Bietigheim Steelers Strittiger Penalty von Berger bringt den ersten Sieg

Von Andreas Eberle
Zwei Steelers-Torschützen in Aktion: Chase Berger (links) erzielte im Penaltyschießen den Bietigheimer Siegtreffer. Sein US-Landsmann Chris Wilkie, der hier vor dem Schwenninger Kasten Unruhe stiftet, sorgte für die 1:0-Führung der Gäste. Foto: /Eibner-Pressefoto/Sven Lägler

Die Bietigheim Steelers gewinnen das DEL-Derby bei den Schwenninger Wild Wings mit 3:2 nach Penaltyschießen und sind den letzten Platz vorerst los. Goalie Brenner ragt heraus.

Packendes Duell, verrücktes Ende: Die Bietigheim Steelers haben am Sonntagabend das DEL-Derby bei den Schwenninger Wild Wings mit 3:2 nach Penaltyschießen gewonnen und mit dem ersten Saisonsieg die Rote Laterne an die Iserlohn Roosters weitergereicht.

Für hitzige Diskussionen sorgte der entscheidende sechste Penalty: Chase Berger hatte einen ersten Schussversuch eigentlich schon vermasselt – heraus kam unfreiwillig ein angetäuschter Schuss, worauf der in der Nähe postierte Schiedsrichter mit ausgestreckten Armen auf „kein Tor“ entschied. Der 27-jährige US-Amerikaner blieb in der Vorwärtsbewegung und brachte den Puck im zweiten Versuch im kurzen Eck unter. Zur Freude der Bietigheimer – und zum Entsetzen der Schwenninger – gaben die Unparteiischen den Treffer. Wütende Proteste der Wild Wings waren die Folge, sogar Gegenstände flogen aufs Eis.

Verständnis für Wild-Wings-Wut

„Ich wäre wahrscheinlich auch brutal sauer, aber so ist Eishockey. Die Schiedsrichter haben so entschieden“, zeigte Cody Brenner im Interview mit Magentasport Verständnis für den Unmut beim Gegner. Neben Berger war der Goalie mit einer Fangquote von 94,5 Prozent sowie vielen spektakulären Paraden Bietigheims zweiter Matchwinner.

Im Steelers-Lager war die Erleichterung nach dem ersten Erfolg im sechsten Anlauf groß. „Die ersten Spiele waren nicht einfach für uns. Trotzdem hatten wir immer einen brutalen Rückhalt von den Fans. Hut ab, das stärkt uns den Rücken. Die Fans sehen, dass wir wollen und alles geben. So kann es weitergehen“, sagte Brenner. Am besten schon am Mittwoch (19.30 Uhr), wenn der ERC Ingolstadt zum Nachholspiel im Ellental aufkreuzt.

Neue Reihen nach Sturmflaute

Trainer Daniel Naud hatte auf die Torflaute beim 0:2 zwei Tage zuvor gegen Köln reagiert und seine Reihen durcheinandergewürfelt. So durften C.J. Stretch und Evan Jasper nach längerer Zeit wieder mal gemeinsam ran – beide hatten sich in der Spielzeit 2021/22 fast blind auf dem Eis verstanden. Als deren Nebenmann fungierte mit Alexander Preibisch eine weitere altbewährte Kraft. Unverändert blieb nur die Reihe mit Eigengewächs Robert Kneisler, Norman Hauner und Benjamin Zientek.

Neben dem aus medizinischen Gründen noch nicht lizenzierten Joshua Atkinson fehlte mit Tim Schüle ein weiterer Abwehrmann – er wurde nach Auskunft von Geschäftsführer Volker Schoch geschont. Dafür lief Lucas Flade als sechster Verteidiger auf. An der Seite von Max Prommersberger sammelte der aus Dresden gekommene 21-jährige Youngster seine ersten zehn DEL-Minuten.

Temporeich und intensiv ging’s auf dem Eis zu. Die Stimmung unter den 5014 Zuschauern in der fast ausverkauften Helios-Arena passte zur Qualität der Begegnung und zum Spannungsfaktor: erste Sahne. Erstmals in dieser Hauptrunde gingen die Steelers mit einer Führung in eine Pause. 1:0 hieß es nach dem Auftaktdrittel. Den einzigen Treffer erzielte Chris Wilkie, der sich immer mehr als neuer Top-Torjäger im Klub herauskristallisiert – in den vergangenen fünf Partien hat er viermal zugeschlagen. Die Vorarbeit hatte sein neuer Sturmpartner Elias Lindner geliefert (5.). Die Steelers wirkten völlig unbeeindruckt von ihrer Pleitenserie bisher. Sie zeigten sich im Offensivspiel klar verbessert und spielten mutig nach vorne. Dass hier der Vierte gegen den Letzten antrat, war in keiner Phase zu sehen.

Zum zweiten Durchgang schüttelten die Schwarzwälder ihre Müdigkeit von ihrem Trip nach Bremerhaven, wo sie am Freitagabend bei den Fischtown Pinguins mit 3:2 gewonnen hatten, endgültig ab. Auch sie schalteten nun auf Vollgas-Eishockey um. Der Lohn war der Ausgleich, den Michael Keränen mit einem Schnitzer einleitete. Der sonst kreativ und gewitzt agierende Finne spielte nahe der Mittellinie an der Bande einen Rückpass genau in den Lauf von Florian Elias – und der aus Mannheim ausgeliehene SERC-Angreifer sagte Dankeschön und vollendete ins kurze Eck (30.).

Lepaus schießt sein Premierentor

Im Schlussdrittel bescherte eine Gemeinschaftsaktion der Spinks-Brüder den Schwänen das 2:1: Brenner wehrte einen Schuss von Tylor nach vorne ab, Tyson staubte ab (42.). Die Steelers antworteten fünf Minuten später. Und wie: Nach einem Puckverlust der Hausherren kombinierten sich Teemu Lepaus, Keränen und Daniel Weiß durch. Den sehenswerten Spielzug krönte Lepaus mit dem 2:2 – seine Torpremiere in der DEL. Mit zwei Monsterparaden gegen die allein vor ihm auftauchenden Boaz Bassen und Manuel Alberg bewahrte Brenner seine Mannschaft in der Endphase vor dem erneuten Rückstand.

Nach der torlosen Verlängerung scheiterten Tylor Spink, Daniel Pfaffengut und Miks Indrasis am überragenden Gästekeeper – und Constantin Braun sowie Lepaus am ebenfalls blendend aufgelegten Schwenninger Schweden Joacim Eriksson. Nur Berger traf bei seinem heiß diskutierten Versuch ins Netz. Das verrückte Ende eines packenden Duells.

 
 
- Anzeige -