Nach 40 Minuten räumten die Ultras in der Ege-Trans-Arena am vergangenen Sonntag die Enztalkurve, als es bereits 0:7 aus Sicht ihrer Bietigheim Steelers beim DEL2-Duell gegen Rosenheim stand. Auch am 46. Spieltag beim Heimspiel gegen den EV Landshut bleibt der Fanblock lange still, nur vereinzelt gibt es Szenenapplaus. Erst in der 44. Minute erwacht die Kurve zum Leben und die Trommler setzen ein. Der Einfluss von außen lässt SCB-Coach Alexander Dück aber kalt: „Das interessiert mich Null Komma Null. Alles was mich interessiert, ist in der Kabine drin. Wir haben Fokus auf uns, Fokus auf unser Ziel. Das ist keine Garantie, dass wir in den nächsten Spielen wieder so eine Leistung abrufen können.“
Bietigheim Steelers Schlusslicht belohnt sich nach langem Stimmungsboykott nicht
Die Enztalkurve bleibt lange stumm, die Steelers zeigen eine Reaktion auf die schwache Leistung gegen Rosenheim, für den Sieg reicht es aber nicht.
Trotz des Supports zum Ende der Partie reicht es für den SCB in der Verlängerung nur für einen Punkt – die Schwaben verlieren 1:2. Nach Spielende werden die Männer von den Heimfans mit Applaus verabschiedet, ein Anblick, den es so schon länger nicht in Bietigheim gegeben hat.
Hausherren mit zwingenderen Chancen zu Beginn
Die Steelers zeigen von Beginn an keine Zeichen vom grausigen Spiel gegen die Starbulls. Die Neuzugänge Marek Racuk und Brett Schaefer kombinieren sich nach wenigen Minuten durch, scheitern aber am starken Jonas Langmann im Tor der Gäste. Der EVL fährt vom Eröffnungsbully weg ein aggressives Forechecking, aus dem sich der SCB aber fast immer lösen kann. Nur Fabjon Kuqi vertändelt einmal zur Mitte des ersten Drittel leichtfertig die Scheibe hinter dem eigenen Tor, der bärenstarke Olafr Schmidt entschärft aber problemlos.
Zum Ende des Abschnitts kommen die Hausherren dann zu ihren ersten wirklich gefährlichen Abschlüssen, Lewis Zerter-Gossage trifft in der 18. Minute nur den Querbalken, Ryker Killins wenig später das Außennetz. Doch das Auftreten der Steelers macht Mut, auch aus der Unterbrechung kommen die Männer von Alexander Dück hellwach. Racuk schlägt nach fünf Minuten über die Scheibe, Jack Doremus scheitert eine Zeigerumdrehung später in Unterzahl gleich doppelt an Langmann. Alles, was auf den Kasten des 32-Jährigen kommt, ist noch zu unplatziert, so etwa die Riesenchance von Zerter-Gossage, der dem Keeper komplett blank mittig auf die Brust schießt.
„Das ist Eishockey und kein Schachspiel“
Die Gangart wird ab da rauer. Das ohnehin bereits sehr hart geführte Match wird von Aktion zu Aktion ruppiger und gipfelt in einem Handgemenge auf dem Eis, in das sich fast das gesamte Steelers-Team einmischt (32.). „Dass die Emotionen da mal höher kochen und es dann Trash-Talk gibt, ist schon legitim“, sagt Gästecoach Heiko Vogler zur harten Spielweise. „Das ist Eishockey und kein Schachspiel. Körper gehört dazu. Das ist kein Ponyhof hier“, macht Dück klar.
In der 36. Minute kommt es dann, wie es kommen musste: Die Gäste gehen – durchaus unverdient – in Führung. Nach einem Bully kommt Edwin Schitz an die Scheibe, bedient mit einem simplen Querpass David Stieler, der an Schmidt vorbei das 1:0 erzielt.
Ausgleich durch Doremus ist hochverdient
Doch anstatt sich – wie so oft in dieser Saison – davon verunsichern zu lassen, drücken die Hausherren weiter aufs Gaspedal und belohnen sich 58 Sekunden vor Ende des zweiten Abschnitts endlich mit dem Ausgleich. Kuqi behauptet die Scheibe im gegnerischen Drittel, legt auf Doremus quer, der nach einem kurzen Doppelpass mit Alexander Preibisch das Hartgummi ansatzlos unter die Latte schweißt.
Dann erwacht die Enztalkurve und die Fangesänge scheinen in den Männern in grün neue Kräfte freizusetzen. Couragiert verteidigen sie eine Unterzahlsituation, auch im Anschluss stehen die Gastgeber hinten gut gestaffelt. Kommt doch mal ein Schuss aufs Tor, ist Schmidt zur Stelle, so etwa in der 55. Minute, als er mit einem herausragenden Reflex gegen Julian Kornelli den Puck noch mit der Hand pariert.
Zerressen wird mit harter Entscheidung vom Eis gestellt
Doch auch sein Pendant hat keine Lust, dass die Begegnung schon in der regulären Spielzeit beendet wird und pariert zwei Minuten vor Ende ebensostark gegen Kuqi. Das Spiel geht auch in die Verlängerung, in der die Gastgeber aber in Unterzahl agieren müssen. Nach einem Beinstellen von Pascal Zerressen schlägt der EVL zu, Luca Zitterbart nagelt die Scheibe an Schmidt vorbei in den Winkel. „Das ist eine Strafe, die man geben kann. Aber da braucht man vielleicht auch ein bisschen Fingerspitzengefühl in so einem Spiel“, sagt Dück nach der Partie über die Entscheidung der Unparteiischen.