Bietigheim Steelers Vom 10-Tore-Sturm ist nicht viel zu sehen

Von Niklas Braiger
Jesse Roach verkürzt zwar per Gewaltschuss auf 3:4, am Ende reicht es aber trotzdem nicht. Foto: Ralf Poller/Avanti

Nach dem Tor-Spektakel am Dienstag im kleinen Derby gegen Stuttgart läuft es bei den Steelers gegen Lindau nicht wirklich gut. Die Ellentäler verlieren mit 3:5 und bemängeln die Effizienz.

Am vergangenen Dienstag dauerte es 4:09 Minuten, ehe die Fans der Bietigheim Steelers den ersten Treffer ihrer Mannschaft bejubeln durften. Am Ende feierten sie ein 10:0 im kleinen Derby gegen die Stuttgart Rebels. Auch am Freitag beim Gastspiel bei den Lindau Islanders geht es früh mit dem Toreschießen los: Es dauert lediglich 30 Sekunden länger, ehe Bastian Eckl nach einem Traumpass aus der eigenen Zone von Jesse Roach zum Alleingang geschickt wird und vor Goalie Tommi Steffen cool bleibt und zum 1:0 einschiebt.

Früh sieht es so aus, als würde der Tabellenzweite da weitermachen, wo er aufgehört hat. Am Ende werden die Ellentäler dieses Mal allerdings nicht zweistellig, im Gegenteil: In Tommi Steffen findet der SCB Mal um Mal seinen Meister, so verliert er mit 3:5.

Das 1:0 hatte sich bereits angedeutet, die Steelers machen zu Beginn mehr, Erik Nemec und Marek Racuk kommen jeweils in der Anfangsphase zu guten Abschlüssen. Steffen ist hier aber zur Stelle und pariert, ebenso auch nach zehn Minuten gegen Racuk, der erneut mit einem starken Steilpass bedient wird und diesen aber nicht verwertet.

Jezovsek zeigt sich erstmals

Ab dem Powerbreak neutralisieren sich beide Seiten weitestgehend, von den Gastgebern kommt kaum ein sauber herausgespielter Angriff nach vorne, meist landet bereits der vorletzte Pass bei den Grün-Weiß-Blauen. Erst Zan Jezovsek taucht kurz vor der ersten Drittelpause plötzlich vor Schlussmann Olafr Schmidt auf, vergibt aus recht spitzem Winkel aber am langen Eck vorbei (17.).

Das zweite Drittel verschlafen die Bietigheimer dann komplett und Lindau kommt mit einem schnellen Doppelschlag zurück in die Partie. Direkt vom Eröffnungsbully weg kommt Jezovsek per Solo nach vorne, prüft aus kurzer Distanz Schmidt, der mit dem Schoner nur ablenken kann. So landet der Puck bei Andreas Farny im Rücken der Abwehr, der dem hechtenden Goalie und dem dazwischenspringenden Sören Sturm keine Chance lässt und somit nach neun Sekunden das 1:1 erzielt.

Drei Minuten später ist der SCB in Unterzahl und geht gewohnt aggressiv ins Forechecking, das fliegt ihnen dieses Mal jedoch um die Ohren. Erneut ist es ein Solo von Jezovsek, der eine Zwei-auf-Eins-Situation selbst löst und dieses Mal am Schoner von Schmidt vorbei die Partie dreht.

Freier Distanzschuss rutscht rein

Und es wird noch bitterer für die Gäste: Robin Wucher wird an der blauen Linie sträflich freigelassen, zieht einfach mal ab und profitiert davon, dass dem Goalie die Sicht verdeckt wird. So schlägt das Hartgummi zum 3:1 ein (27.). Bei beinahe jedem Schuss brennt es in dieser Phase lichterloh, die Bietigheimer dürfen sich bei Schmidt bedanken, dass es nicht noch übler aussieht.

Der Absteiger wirkt ziemlich getroffen von dieser Wendung, auch in einer vierminütigen Überzahl läuft der Puck zwar gut, die Pässe kommen sauber an, aber die Abschlüsse sind viel zu ungenau. So kommen sie auch mit einem Mann mehr auf dem Eis zu keinem Tor. „Wir waren komplett im Tiefschlaf. Jeder hat gedacht, dass es so weitergeht wie im ersten Drittel“, sagt SCB-Trainer Alexander Dück über den zweiten Abschnitt.

Dass es im Mittelabschnitt nicht läuft, ist ungewohnt für die Steelers. Denn in den vergangenen Partien war das zweite Drittel das beste der Ellentäler, gegen Stuttgart machten sie fünf Tore, auch gegen Peiting, Füssen und Memmingen blieb man jeweils ohne Gegentreffer.

Kurz vor der Drittelpause beweisen die Islanders dann aber Gastfreundschaft und laden die Gäste zum Toreschießen ein. Nach einem Lauf in die Rundung bringt Tamas Kanya das Hartgummi vors Tor, da steht Alexander Dell, der im ersten Versuch aber noch scheitert. Unfreiwillig legt dann aber ein Lindauer verteidiger beim Klärungsversuch direkt wieder für das Geburtstagskind auf, der direkt vor dem Netz ins leere Tor einschiebt (37.).

Jezovsek schnürt den Doppelpack

Angetrieben davon und von einer überstandenen doppelten Unterzahl für über eineinhalb Minuten wittern die Steelers ihre Chance, die Hoffnung auf den Ausgleich wird aber schnell wieder zunichte gemacht. Erneut ist es ein Solo-Lauf von Jezovsek, der von der Bietigheimer Hintermannschaft nicht konsequent angegangen wird, vor Schmidt wieder die Ruhe bewahrt und das 4:2 erzielt (40.). Der Deutsch-Kanadier ist danach dementsprechend bedient und haut den Schläger aus Frust gegen den Pfosten.

Auch im Schlussdrittel fehlt die Konsequenz beim SCB, das von Dück häufig bemängelte zu komplizierte Spiel zeigt sich. „Wir waren etwas panisch, wir können ruhiger agieren“, sagt der Coach auch dieses Mal bei der Pressekonferenz und weiter: „Wir haben die Chancen gehabt, aber sie nicht verwandelt.“

Roach verkürzt mit Gewalt

Weiterhin prasseln die Schüsse in Richtung Steffen, Verteidiger Jesse Roach fasst sich zehn Minuten vor Schluss ein Herz, geht mit Dampf in die Lindauer Zone und schweißt den Puck über die Stockhand hinweg ins Kreuzeck zum 3:4. Der SCB wirft in der Schlussphase noch einmal alles nach vorne, spielt zweieinhalb Minuten vor Ende sogar in Überzahl, kann das aber nicht nutzen. Lindau rettet sich über die Zeit, auch, weil Kanya 79 Sekunden vor Schluss selbst für ein dummes Beinstellen auf die Strafbank geschickt wird. Auch mit Olafr Schmidt vom Eis kommt es nicht zum gewünschten 4:4, stattdessen macht Farny 40 Sekunden vor Schluss ins verwaiste Tor die 5:3-Entscheidung und damit auch den Endstand.

 
 
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