ich glaube es gibt nichts schöneres.“ Auch Dück macht klar: „Ich bedanke mich bei beiden Fans, das war eine super Stimmung und gefühlt ein Playoff-Spiel.“

Auf dem Eis liefern sich die beiden Teams von Beginn an ebenfalls ein Duell auf Augenhöhe, wobei die Hausherren den besseren Start erwischen. Marek Racuk ist es, der nach zehn Sekunden bereits die erste Duftnote setzt, sein Versuch wird von Gäste-Goalie Patrick Berger im kurzen Eck pariert.

SCB gibt den Ton an

Auch in der Folge bleiben die Steelers spielbestimmend, Heilbronn schafft es kaum, sich aus dem eigenen Drittel zu befreien. Alexander Preibisch geht nach fünf Minuten alleine auf das Netz zu, das Problem: Ihm wird kurz vor dem Alleingang der Schläger aus der Hand gerissen. Daher versucht er irgendwie mit seinem Schlittschuh den Puck mitzunehmen, wird jedoch noch eingeholt.

Doch trotz der Bemühungen sind die Ellentäler wie zuletzt auch schon in den entscheidenden Momenten zu ungenau. Pässe und Scheibenannahmen im entscheidenden Moment stimmen nicht zu hundert Prozent, wodurch die Gäste immer wieder einen Schläger dazwischen bekommen oder Berger parieren kann. So auch zwei Minuten vor der Drittelpause, als Racuk in Unterzahl frei auf den Schlussmann zulaufen darf, sogar noch Christoph Kiefersauer bedienen könnte, jedoch selbst abschließt. Den Versuch kriegt der Tscheche jedoch nicht durch die Schoner gedrückt.

In der Zwischenzeit sind auch die Falken aufgewacht und beteiligen sich an der Partie. Nach dem Powerbreak finden sie ihren offensiven Mut, doch auch sie sind noch nicht zwingend genug. Die SCB-Hintermannschaft steht wohlgemerkt aber auch sattelfest, alles was doch den Weg durch den Stöcke-Wald findet, hat Schmidt, der gerade in zwei Unterzahlsituationen mehrfach glänzt und einen Rückstand verhindert.

Falken finden Weg vorbei

Doch im zweiten Drittel ist der 29-Jährige dann machtlos. Noch mit einem Mann weniger nach einer unnötigen Spielverzögerung gegen Pawel Dronia bugsiert Luis Ludin das Hartgummi zum schnellen 1:0 in die Maschen, 34 Sekunden sind da im zweiten Abschnitt gerade einmal verstrichen.

Und Heilbronn hat jetzt Blut geleckt. So wie die Steelers im ersten Drittel, kommen die Unterländer nun zu den besseren Chancen, spielen es aber nicht sauber aus. Nur vereinzelt erscheint der Gastgeber mal wieder gefährlich vor dem gegnerischen Netz. Racuk fällt in einer baugleichen Situation wie zu Beginn erneut die falsche Entscheidung, dieses Mal will er bei einem Zwei-auf-eins die Scheibe auf Erik Nemec legen, der Pass kommt aber nicht genau genug an (25.).

Derweil hext Schmidt hinten alles weg, was ihm vor die Flinte kommt. Der hält nämlich gleich drei Fastbreaks in Folge, zwei Mal gegen Nolan Ritchie (28./37.), ein Mal gegen Thomas Supis (35.). Ohne diese Glanztaten wären sie Steelers mächtig aufgeschmissen. „Wir haben alles versucht, die Chancen waren da, aber die Scheibe wollte nicht reingehen“, sagt Falken-Coach Frank Petrozza nach der Partie.

Steelers drehen die Partie noch

Und so kippt die Begegnung im letzten Drittel noch. Erst ist es Bastian Eckl, der in einer Überzahl von der blauen Linie den Anschluss erzielt, endlich waren mal keine Beine, Körper, Schläger oder Kufen im Weg (47.). Sieben Minuten vor Schluss ist es dann ein „Sonntagsschuss am Freitagabend“, wie es Petrozza beschreibt. Pawel Dronia zimmert den Puck nach einem abgeblockten Nemec-Versuch gnadenlos zum 2:1 unter die Latte und versetzt den Großteil der Zuschauer in Ekstase.

Auch die Herausnahme des Goalies bringt den Falken am Ende nichts ein, Fedor Kolupaylo lässt kurz vor Schluss sogar die Chance auf das dritte Tor liegen und verfehlt nur knapp das leere Netz. Bis zur Schlusssekunde verteidigen die Steelers alles vom eigenen Tor weg, was sie nur können. Und hinten haben sie ja noch den unüberwindbaren Schmidt.

 
 
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