Während in anderen Sportarten und wohl auch an den meisten anderen Eishockey-Standorten die Spieler bei einem Abstieg mit Schimpf und Schande überschüttet würden, gab es am Freitagabend in der Ege-Trans-Arena das Kontrastprogramm: eine fröhliche Abstiegsparty. Dass der bereits feststehende Absteiger aus dem Ellental sein vorerst letztes DEL-Heimspiel gegen den Playoff-Teilnehmer Fischtown Pinguins Bremerhaven mit 2:4 verlor, war letztlich Nebensache. Gefeiert wurde die Mannschaft des SCB trotzdem – mit stehenden Ovationen bereits in der Endphase und nach der Schlusssirene sowie lautstarken Fangesängen. Und das alles nach einer lange verkorksten zweiten Spielzeit in der deutschen Eliteklasse.
Bietigheim Steelers SCB und seine Fans feiern eine fröhliche Abstiegsparty
Die Bietigheim Steelers verlieren ihr letztes DEL-Heimspiel gegen die Fischtown Pinguins Bremerhaven mit 2:4 – und bedanken sich mit einem emotionalen Video für die Fan-Unterstützung in der Abstiegssaison.
Ehrenrunde und Sprechchöre
„Die ganze Welt, sie soll es sehen. Der SCB wird niemals untergehen“, sang der Anhang. Die Spieler bedankten sich mit einer Ehrenrunde und klopften im Takt der Sprechchöre mit dem Schläger aufs Eis. In einem emotionalen Video, das auf dem Videowürfel gezeigt wurde, bedankten sich die Profis in Person der Kapitäne Constantin Braun, Alexander Preibisch und Mathew Maione für die außergewöhnliche Unterstützung in der Abstiegssaison. „Ihr seid die besten Fans der Liga“, sagte auch Stadionsprecher Andreas „Pucki“ Lausch, per Mikro ans Publikum gewandt. Trainer Pekka Kangasalusta war ebenfalls von den Socken: „Was wir heute gesehen haben, ist unwirklich. Die Fans haben uns während der Saison die ganze Zeit geholfen und uns immer unterstützt, obwohl wir so oft verloren haben. Wir hätten ihnen heute gerne einen Sieg geschenkt.“
Eine kalte Dusche hatte es für seine Truppe gleich zu Beginn in Unterzahl gegeben: 118 Sekunden waren absolviert, als der vor dem Tor lauernden Christian Wejse zum 1:0 traf. Für ein Duell, bei dem es eigentlich um nicht mehr viel ging, legten beide Teams einen erstaunlich kämpferischen und aggressiven Auftritt hin. Auch das eine oder andere Scharmützel lieferten sich die Spieler. Die anfangs noch verhaltene Stimmung auf den Rängen steigerte sich mit dem Ausgleich. Das 1:1 ging auf das Konto von Teemu Lepaus, der nach einem Steilpass von Mathew Maione freie Bahn hatte und Gästegoalie Maximilian Franzreb mit einem Schuss ins kurze Eck überwand (18.).
Tollhaus und Jubelorkan
Ab dem Mitteldrittel setzten die Steelers die Vorgabe von Kangasalusta dann auf dem Eis eins zu eins um. Der finnische Coach hatte von ihnen im Vorfeld des letzten Hauptrunden-Wochenendes einen Abschied mit Stil und Kampf bis zum Schluss gefordert. Zum Tollhaus wurde die mit 3314 Zuschauern gefüllte Ege-Trans-Arena erstmals in der 31. Minute: Mit einem Jubelorkan feierte der SCB-Block den Bietigheimer 2:1-Führungstreffer von Maione im Powerplay.
Zum Bietigheimer Spielverderber wurden im Schlussdrittel zwei Skandinavier. Der Däne Wejse war aus der Drehung zum 2:2 erfolgreich – sein zweites Tor an diesem Abend (44.). In der 51. Minute legte der finnische Linksaußen Antti Tyrväinen den dritten Pinguins-Treffer nach – just jener Akteur, der im Mitteldrittel den Puck noch voll ins Gesicht bekommen hatte, nach einer kurzen Behandlungspause aber gleich wieder an die Bande zurückgekehrt war. Trotz des Rückstands blieben die SCB-Fans in Partylaune und sorgten wieder mal für eine erstklassige Gänsehaut-Atmosphäre. Das 2:4 durch ein Empty-Net-Tor von Dominik Uher juckte niemanden mehr. Für die Gäste von der Nordsee endete immerhin eine Negativserie von sechs Auswärtspleiten am Stück.
Abschiedsvorstellung in Köln
„Es war keine einfache Situation für die Mannschaft. Ich bin stolz, dass sie bis zur letzten Sekunde kämpft“, sagte Kangasalusta nach seinem möglicherweise letzten Heimspiel als Steelers-Coach. Am Sonntag (14 Uhr) gibt seine Mannschaft bei den Kölner Haien nun die Abschiedsvorstellung in der DEL. Fünf Bietigheimer Fanbusse werden das Schlusslicht an den Rhein begleiten. Zur nächsten und letzten Abstiegsparty.